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Gequält, misshandelt, beleidigt, unterdrückt Gequält, misshandelt, beleidigt, unterdrückt: Frauenhaus Zeitz als letzter Zufluchtsort

Von Meike Ruppe-Schmidt 12.04.2018, 08:15
Hell und freundlich: Das Spielzimmer im Frauenhaus Zeitz wurde renoviert und neu eingerichtet.
Hell und freundlich: Das Spielzimmer im Frauenhaus Zeitz wurde renoviert und neu eingerichtet. Hartmut Krimmer

Zeitz - Sie wurden gequält, misshandelt, beleidigt, unterdrückt. Vom eigenen Freund, Ehemann oder Vater. Wer in der Frauenschutzwohnung in Zeitz Hilfe sucht, hat einen langen Leidensweg hinter sich. Viele finden hier die letzte Möglichkeit zur Zuflucht. Seit fünf Jahren bietet die Einrichtung unter Trägerschaft der AmbuLife gGmbH Betroffenen Schutz. Sie hatte das Haus von der Diakonie übernommen.

„Frauen, die sich an uns wenden, haben massive körperliche und seelische Gewalt erfahren“, erzählt Janina Bergk, die als Therapeutin in der Einrichtung arbeitet. „Wer so tief in der Gewaltspirale steckt, ist oft nicht mehr fähig, auch nur kleinste Alltagshandlungen auszuführen.“

Frauenhaus Zeitz: Frauen aus allen Schichten

Insgesamt 89 Frauen und 82 Kinder seien im gesamten Zeitraum hier aufgenommen worden. Im Durchschnitt war die Einrichtung zu 70 Prozent belegt. „Der Schritt, ins Frauenhaus zu ziehen, kostet große Überwindung“, sagt Bergk. „Da spielt auch das Schamgefühl eine Rolle.“ Im Durchschnitt seien die Frauen um die 30 Jahre alt. Die jüngste Bewohnerin sei 18 Jahre gewesen, die älteste 75. „Die Frauen, die sich an uns wenden, kommen aus allen Schichten“, betont Bergk. „Darunter sind Erzieherinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen und ALG-II-Empfängerinnen.“

Sie finden in der Einrichtung einen geschützten Wohnraum mit vier Zimmern, einer Gemeinschaftsküche, zwei Bädern, einen Gruppenraum und ein Spielzimmer, das frisch renoviert wurde. Der Ort ist anonym, umgeben von einer Mauer und Zäunen. Türen und Fenster sind mit Sicherheitsschlössern versehen. Die Gegensprechanlage verfügt über Videoüberwachung.

Frauenhaus Zeitz: „Wir bieten den Frauen 24 Stunden am Tag Sofort-Hilfe an“

„Wir bieten den Frauen 24 Stunden am Tag Sofort-Hilfe an“, erzählt Bergk. „Zunächst brauchen die meisten eine Schulter zum Ausweinen und jemanden, der ihnen zuhört.“ Danach sollen sie Schritt für Schritt ins Alltagsleben zurück finden. Dazu bieten die Mitarbeiter Beratung und Therapie an, in die auch die Kinder einbezogen werden. Außerdem sind Bergk und ihre drei Kolleginnen bei Behördengängen und Wohnungssuche behilflich.

Ein großes Problem: „Inzwischen hat eine von vier Frauen bei uns einen Suchthintergrund“, sagt Diana König, Suchtberaterin in der Einrichtung. Da findet zunächst eine Entgiftung mit Klinikaufenthalt und anschließend eine Langzeit-Therapie statt.

Frauenhaus Zeitz: „Unser Ziel ist es, dass die Frauen ein selbstbestimmtes, gewaltfreies Leben führen“

„Unser Ziel ist es, dass die Frauen ein selbstbestimmtes, gewaltfreies Leben führen“, sagt König. „Dazu müssen sie erkennen, dass es nicht normal ist, wenn der Partner einen schlägt, einsperrt oder das Geld zuteilt. Und dass es keine Schwäche ist, sich Hilfe zu holen.“

Wie erfolgreich sie die Arbeit der letzten fünf Jahren einschätzt? „50 Prozent unserer Bewohnerinnen kehren in ihre alte Häuslichkeit zurück. Die andere Hälfte sucht sich neuen, eigenen Wohnraum.“ Die Dankbarkeit derer, die das geschafft haben, ist riesengroß. König: Das Schönste, das eine Betroffene mir sagte, war: „Danke, dass ihr mir wieder Hoffnung gegeben habt.“

››Das Frauenhaus Zeitz bietet unter der Notruf-Nummer 0160/6 48 49 13 Sofort-Hilfe an. Wer die Einrichtung unterstützen will kann dies durch Sachspenden oder ehrenamtliche Hilfe tun. (mz)