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Gemeindehäuser Zangenberg Gemeindehäuser Zangenberg: Müll, Autoreifen und kaputte Fenster in einer gefährlichen Ruine

Von Angelika Andräs 18.05.2016, 05:00
Gefährliche Müllhalde an der Straße nach Leipzig: So sieht es rund um die ehemaligen Gemeindehäuser von Zangenberg aus.
Gefährliche Müllhalde an der Straße nach Leipzig: So sieht es rund um die ehemaligen Gemeindehäuser von Zangenberg aus. Hartmut Krimmer

Zangenberg - Wie weiter mit den ehemaligen Gemeindehäusern in Zangenberg? Abwarten, bis die involvierten Ämter etwas in Gang setzen? Oder auch nicht. Doch es mehren sich die Stimmen derer, die Angst haben: Wie sicher sind die Häuser?

Was ist mit den Leuten, die dort offensichtlich ein- und ausgehen? Der Ex-Zeitzer Roland Wiegand erinnert daran: Hier wurden Waffen und Munition gefunden. Die MZ macht einen Faktencheck: Wie ist die Situation? Was ist vorher schon passiert und was wird aktuell getan?

Die aktuelle Situation: Die lange leerstehenden, ehemaligen Gemeindehäuser an der B2 machen einen verfallenen Eindruck, Fensterscheiben sind eingeschmissen, Müllsäcke stapeln sich, Autoreifen wurden entsorgt. An der Dachrinne hängt ein Kinderwagen. In den Häusern sieht es offensichtlich nicht besser aus. Ein Mann, der in der Nähe wohnt, hat sich etwas näher herangewagt.

„Müll, Dreck, Ratten. Aber offensichtlich ist hier auch schon einiges eingestürzt“, erzählt er, „und jeder kann rein.“ Ohne Probleme gelangt man nicht nur auf das Grundstück, sondern durch die eingeschlagenen Fensterscheiben und offenen Fenster und Türen auch in die Gebäude. Gebremst wird man im Moment, wie ein aktueller Ortstermin zeigt, nur durch den Wildwuchs: Büsche und Bäume reichen problemlos über das Erdgeschoss hinaus.

Evi Taube hat ebenfalls angerufen. Sie ärgert sich über den Anblick, den sie jeden Tag hat, wenn sie dort vorbeifährt. Schließlich sei das auch der Anblick für alle, die Richtung Zeitz fahren, der Ortseingang. „Was für ein Bild gibt das ab“, sagt sie, „wer hier ein Privatgrundstück hat, muss sich ganz genau an alles halten: kehren, Winterdienst und ja kein Grashalm zu viel. Warum geschieht hier nichts?“

Ganz abgesehen davon weiß auch niemand, was sich im Müll befinde. Ulrich Wegner hat bereits mehrfach Männer, teilweise mit Hund, auf das Grundstück gehen sehen. „Wenn man weiß, dass es hier schon mehrfach Vorfälle gab, die auch mit Munition zu tun hatten, ist das keine beruhigende Vorstellung. Und selbst, wenn sie nur regelmäßig Müll entsorgen, macht das die Sache auch nicht besser.“ Man habe zunehmend Angst, bestätigt eine Zangenbergerin, die Häuser sollten abgerissen werden, damit Müll und Spittel, aber auch die Unsicherheit, was drin noch lagere, ein für alle Mal zu Ende sein.

Rückblick: Seit 2004 sind die Häuser regelmäßig in den Schlagzeilen. Kritikpunkt war immer wieder Müll, der im Sommer überwuchert wurde. Schon da wurde gefordert, die Häuser abzureißen, wenn sich der Privateigentümer trotz wiederholter Aufforderung nicht rührt. An den Erhalt der Gebäude und eine Investition glaubte schon damals niemand mehr.

In der Stadtverwaltung machte man aber schon 2005 die Erfahrung, dass eine Beräumung des Mülls nichts bringt: Nur Tage danach war neuer abgeladen. Einen Aufschrei gab es 2006, als Beschäftigte des Vereins zur Förderung der ländlichen Region auf dem Gelände Gras und Unkraut mit Benzinsensen zu Leibe rücken sollten. Sie stießen dabei auf mehrere Kunststoffsäcke, in denen sich zwei Werfer- und Panzergranaten und Kartuschen befanden.

Die sofort alarmierte Polizei sperrte die Straße und stellte bei der Bergung fest, dass es sich um Übungsmunition handelt. In den Kartuschen haben sich laut Polizei keine Sprengladungen befunden, allerdings war das Material in sehr gutem Zustand. Auf dem Gelände sollen aber auch Handgranaten explodiert sein und immer wieder Feuerwerkskörper, auch in den letzten Monaten. Auch die Leiche eines Obdachlosen soll vor etlichen Jahren dort gefunden worden sein.

Was wird getan? Dazu heißt es aus der Kreisverwaltung Burgenlandkreis: „Auf dem Grundstück der ehemaligen Gemeindehäuser in Zangenberg lagern Abfälle, die ein Einschreiten der unteren Abfallbehörde erforderlich machen. Es handelt sich insbesondere um Siedlungsabfälle. Zu den Verursachern ist nichts bekannt. Nach der Rechtslage kommt hinsichtlich einer Beräumung und Entsorgung dieser Abfälle nur der Grundstückseigentümer in Betracht.

Die Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Zeitz betrifft „die Abwehr von Gefahren durch Verkehrsbehinderungen und -gefährdungen, Anpflanzungen, Tierhaltung, offene Feuer im Freien, Ruhestörung, mangelnde Hausnummerierung, Eisflächen, Tagesbrüche und Tagebaurestlöcher für  die Stadt Zeitz“. Reine Gefahrenabwehr würde im Falle der Häuser an der Bundesstraße bedeuten, dass sie so gesichert werden, dass niemand mehr eindringen kann. Selbst diese Sicherung fehlt. Dazu ist zuerst einmal der Eigentümer verpflichtet. Die Stadt übernimmt das nur bei konkreter Gefahr. Der abgelagerte Müll ist ein Fall für die untere Abfallbehörde der Kreisverwaltung. Eine unmittelbare Gefahr durch herabstürzende Teile oder Verletzungen durch Abfälle sei nicht gegeben, da niemand das Grundstück betreten muss - und darf. (and)

Gegenüber der Eigentümerin des betroffenen Grundstücks sind bei der unteren Abfallbehörde zwei Verwaltungsverfahren - Anordnung zur Beräumung und Bußgeldverfahren- anhängig. Es handelt sich dabei um laufende Verfahren. Die Stadt Zeitz wurde zum Stand der Verfahren informiert.“

Unternehmen wird die Stadt im Moment aber nichts. Auch nicht in Hinblick auf die Sicherung des Gebäudes. Dabei sehen viele besorgte Bürger es als ersten Schritt zur Abwendung weiterer Gefahren an, dass Türen und Fenster verschlossen werden. Tätig werden könnte die Stadt Zeitz nach eigener Aussage ohnehin nur im Rahmen der Gefahrenabwehr, geregelt in der städtischen Verordnung.

Hierfür seien die Voraussetzungen nicht gegeben, heißt es aber aus dem Rathaus. Würde eine Ersatzvornahme - von Sicherung der Zugänge über Beräumung bis hin zum Abriss - erfolgen, müsste das die Stadt bezahlen und würde wahrscheinlich auf den Kosten sitzenbleiben. Denn bisher hat die Eigentümerin, die nicht in Zeitz wohnen soll, noch nicht reagiert. (mz)

Die Ruinen haben alle offene Fenster, eingeschlagene Scheiben.
Die Ruinen haben alle offene Fenster, eingeschlagene Scheiben.
Hartmut Krimmer