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Frieda Loose feiert am Freitag

Von Karin Großmann 11.11.2004, 17:57

Wetterzeube/MZ. - Tochter Sie wird aus dem Fenster blicken, nach der Tanne am Haus von Lieblingsenkel Ronald Worschischek, seiner Frau Steffi und dem "Wäldchen" am Hang jenseits der Weißen Elster Ausschau halten. "Diesen Ausblick genießt sie noch immer," sagt die 77-jährige Tochter Irmgard.Und wenn ihr das Hörgerät angelegt wurde, sie in ihrem Rollstuhl sitzt, wird die geistig sehr rege Jubilarin, die sich immer Sorgen um das Wohlbefinden ihrer nahen Verwandten macht, ein Gedicht aufsagen. "Das macht sie jetzt oft", ist selbst Schwester Ute erstaunt über das gute Gedächtnis der Frau, zu der sie zweimal am Tag zur Pflege kommt. Ansonsten ist die Tochter Tag und Nacht für ihre Mutter da.

Ein bewegtes Leben liegt hinter Frieda Loose. Vor 100 Jahren in Klobikau bei Merseburg wurde sie als erstes von vier Kindern eines Grubenarbeiters geboren. Die Mutter starb als sie sieben war. Als sich der Vater eine zweite junge Frau nahm, kamen drei weitere Geschwister. Eine fröhliche Jugendzeit blieb ihr als Ältesten verwehrt.

Bis sie den blinden Verwaltungsangestellten Emil Loose kennen lernte, ihn 1926 heiratete und drei Kindern das Leben schenkte. Mit ihm und seiner Familie begann ihr schönes Leben, mit viel Liebe, die sie Zeit ihres Lebens an Kinder und Enkel weitergab. Als der Mann 1955 starb, kümmerte sie sich um Enkel. Ab 1958 begann sie im "Ratskeller" von Mücheln im Geiseltal als Küchenhilfe, arbeitete sich zur Köchin hoch und ging erst mit 69 Jahren in den Ruhestand.

1985 holte ihre Tochter Irmgard sie nach Zeitz. In der Ein-Raum-Wohnung fühlte sich die Seniorin wohl, verbrachte aber ihre schönsten Stunden mit Irmgard und deren Mann Otto im Garten in Kretzschau. "Noch mit 96 Jahren ging sie dort dem Unkraut zu Leibe", erinnert sich die Tochter. Die Mutter habe immer etwas tun müssen. 2001 wurde Frieda Loose krank und kann seit dem das Bett nicht mehr allein verlassen. Doch zu einem Schwätzchen sind ihr die Enkel (vier), Urenkel (acht) und Ururenkel (vier) immer willkommen.

Nicht alle Verwandten, weil im Lande verstreut wohnend, werden am Freitag zur Feier ins Wetterzeubener Dorfgemeinschaftshaus kommen können. Aber viele Nachbarn und Freunde sowie der Bürgermeister wollen der Jubilarin gratulieren. Zu Hause am Weinberg werden bereits am Vormittag die Wetterzeubener Kindergartenkinder der ältesten Bewohnerin ihrer Gemeinde ein Ständchen bringen.