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Freikörperkultur Freikörperkultur: «Der Mann hat sich förmlich hochgeschaukelt»

Von Klaus-Dieter Kunick 03.08.2004, 17:40

Hohenmölsen/MZ. - Die Wogen am Mondsee haben sich noch immer nicht so recht geglättet: "Wir haben auf den Artikel schon gewartet", berichtete eine junge Frau aus Trebnitz, die sich als Zeugin des Vorfalls vom vergangenen Sonnabend meldete. Hintergrund dieser Aussage ist, dass sich ein junger Mann aus Jena am FKK-Strand nicht enthüllen wollte. Die 37-Jährige meinte, dass es sich hierbei um eine Provokation gehandelt habe. Nicht nur sie, auch eine weitere Frau hätten sich von dem Jenaer ständig beobachtet gefühlt. "Es war unerträglich", argumentierte sie. Ständig habe der Betreffende die Frauen mit den Augen "abgetastet". Die zwei Polizeibeamten hätten sich korrekt verhalten, bestätigte sie. Zum Schutz der eigenen Person habe die Polizei den Studenten in Handschellen legen müssen, bekräftigte Wolfgang Bach, der Leiter Einsatzdienst im Polizeirevier Weißenfels. Er sehe kein unverhältnismäßig hartes Vorgehen seiner Beamten. Der Mann hätte provoziert und mit Gewalt gedroht. Im Rahmen der Gefahrenabwehr habe man sich schützen müssen, so Bach.

Ein 69-Jähriger aus Eisenberg gab an, dass der Student mehrmals höflich gebeten wurde, sich den Bedingungen am FKK anzupassen. "Er fühlte sich aber von uns belästigt, wir wären hier falsch am Platz", berichtete der Eisenberger. "Der Mann hat sich ja förmlich hochgeschaukelt", fuhr er fort. Alle zwei Stunden gebe es seitens der Rettungsschwimmer Kontrollen am FKK, fügte Manfred Grün, der Geschäftsführer des Freizeitparkes Pirkau, hinzu. Wer sich bekleidet dort aufhalte, werde darauf hingewiesen. Zu Problemen sei es dabei noch nie gekommen.

Monika (51) und Peter Marth (54) aus Gera meinten, dass sie die "Textilsträndler" am FKK nicht stören würden, solange es sich um Einzelne handele. Aber oftmals kämen Gruppen und dagegen hätten sie etwas. Man müsse am FKK damit leben, wenn "geguckt" werde, ergänzte Frau Marth. Kein Verständnis brachte Frank Schreiber (40) aus Zeitz auf. Man spreche die Bekleideten an und weise sie darauf hin, dass sie angezogen am Nacktstrand "falsch" seien. Simone (34) und Thomas Vetterling (37) aus Eisenberg sehen das ebenfalls so: Entweder man halte sich am Textilstrand auf oder gehe zum FKK, man müsse sich entscheiden.

"Hat der Mann juristisch das Recht, sich dort aufzuhalten?" fragte Kurt Fischer, der Präsident des Deutschen Verbandes für Freikörperkultur. Ständig werde ja heutzutage von Freiheit geredet. Er plädiert dafür, in so einem Fall "selbst progressiv" aufzutreten. "Was wäre passiert, wenn sich zehn Nackte um diesen Mann herum gesetzt und ihn angestarrt hätten?", formulierte Fischer eine weitere Frage. Ab wann sich jemand belästigt fühlt, könne man nicht so ohne weiteres beantworten, merkte der Präsident an. "Die individuellen Empfindungen lassen sich nicht in Normen fassen", sagte Fischer.