Flugtage in Laucha Flugtage in Laucha: Lust auf den Nervenkitzel
Laucha. - "Dein Sohn wäre jetzt stolz auf dich", beglückwünscht Frau Lange senior ihren Sohn Ulrich. Der ist gerade dem Doppeldecker Siam-Marchetti entstiegen, in dem er am Sonnabendnachmittag als Passagier auf dem Gästesitz einige Kunstflugfiguren über dem Flugplatz Laucha-Dorndorf absolviert hatte. In der luftsportbegeisterten Familie aus Bad Dürenberg bzw. Weißwasser frönen drei Generationen dem Flugsport. Senior Erwin Lange war einst Fluglehrer auf dem Lauchaer Platz, Ulrich Lange machte hier den Segelflugschein, und auch der Enkel hat sich der Fliegerei verschrieben. Klar, dass die Langes die Flugtage in Laucha nicht auslassen.
Das Luftsportspektakel fand in diesem Jahr zum zehnten Mal statt. Rund 1200 Besucher, so schätzt Helmut Bromberger, der Vereinsvorsitzende, waren bis Sonnabend gekommen. Zufrieden ist er allerdings nicht. Der Sonnabend mit seinem verregneten Vormittag hatte den Veranstaltern einen Einbruch beschert. Dabei hatte es sich am Himmelfahrtstag gut angelassen. Da dominierten auf dem Parkplatz neben dem einheimischen BLK auf den Kennzeichen die Kürzel von Merseburg-Querfurt, Mansfelder Land und Saalkreis.
Es sind nicht nur Vorführungen und die Teilnahme an schlichten Rundflügen, die Anklang beim Publikum finden. Auch nach Abenteuerlichem steht manchem der Sinn - nach Kunstflügen eben oder Tandemsprüngen am Fallschirm.
Am Stützpunkt des Fallschirmsprungvereins Merseburg erkundigt sich gerade ein junger Mann aus Querfurt nach dem Preis eines solchen Huckepack-Sprunges, bei dem der Passagier gemeinsam mit einem Profi-Springer zur Erde schwebt. "Einen Kunstflug habe ich schon im vorigen Jahr mitgemacht, das war einfach das Härteste. Ich möchte alles mal ausprobieren - wie das so ist, wenn man oben an der offenen Flugzeugtür steht und man muss raus, und dann den freien Fall", schwärmt der Querfurter, der seinen Namen aber nicht unbedingt gedruckt sehen möchte. Er bedauert, dass er die 180 Euro für den Sprung diesmal nicht dabei hat. Zu hoch wäre ihm der Preis für dieses Abenteuer aber nicht.
Für die Teilnahme an einem Kunstflug in der Marchetti waren nach Auskunft von LSV-Geschäftsführer Gerhard Kresse 100 Euro zu zahlen. Im Vergleich dazu blieben die Preise für einen Rundflug mit 20 Euro auf dem Boden. Das Mitfliegen in einem Segler kostete zwölf Euro, freie Plätze wurden auch schon mal für zehn angeboten.
Den meisten freilich reichte das Zuschauen völlig, vor allem angesichts der atemberaubenden Figuren, die Robert Botzen (dann natürlich ohne Fluggast) in seine Pitts special zeigte. Als die Pitts, nachdem sie senkrecht wie eine Rakete aufgestiegen war, für einen Moment stillzustehen schien und dann eingehüllt in eine Rauchwolke senkrecht abwärts trudelte wie ein Maikäfer, der gegen eine Straßenlaterne geknallt war, stockte vielen der Atem. Diese Vorführung, mit der der offizielle Teil der Flugschau am Sonnabend schloss, war die spektakulärste, die diesmal in Laucha geboten wurde.
Lauchas Bürgermeisterin Jana Grandi übrigens kam am Sonntagvormittag mit etwas gemischten Gefühlen auf den Flugplatz. Ihr war vom Verein während der Weinverkostung am Sonnabend ein Kunstflug verehrt worden. "Ich habe zugesagt, nun muss ich da durch", sagte die Bürgermeisterin.
"Soviel Motorkunstflug wie in diesem Jahr hat es in Laucha lange nicht gegeben, resümierte Programmsprecher Jens-Peter Jebsen. Einen dieser Kunstflüge hatte er am Sonnabend mit ganz besonderer Anteilnahme kommentiert. Da saß seine Tochter Judith auf dem Gästesitz der Marchetti.