1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Fliegende Kuh macht Großgrimma berühmt

Fliegende Kuh macht Großgrimma berühmt

Von Yvette Meinhardt 07.09.2004, 16:08

Großgrimma/MZ. - Scheinwerfer bringen zusätzliches Licht, Kameratechnik, Filmset, Regiepult, Drehtag in Großgrimma.

Peter Kurth (bekannt aus Good Bye, Lenin, Tatort, Polizeiruf und Schimanski) spielt den Bauern Neusorge. Sein verpfuschtes Leben und das unbearbeitete Feld vor seinem Fenster ertränkt er im Suff des selbst gebrannten Kartoffelschnapses. Der Film erzählt die Geschichte seines 18-jährigen Sohnes Milan im Dorf Dunkelhäuser (Großgrimma) an der polnischen Grenze. Ein verlassener trostloser Ort, der zwischen Agrarsubventionen und EU-Ost-Erweiterung untergeht. Im Ort leben nur noch die dickschädligsten und weltfremdesten Bauern, ein skurril abgegrenzter Mikrokosmos. Ein fremder Pole verändert das Leben, ein Film zwischen Krimi und Liebesspiel, zwischen Absurdität und realer Gegenwart. Da ist zum Beispiel die Szene mit der Kuh. Weil die Dachrinne bewachsen ist und das Fleckvieh Gras frisst, lernt die Kuh fliegen und weidet schließlich auf dem Dach. "Der Dreh mit der Kuh hat von uns enormen Aufwand erfordert. Ein Vierteljahr wurde ein Tiertrainer engagiert, um der Kuh das Abheben beizubringen", erzählt Produzentin Judy Tossell lachend.

Schauspieler, Masken- und Kostümbildner, Techniker aller Art bevölkern das Dorf. Die Schauspieler wohnen in einem Hotel in Hohenmölsen, die Produzenten im Gemeindehaus vor Ort. "Ursprünglich sollte der Drehort in der Lausitz liegen, doch dort fanden wir nichts passendes", plaudert Produzent Marc Wächter. Großgrimma bietet für die 40-köpfige Crew ideale Voraussetzungen, ein (fast) ausgestorbenes Dorf. Keine Absperrungen, keine ungebetenen Zaungäste. "Ein wirklicher Luxus, diese einzigartigen Drehbedingungen", fährt Tossell fort. Nur in der Ferne dreht ein Mähdrescher seine Runde, Nachbearbeitungen im Tonstudio sind die absehbare Folge.

Großgrimma bietet nicht nur den szenischen Rahmen für die Kinoproduktion, sondern schreibt den Film quasi mit. Aus den drei Bauern im Drehbuch, werden zwei Bauern und ein Schmied (jener lebt noch in Großgrimma und stellt seine Schmiede zur Verfügung). Für die geplante Film-Katze springt der Hund des Schmiedes ein und wird zum filmischen Wesen. Auch so mancher Einwohner trägt sein Scherflein zum Film bei. Angefangen von dem Mann des Wachschutzes, über die Küchenfee bis hin zu einigen Arbeitslosen, die den Ort zum Drehort baulich umwandeln.

Bis zum 18. September sollen alle Szenen im Kasten sein, anschließend geht es zum Schnitt in die Studios. Im nächsten Jahr startet "Nimm dir dein Leben" bundesweit in den Kinos.