Feldversuch mit Lang-Lkw Fahren bald Gigaliner in Sachsen-Anhalt

Zeitz - Ein Jahr lang lief in Deutschland der Feldversuch mit Lang-Lkw. Zum Jahreswechsel dürfen nun alle, die es wollen, die 25,25 Meter langen, sogenannten „Gigaliner“ auf bestimmten Strecken einsetzen – in Sachsen-Anhalt betrifft das allerdings nur den Transitverkehr auf Autobahnen. Anders ist das bei den sogenannten „Eurotrailern“. Für die klassischen Sattelauflieger mit Überlänge hat der Magdeburger Landtag bereits Mitte Dezember grünes Licht gegeben. Auch die Eurotrailer wurden bislang im Feldversuch getestet.
Mit 17,8 Metern Gesamtlänge sind diese Lastzüge 1,3 Meter länger als bisher zugelassene Fahrzeuge. Sachsen-Anhalt wird damit das neunte Bundesland, in dem die Eurotrailer rollen dürfen. Bisher kann der verlängerte Auflieger flächendeckend in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Thüringen, Sachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen fahren, wie die Deutsche Verkehrszeitung berichtet.
Logistiker Wilhelm Hövelmann setzt auf extralange Lastzüge
Der rheinische Logistiker Wilhelm Hövelmann wird an seinen sachsen-anhaltischen Standorten (unter anderem Droßdorf) künftig auf die extralangen Lastzüge setzen. Insgesamt 15 XXL-Auflieger hat der Unternehmer vom Niederrhein bereits bestellt. Vor Juni 2017, so der Senior-Chef zur MZ, würden die wohl kaum geliefert. Ursprünglich hatte die Branche mit der Magdeburger Landesregierung über 1,5 Meter mehr und 10 Prozent mehr Gewicht verhandelt, wie Hövelmann weiter schildert. Die nun zugesicherten 1,3 Extrameter seien ein Kompromiss. Mehr wiegen dürfen die Lkw zur Enttäuschung des Logistikunternehmers nicht. Es bleibt bei 40 Tonnen.
Dennoch: Hövelmann ist vom Nutzen der längeren Lkw überzeugt. „Die Eurotrailer fassen 10 Prozent mehr Volumen beim gleichen Verbrauch“, so der Senior-Chef. Das wissen aber Hövelmanns Kunden. Genau deshalb, so erwartet der Unternehmer, werden die für mehr Ladung nicht unbedingt mehr bezahlen wollen. Hinzu kommt: „Für die Lang-Lkw braucht man fähige Fahrer.“ Bereits in der Vergangenheit hatte der rheinische Logistikunternehmer gegenüber der MZ geschildert, dass solches Personal zunehmend schwer zu finden ist.
Sebastian Schenk ist skeptisch, ob der Einsatz der Riesen-Laster wirklich einen Vorteil bringt.
Gigaliner sind nur für eine kleine Minderheit der Branche sinnvoll
„Gigaliner sind nur für eine kleine Minderheit der Branche sinnvoll“, urteilt der Speditionsleiter und Brummifahrer. Die 16 Sattelzüge des Hohenmölsener Logistikers transportieren überwiegend Baustoffe und nur zum kleinsten Teil Palettenware. Leichte, aber voluminöse Ware gehört kaum zur Fracht des Logistikers. Deshalb machen auch die Eurotrailer für Schenk wenig Sinn: „Ich darf trotzdem nicht schwerer laden.“
Die Aussicht auf noch längere Lkw, die sich die Rahnestraße hinauf durch die Zeitzer Innenstadt quälen, bringt Rainer Görg vom Verein Verkehrswacht Zeitz nicht in aus der Ruhe. „Da die Anhänger ja mitlenken, sollte das für den Verkehr nicht erschwerend sein“, so der ehemalige Polizist. „Allerdings sollten die Fahrer geübt sein“, gibt Görg zu bedenken. Die Betriebe, so ist sich der Verkehrsexperte sicher, werden sich deshalb genau anschauen, wen sie hinter das Steuer der Lang-LKW setzen.
Der Bundesverband Güterkraftverkehr beglückwünscht den Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) für dessen Freigabe für Gigaliner in einer Pressemitteilung. Demnach ist sich die Branche sicher, dass der Einsatz längerer Lastzüge vor allem die Umwelt schonen werde. Die Verteilung der unveränderten Gesamtmasse auf mehr Achsen schone außerdem die Straße. (mz)