Ende eines Zeitzer Wahrzeichens Ende eines Zeitzer Wahrzeichens: Vor 25 Jahren wurde der Wasserturm abgerissen

Zeitz - Vor 25 Jahren wurde der Zeitzer Wasserturm abgerissen. Doch es gab auch eine starke Bewegung gegen den Abriss. Und durchaus Hoffnung auf Erhalt.
1994 sah es für den Wasserturm in Zeitz-Ost noch sehr gut aus. Nach Außerbetriebnahme 1991 begann die Midewa als damaliger Besitzer und Betreiber des Turmes mit Erhaltungsmaßnahmen. Der Turmkopf wurde saniert, der Turmschaft wurde eingerüstet, um die schadhaften Stellen in der Stahlbetonkonstruktion auszubessern. Dann übernahmen die Stadtwerke und damit die Stadt Zeitz den Turm, und es wurde sofort aktiv der Abriss dieses Denkmals vorbereitet.
„50 plus“ aus dem Partnerschaftsverein „Detmold-Zeitz“ gegründet
Als das bekannt wurde, ergriff eine Gruppe älterer Menschen, die sich „50 plus“ nannte und sich aus dem Partnerschaftsverein „Detmold-Zeitz“ gegründet hatte, die Initiative. Diese Gruppe hatte im Vorfeld die Jungenskulptur „Weil’s mich freut“ gerettet und am Lindenplatz wieder aufgestellt und sich später sehr für den Wiederaufbau des Arnold-Brunnen in der gleichnamigen Promenade eingesetzt.
Es wurde sofort Kontakt aufgenommen mit dem damaligen Inhaber des Hotels am Wasserturm, um einen Raum für Protestveranstaltungen zu finden. Dieser Betreiber hatte schon aufgrund seines Hotelnamens großes Interesse am Erhalt des Turmes. Es gab mehrere Treffen in diesem Hotel mit ständig steigenden Teilnehmerzahlen. Es wurden Proteste formuliert, mehrere Demonstrationen organisiert und ein Gespräch mit dem damaligen Oberbürgermeister Dieter Kmietczyk als Befürworter des Turmerhaltes durchgeführt.
Petitionen an den Rat der Stadt Zeitz gesendet
Mit tausenden Unterschriften wurden Petitionen an den Rat der Stadt Zeitz gesendet und ein Versuch gestartet, in einem Gespräch das Christa Schmidt mit dem damaligen Landesoberhaupt Reinhard Höppner führte, diesen für den Kampf um den Erhalt des Turmes zu gewinnen. Durch Ulrich Becker wurden Konzepte und Vorschläge erarbeitet zur weiteren Nutzung des Turmes als Verwaltungsgebäude der Stadtwerke, als Wohngebäude mit attraktiven Einraumwohnungen oder als Café mit Aussichtsplattform - einschließlich Kostenvoranschlägen.
Bis zuletzt bestand die Hoffnung, dass der Turm als denkmalgeschütztes Bauwerk, als eines der ersten in Gleitbauweise errichtetes Stahlbetonbauwerk Deutschlands, als formschönes Gebäude mit neuer Nutzung und als markanter Blickpunkt in der Zeitzer Silhouette erhalten bleiben würde. Doch dann kam es ganz anders. Mit obskuren Begründungen wie Einsturzgefahr, notwendigen Erhöhungen des Wassergeldes und falschen Kostenvergleichen von Abriss zu Erhaltung ohne Berücksichtigung der möglichen Nutzung wurde Stimmung gemacht und die Vorbereitungen zum Abriss vorgenommen.
Abbruch historischer und prägender Gebäude in Zeitz
Die Stadt Zeitz war in den letzten Jahrzehnten beim Abbruch historischer und prägender Gebäude schon oft schnell zur Hand, und so wurde dem Abbruch des Wasserturmes im Juni 1997 nach kurzer Debatte zugestimmt. Ein Grund dafür war ganz offensichtlich, dass sich einige Stadträte für ihre Firmen günstige Aufträge beim Abriss und den Nacharbeiten versprachen und andere Abgeordnete für den Abbruch stimmten, sich aber im Vorfeld laut für den Erhalt eingesetzt haben. Warum ist das so in Zeitz?
Das alles ging blitzschnell und gut vorbereitet. Schon wenige Tage nach der Entscheidung im Stadtrat fiel das Gerüst um den Turm und dann rückte schwere Technik an. Alles war vorher schon vertraglich gebunden... Das war das Aus für den Turm und für die Interessentengruppen der vielen Zeitzer Bürger, die bis zuletzt um den Erhalt dieses markanten Zeitzer Bauwerkes gekämpft haben.
Mit diesen Erinnerungen der Gruppe „50 plus“ ist vor allem die Hoffnung verbunden, dass sich in Zukunft möglichst viele Zeitzer Bürger gegen den noch immer laufenden Prozess des Abrisses vieler markanter Gebäude und ganzer Straßenzüge zur Wehr setzen. Denn sonst werden aus dem Slogan „Mut zur Lücke“ am Ende nur noch Lücken. (mz)

