1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Einkaufen in Trebnitz: Einkaufen in Trebnitz: Flaute bei regionalen Produkten

EIL

Einkaufen in Trebnitz Einkaufen in Trebnitz: Flaute bei regionalen Produkten

Von Anja Melior 22.04.2016, 07:41
Im Hofladen des Beeren- und Straußenhofes bietet Siegrid Fischer neben den eigenen Produkten auch die von anderen Direktvermarktern an.
Im Hofladen des Beeren- und Straußenhofes bietet Siegrid Fischer neben den eigenen Produkten auch die von anderen Direktvermarktern an. Marco Junghans

Trebnitz - Der Einzelhandel bereitet Jürgen Fischer und seinen Direktvermarkter-Kollegen große Probleme. Immer schwieriger sei es, die Menschen für regionale Produkte zu begeistern. Um dem entgegenzuwirken, veranstaltet die Gemeinschaft der Direktvermarkter der Elster-Saale-Unstrut-Region am heutigen Freitag und morgigen Sonnabend in der Agrar- und Absatzgenossenschaft Naumburg den inzwischen siebten Frühlingsmarkt. Diesen sieht Fischer, Vorsitzender der Gemeinschaft, als große Chance, weitere Kunden für regionale Produkte zu gewinnen.

Gegenseitige Unterstützung

Fischer ist Gründungsmitglied des Vereins, den es seit 1996 gibt. Acht Betriebe seien es damals gewesen. Man hatte das Ziel, einen regionalen Bauernmarkt zu eröffnen. Doch der scheiterte sowohl an den Finanzen als auch an einer geeigneten Immobilie, wo man einen solchen Markt regelmäßig hätte durchführen können. Es wurde umgedacht und der Beschluss gefasst, sich gegenseitig zu unterstützen. So bietet beispielsweise der Hofladen im Beeren- und Straußenhof Trebnitz nicht nur eigene Fruchtaufstriche, Essig und Öle, Beerenobst und Straußenprodukte an, sondern hat auch von anderen Direktvermarktern Säfte und Wurst im Angebot. „Wir tauschen unsere Waren aus, um den Kunden noch mehr Vielfalt zu bieten“, erklärt Fischer. Inzwischen zählt die Gemeinschaft insgesamt 25 Mitglieder. „Vom kleinen Ein-Mann-Betrieb bis hin zum 3 500-Hektar-Unternehmen haben wir die unterschiedlichsten Sparten von Fisch und Pilz bis hin zu Käse und Obst“, erklärt Fischer.

Das Leben der Direktvermarkter wird dennoch immer schwieriger. Fischer selbst kennt es von seinem eigenen Hof. „Es findet sich immer weniger Personal und dessen Motivation sinkt aufgrund der geänderten Lohnstruktur“, sagt er. Früher wurden die Mitarbeiter nach der abgeernteten Menge an Obst oder Gemüse bezahlt, heute nur nach Zeit - egal wie viel sie in dieser schaffen. Ein weiteres großes Problem: die Unternehmensnachfolge. Es fehlt oft an Nachwuchs, der nachrückt. Auch die Konkurrenz des Einzelhandels bereitet Kummer.

Produkt-Herstellung im Umkreis von maximal 50 Kilometern

„Wir können nicht so umfangreiche Öffnungszeiten anbieten, unsere Produktpalette ist stark begrenzt, und natürlich haben wir eine ganz andere Preisgestaltung und können die Waren nicht so günstig anbieten, weil wir eben keine Massenware verkaufen“, erklärt der Vereinschef. Überhaupt sei die Bezeichnung „regionale Produkte“ laut Fischer im Handel ziemlich irreführend: „Da gibt es keine genaue Abgrenzung. Selbst der Bodensee zählt noch zur Zeitzer Region. Das ist bei uns Direktvermarktern anders und ganz genau definiert. Regional heißt, dass die Produkte im Umkreis von maximal 50 Kilometern hergestellt werden.“ Nicht zuletzt ist die ländliche Lage vieler Unternehmer ein großes Problem. Ein Hofladen im Dorf fernab jeder Bundes- oder Landstraße sei eben schwer zu erreichen. „Wir leben von unseren Stammkunden, doch auch die sind irgendwann in ihrer Mobilität eingeschränkt“, sagt er.

Es wird nun im Verein vermehrt auf Werbemaßnahmen gesetzt, um vor allem jüngere Menschen anzusprechen. Dies sei zum Beispiel durch Hoffeste möglich. Dabei zeige sich der Vorteil des Netzwerkes: Man hilft sich gegenseitig, die Höfe mit Leben zu füllen. „Vor Ort zeigen wir den Gästen beispielsweise, wo das Ei herkommt, wie die Tiere gehalten werden, dessen Fleisch sie später essen oder wie die Früchte an den Bäumen wachsen“, so der Vereinschef.

Probieren auf dem Frühlingsmarkt

Eine gute Möglichkeit, die Menschen von den Vorteilen der vielen heimischen Produkte zu überzeugen, ist der kommende Frühlingsmarkt in Naumburg. „Die Veranstaltung bietet viele Vorteile. Zum einen kann man den persönlichen Kontakt zum Unternehmer oder Hersteller suchen, Fragen stellen und natürlich auch die unterschiedlichen Produkte probieren“, sagt Fischer.

Auch an die Kinder hat der Verein gedacht: Eine Hüpfburg, eine Bastelstraße sowie ein Spiel- und Erlebnisplatz sollen für Spaß bei den Jüngsten sorgen. Streicheltiere sind ebenfalls vor Ort. Eine Kutsche steht für Rundfahrten bereit. Fischer und seine Vereinskollegen hoffen, damit viele neue Kunden für ihre Produkte begeistern zu können. Außerdem wünschen sie sich, dass damit die Hofläden wieder begehrter werden.

Der Frühlingsmarkt in der Agrar- und Absatzgenossenschaft Naumburg, Hallesche Straße 73, findet am Freitag von 9 bis 18 Uhr und am Sonnabend von 9 bis 15 Uhr statt. (mz)