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Ein Sport fürs Leben Ein Sport fürs Leben: Was macht Jodan Kamae aus?

Von Silvia Kücken 04.02.2021, 14:30
Susanne Selbert und Peter Hinsche auf der Trainingsmatte in einer der Klinkerhallen.
Susanne Selbert und Peter Hinsche auf der Trainingsmatte in einer der Klinkerhallen. Silvia Kücken

Zeitz - Jodan Kamae. Ein Begriff aus dem japanischen Kampfsport Ju Jutsu, der soviel bedeutet wie „aufrecht stehen“. Gemeint sind die äußere und innere Grundhaltung des Kämpfers. Auch Peter Hinsche und Susanne Selbert, den langjährigen Mitgliedern der Zeitzer Kampfsport-Gemeinschaft Jodan Kamae, merkt man diese aufrechte Haltung an. Seit vielen Jahren gestalten beide nun schon tatkräftig das Vereinsleben mit und wurden nun für ihr besonderes Engagement vom Landessportbund Sachsen-Anhalt ausgezeichnet.

Susanne Selbert, Geschäftsführerin des in Zeitz sitzenden Ju Jutsu-Landesverbandes, wurde für 15 Jahre Engagement mit einer silbernen Ehrennadel geehrt, Gründungsmitglied und Trainer Hinsche erhielt für seine 25-jährige Treue ein goldenes Exemplar. Gemeinsam haben beide zudem, dass sie erst später im Leben zum Ju Jutsu fanden.

1994 legte er die Prüfung zum Trainer ab

Immer schon sportlich, war der gebürtige Hallenser Hinsche seit seiner Jugend ein aktiver Ruderer und Judoka. Zum Ju Jutsu kam er aber erst nach der Wende durch seinen Sohn. Dieser sei in der Schule Opfer von Prügelattacken geworden und belegte deshalb Selbstverteidigungskurse in Droßdorf und Zeitz. „Und dann habe ich auf der Bank gesessen und zugesehen und habe mir gedacht, da kann ich eigentlich auch gleich mitmachen“, erzählt Hinsche von seinem Entschluss.

Das war 1991. 1994 legte er die Prüfung zum Trainer ab. Seitdem steht der frühere Autoschlosser regelmäßig auf den Übungsmatten der IG Klinkerhallen und trainiert mit 80 Jahren noch junge Kampfsportler und die Gruppe der Ü35. Bis der Corona-Lockdown kam. „Es fehlt jetzt natürlich“, sagt er zur aktuellen Trainingspause, aber die Arbeit auf seinem Grundstück und in seinem Garten halte ihn fit. Obwohl er computertechnisch noch nicht so bewandert sei, möchte er bald selbst Online-Trainingsstunden beisteuern, die zurzeit vom Verein kostenlos angeboten werden.

„Das Fitness-Studio war mir irgendwann zu langweilig“

Die Zeitzerin Susanne Selbert (48) hingegen, hatte lange Zeit nur einen beruflichen Bezug zum Kampfsport, seitdem sie 2006 Geschäftsführerin des JuJutsu-Landesverbandes wurde. Erst an einem Abend im Jahr 2015 fasste sich die Betriebswirtin ein Herz und wagte sich das erste Mal selbst auf die Matte. „Das Fitness-Studio war mir irgendwann zu langweilig“, sagt sie. Seitdem übt sie in der Ü35-Trainingsgruppe von Hinsche zweimal die Woche und meisterte schon erste Prüfungen. Ihr gehe es nicht um den Wettkampf, sondern um das „Miteinander“, in dem man in einer Gruppe zusammen den Sport erlernt.

Beide Vereinsmitglieder sind begeistert von der Komplexität und der Vielseitigkeit des Kampfsports. Im Gegensatz zum traditionellen Judo biete Ju Jutsu einen flexiblen Mix von verschiedenen Kampfstilen. „Es tut mir einfach gut. Alle Körperteile werden bewegt und gefordert, es ist nicht so einseitig wie das Gewichtheben“, sagt Hinsche. „Außerdem erhält man ein besseres Körpergefühl und mehr Selbstbewusstsein“, ergänzt Selbert.

Hinsche und Selbert blicken stolz auf eine erfolgreiche Vereinsgeschichte

Hinsche und Selbert blicken stolz auf eine erfolgreiche Vereinsgeschichte. Während Zeitz seit Jahren Einwohner verliert, ist der 1991 gegründete Verein kontinuierlich gewachsen, besonders seit dem Umzug 2005 in die sanierten Klinkerhallen in der Albrechtstraße. Aktuell gibt es 300 Mitglieder, etwa ein Viertel davon sind Mädchen und Frauen.

Der Verein Jodan Kamae setzt sich außerdem mit verschiedenen Projekten für Gewaltprävention, Kinderschutz und Selbstverteidigung ein. Und auch mit Veranstaltungen wie dem Adventsball sei der Verein für viele Zeitzer ein generationsübergreifender, sozialer Anker geworden, der aus der Stadt nicht mehr wegzudenken sei. (mz)