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Ein Küsschen für den Karpfen

Von Karin Großmann 30.12.2007, 17:40

Luckenau/MZ. - Die Entscheidung fällt schwer. Silvesterkarpfen oder doch lieber Forelle? Ganz frisch sind Fische, die auch am Montag noch in der Forellenanlage Luckenau bis 12 Uhr verkauft werden, ohnehin. Von welcher Sorte mehr weggehen, kann Geschäftsführer Uwe Demsky nicht vorhersagen. "Karpfen ist der Fisch der Saison", sagt der Fachmann. "Forelle gibt das beste Filet." Natürlich spielt der Geschmack eine Rolle, sagt er, lässt sich dabei aber nicht von der Arbeit abhalten.

Warm angezogen, eine Wollmütze auf dem Kopf, die Schürze vor der Jacke, bereitet er Forellen für den Verkauf vor. Eben aus dem Wasser im Luckenauer See geholt, gehen sie in den Verkauf. Die Innereien werden entnommen, wäscht er sie unter kaltem Wasser, legt sie auf Eis. Lange wird es nicht dauern, bis sie da wieder herauskommen. Im Verkaufsraum wird Nachschub verlangt. Bereits an diesem sonnigen Sonnabendvormittag läuft der Verkauf gut.

Thomas Langer allerdings hat sich traditionell für den Silvesterkarpfen entschieden. Karpfen blau steht als letzte Mittagsmahlzeit bei der Nonnewitzer Familie auf dem Plan. Langer liebt Karpfen blau, zeigt es auch und küsst den Karpfen, den er sich ausgesucht hat. "Vielleicht wird ja eine Prinzessin daraus", scherzt Langer ganz in Silvesterstimmung.

Von 1,5 Kilogramm bis acht Kilogramm schwer sind die Karpfen, die im Seewasser in Netzen warten. Michael Burkhardt lässt den Kunden den lebenden Fisch selbst aussuchen, ehe er ihn schlachtet, ausnimmt und für den Transport einpackt. "Das ist richtig frischer Fisch" sagt der Fischer. Er selbst würde ohnehin nur frischen Fisch kaufen, den er noch lebend sieht. Das mache für ihn die Frische aus.

Der Frische wegen kommt nicht nur Langer als Kunde seit Jahren direkt in die Forellenanlage, um seinen Silvesterkarpfen zu kaufen. Detlef Raßmussen aus Teuchern ist mit seiner Mutter Johanna gekommen. Karpfen blau gibt es auch bei ihnen. "Den holen wir immer direkt am See, aber nicht nur zum Jahresende sagt Frau Raßmussen. "Im Winter kommen wir öfter hierher, kaufen frischen und geräucherten Fisch", erzählt sie. Und manchmal verbinden sie das auch mit einem Spaziergang um den See. Das Sonnenwetter lädt am Sonnabend geradezu ein.

Begonnen hat der Arbeitstag am letzten Sonnabend des Jahres 2007 in der Forellenanlage Luckenau bereits 6 Uhr. Das sei gar nicht so früh. Im vergangenen Jahr habe man in der Hochsaison schon 4 Uhr angefangen. Doch er könne sich in diesem Jahr wieder auf Aushilfskräfte verlassen. Familie, Freunde und Bekannte seien zuverlässig. Zuerst seien die Fahrzeuge mit frischem Fisch beladen worden, die in anderen Fischereibetrieben oder auf Märken direkt verkauft werden.

Auch der Räucherofen müsse angeheizt werden. Die Direktvermarkter habden sich auch mit Räucherfisch einen Namen gemacht. Der wird im Laden am See genauso erwartet wie in den Verkaufswagen, die in der Region unterwegs sind. "Andere Räucherofen laufen elektrisch", sagt Demsky. "Wir räuchern weiter mit Buchenholz." Das bringe den unverkennbaren Geschmack. Und bei dem wollen die Luckenauer auch bleiben.

Der Karpfennachschub wartet noch reichlich in den Netzen im See. Die seien in Teichwirtschaften in Brandenburg aufgewachsen und am 17. Dezember angeliefert worden, sagt Demskys Sohn Peter Otto. Er zieht ein Netz hoch und füllt den Kescher. Auch Forellen und Lachsforellen warten im Wasser entlang des Stegs. Bis Montagmittag wird direkt am Luckenauer See noch verkauft. Dann wird aufgeräumt. Vor 16, 17 Uhr wird Demsky mit seinen Leute das Revier wohl nicht verlassen. Es geht ein gutes Jahr für die Forellenanlage Luckenau zu Ende, sagt der geschäftsführende Gesellschafter. Das sei sicher ein Grund zum Feiern. Ob er aber Silvester so richtig feiert, ist er sich nicht sicher. Er sei mittlerweile geschafft vom Weihnachts- und Jahresendgeschäft und wolle sich ein bisschen Ruhe gönnen.

Fischverkauf in der Forellenanlage Luckenau bis Montag von 9 bis 12 Uhr.