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Durchalten im Lockdown Durchalten im Lockdown: Einzelhändler in Zeitz bieten Bestell- und Abholservice

Von Angelika Andräs 18.02.2021, 14:15
Durch die geöffnete Ladentür ermöglicht Manuela Noack-Schwede, Inhaberin der Parfümerie DuftZeitz, die Abholung von Bestellungen.
Durch die geöffnete Ladentür ermöglicht Manuela Noack-Schwede, Inhaberin der Parfümerie DuftZeitz, die Abholung von Bestellungen. Angelika Andräs

Zeitz - Trotz der Umstände für die Kunden da sein. Darauf verwenden die Händler in der Zeitzer Innenstadt  viel Zeit, Arbeit und Kreativität.  Seit Wochen sind die Geschäfte als Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus’ geschlossen, die monatlichen Kosten laufen weiter, nur an Einnahmen fehlt es. Und doch schlägt einem keine Resignation entgegen, kein Händler schimpft auf die Anti-Corona-Maßnahmen oder lehnt sie ab, auch wenn Ärger und Sorgen zu spüren sind.

Händler bieten Bestell- und Abholservice mit Terminen

Vielmehr versucht jeder, sich, sein Geschäft und seine Kunden zu halten.  „Hinter so einem Geschäft, da steht eine Lebensgeschichte“, sagt Rainer Sieberg, mit seiner Frau Inhaber der beiden Modegeschäfte Jeans & more und La vie.   Und längst müsse man als Händler die  privaten Ersparnisse reinbuttern. Das mache es unmöglich, den Laden einfach zu lassen und abzuwarten.

Daher  bietet auch Sieberg einen Bestell- und Abholservice mit Terminen an. „Fotos von den Sachen verschicke ich aktuell über Whatsapp oder poste sie auf Facebook, die Kunden suchen aus, bestellen und können dann hier abholen.“ Er nimmt auch Anrufe entgegen, wenn jemand ein bestimmtes Teil sucht. „Auch das funktioniert. Und es bringt zumindest etwas Umsatz. Die Einbußen sind aber enorm.“

Zeitzer Innenstadt lebt vom direkten Kontakt mit den Kunden

Das spürt auch Manuela Noack-Schwede, Inhaberin der Parfümerie DuftZeitz. „Es läuft gut mit ,Click & Collect’, die Kunden bestellen über alle möglichen Kanäle, kaufen im Onlineshop ein und holen es hier zum vereinbarten Termin ab“, meint sie, „und ich mache die Mehrarbeit auch gern. Aber lange darf es so nicht mehr weitergehen.“ Gerade in den kleinen, meist inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften in der Zeitzer Innenstadt lebt man vom direkten Kontakt mit den Kunden, von den Gesprächen, vom Austausch.

Doch gerade diese Geschäfte müssen noch immer auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben. „Wir haben doch vor Weihnachten auch nur jeweils einen Kunden in den Laden gelassen“, sagt Manuela Noack-Schwede, „Mund-Nasenschutz, Abstand, Desinfektionsmöglichkeit - das haben wir doch alle gemacht. Und selbst, wenn mal Andrang war, haben die Kunden ohne zu murren draußen gewartet.“

Unverständnis: Supermarkt ist voll während Einzelhändler schließen

So geregelt müsste eine Öffnung des Einzelhandels doch in absehbarer Zeit möglich sein?! Mareen Warnicke, die Inhaberin vom SpielZeitz hat gerade ihren Abholservice verändert und bietet ihn zu festen Zeiten an. „Das geht in den Gaststätten doch auch“, meint sie und denkt mit der Regelung auch an das nahende Osterfest. „Wer weiß, ob wir bis dahin öffnen können...“ Dabei sähe sie  bei Einhaltung aller Regeln keine Probleme.

Hanne Schuhmacher, die mit ihrem Lebensgefährten zum Einkauf auf dem Wochenmarkt auf dem Roßmarkt gegangen ist, hat ähnliche Gedanken. „Im Supermarkt drängeln zig Leute mit mehr oder weniger Maske, fassen alles an“, sagt sie, „in so einem Geschäft, wie wir sie hier in der Innenstadt haben,  könnte man immer nur einen Kunden reinlassen - mit Mund-Nasenschutz und Abstand.

Ärger über Schließung

Das wäre doch viel ungefährlicher als in der Kaufhalle!“ Sie ärgert es, dass in Supermärkten alles angeboten wird. „Da kann man Klamotten kaufen, Blumen, Haushaltswaren, sogar Schmuck, Schuhe...“, zählt sie auf, „dann müsste man auch konsequent sein und nur die Lebensmittelregale offenlassen.“

Ihr Lebensgefährte und eine andere Marktbesucherin stimmen zu. „Ein Supermarkt bleibt ja wohl nicht so schnell auf der Strecke, wie ein Einzelhändler in der Innenstadt“, meint die Frau. Doch genau die brauche Zeitz.

Lockdown könnte Anstoß für gemeinsame Onlineplattform der Händler sein

„Die Maßnahmen gegen das Coronavirus sind richtig und wichtig“, bringt es Hanne Schuhmacher auf den Punkt, „aber offensichtlich nicht immer angemessen und austariert. Und genau so offensichtlich können wir hier unten nur eines tun: so, wie es irgendwie geht, vor Ort einkaufen.“
Udo Gehrisch, ihr Schwiegersohn, ist dazugekommen.

„Vielleicht ist das aber auch ein Anstoß, eine gemeinsame Onlineplattform der Händler zu schaffen, eine lokale Shoppingplattform, wie es sie ja mittlerweile immer mehr gibt.“  Da könnte man die Angebote bündeln und für alle wäre der Aufwand geringer.  „Eine gute Basis dafür gibt es ja schon mit der Seite vom Stadtmarketingverein.“ (mz)