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Delbrück-Grabmahl im Goethepark  Delbrück-Grabmahl im Goethepark : Welche Geschichte es hat - und wie es heute aussieht

Von Angelika Andräs und Petrik Wittwika 02.10.2020, 07:00
Ein Anblick, der wehtut: So sieht das Delbrück-Grabmal von Baumeister Karl Friedrich Schinkel im Goethepark heute aus.
Ein Anblick, der wehtut: So sieht das Delbrück-Grabmal von Baumeister Karl Friedrich Schinkel im Goethepark heute aus. Angelika Andräs

Zeitz - Die einst schönste, berühmteste und heute bei aller Zerstörung immer noch auffälligste Grabstätte im Goethepark in Zeitz ist das Delbrück-Grabmal. Dank der nun endlich vorliegenden denkmalpflegerischen Zielstellung steht auch dieses wertvolle Denkmal wieder mehr im Fokus des allgemeinen Interesses.

Johann Friedrich Gottlieb Delbrück (1768 in Magdeburg - 1830 in Zeitz) war ein bekannter Theologe, Philosoph, Pädagoge, Lehrer und Erzieher und gehörte der berühmten und weit verzweigten Familie Delbrück an, die als Aristokraten, Politiker und Historiker die Geschichte Deutschlands vor allem im 19. Jahrhundert maßgeblich prägten.

1800 wurde er zunächst als Erzieher des Kronprinzen, des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV., an den preußischen Königshof nach Berlin berufen. Auch der spätere Kaiser Wilhelm I. und sein Bruder Carl wurden 1801 bis 1809 von ihm erzogen. Während der napoleonischen Fremdherrschaft verbrachte König Friedrich Wilhelm III. mit seiner Familie die schwierige Zeit von 1806 bis 1809 in Begleitung von Friedrich Delbrück in Memel und Königsberg in Ostpreußen.

Als enger Freund Johann Heinrich Pestalozzis (1746-1827) orientierte sich Delbrück an dessen Pädagogik und brachte sie auch nach Zeitz. Während seiner Amtstätigkeit als Pfarrer an der Michaeliskirche und Superintendent in Zeitz von 1817 bis zu seinem Tod 1830 widmete sich Delbrück besonders der Entwicklung des regionalen Schulwesens.

Die preußischen Prinzen waren Delbrück so dankbar, dass sie von Karl Friedrich Schinkel das Grabmal für ihn errichten ließen. So kam Zeitz zu einem Schinkel. Die Baukosten in Höhe von 2.203 Taler teilten sich beide Prinzen. Beide besuchten sogar das Grab ihres Lehrers und Erziehers in Zeitz.

Viele Jahrzehnte war das Grabmal in gutem Zustand. Aufgrund der anhaltend strengen Kälte Anfang 1929 musste es renoviert werden. 1966 wurden von den „Zeitzer Heimat- und Naturfreunden“ Verfall und Verwahrlosung des zum Teil bereits zerstörten Denkmals offen beklagt.

Sie wandten sich sogar an Horst Sindermann, damals Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Halle, der daraufhin während eines Besuchs in Zeitz die Instandsetzung forderte. Die Stadt Zeitz allerdings tat nichts. Nach der Wende setzte dann der endgültige Verfall ein. Zusammen mit Vandalismus und weiteren Zerstörungen führte das zum jetzigen beklagenswerten Zustand des hochrangigen Denkmals. (mz)