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Mehr als nur das Schauflößen Darum soll der Elsterfloßgraben in Zeitz Kulturerbe werden

Der fast 450 Jahre alte Elsterfloßgraben kämpft um seine Anerkennung als Kulturerbe. Was ginge verloren, wenn es keine Unterstützung gibt?

Von Peter Zielinski 31.10.2021, 14:00
Zahlreiche Schaulustige besuchen das Schauflößen.
Zahlreiche Schaulustige besuchen das Schauflößen. Foto: Peter Zielinski

Crossen/Zeitz/MZ - Wenn Frank Jacob, Bürgermeister der Gemeinde Wetterzeube, an einem Samstagvormittag ein paar Baumstämme ins Wasser wirft, dann denkt man nicht, dass das mehr als 50 Schaulustige anlockt. Doch so ist es tatsächlich am Wochenende geschehen. Anlass waren das Schauflößen des Zeitzer Fördervereins Elsterfloßgraben in Crossen an der Elster und der 425. Jahrestag der Errichtung des Einlaufbauwerks in Crossen.

Reiche Geschichte: Elsterfloßgraben ist 450 Jahre

Der Elsterfloßgraben verbindet die drei Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Er wurde auf Veranlassung des sächsischen Kurfürsten August I. (1526–1586) erbaut. Mit seiner Länge von über 100 Kilometern, rechnet man die Abzweigungen mit ein, dann ist es das längste Kunstgrabensystem Europas. Es diente dazu, Brennholz aus dem Vogtland in die sich wirtschaftlich stark entwickelnde Region um Halle und Leipzig zu befördern.

Der Kurfürst selbst hatte großes Interesse an einem günstigen Transportweg für das Holz. Er kaufte Anteile an der bei Weißenfels gelegenen Saline Poserna. Zum Ausbau der Saline benötigte man Bau- und Siedeholz. Es ist davon auszugehen, dass die Wälder nahe der Wirtschaftszentren längst abgeholzt waren. Nun musste man versuchen, den Brennstoff aus dem waldreichen Vogtland auf günstigem Weg heranzuschaffen. Mit dem Wort Flößen assoziiert man zusammengebundene Baumstämme, die durchs wilde Wasser großer Flüsse gesteuert werden.

Holzstämme platschen ins Wasser.
Holzstämme platschen ins Wasser.
Foto: P. Zielinski

Förderverein will mehr als nur das Schauflößen zeigen

Eine weitere Art des Flößens ist das Triften. Hier werden lose Baumstämme oder zugeschnittenes Scheitholz geflößt. Am Ufer laufen die Floßknechte neben dem treibenden Holz her und achten darauf, dass sich kein Scheit oder Stamm verhakt und die Trift blockiert. Auf dem Elsterfloßgraben wurde ausschließlich Scheitholz geflößt. Die Wassermenge, die von der Weißen Elster in den Floßgraben abfließen sollte, wurde am Einlaufbauwerk in Crossen reguliert.

Das Schauspiel einer Trift konnte man am Samstag beobachten. Der neunjährige Ferdinand Haußmann aus Dresden, der zurzeit als Ferienkind bei seiner Großmutter in Crossen ist, war fasziniert von der Arbeit der Männer mit ihren langen Hakenstangen. „Ich finde das wirklich spannend was die da machen“, kommentierte er die Arbeit der Floßknechte. Das Ziel des Fördervereins ist aber noch viel größer, als nur vereinzelt ein Schauflößen zu veranstalten.

Frank Thiel ist Vorsitzender des Zeitzer Fördervereins.
Frank Thiel ist Vorsitzender des Zeitzer Fördervereins.
Foto: P. Zielinski

Elsterfloßgraben hat große Bedeutung für Flora und Fauna der Region

Man möchte dieses Grabensystem wiederbeleben, um auf dessen wesentliche Bedeutung für die Geschichte und Entwicklung der mitteldeutschen Region aufmerksam zu machen. Frank Thiel, der Vorsitzende des Zeitzer Vereins und gleichzeitig auch Vorsitzender der Weltflößervereinigung, wurde nicht müde, den biologischen und touristischen Nutzen einer Erhaltung des Floßgrabens hervorzuheben.

„Die Gemeinden sind für den Erhalt. Aber die Kreistage haben noch kein klares Bekenntnis abgegeben. Zurzeit drehen wir uns mal wieder im Kreis. Wir werden nicht aufhören, gegen die Zerstörung des Denkmals Floßgraben zu kämpfen“ gibt sich Thiel trotzdem zuversichtlich.

Floßknechte begleiten das Holz.
Floßknechte begleiten das Holz.
Foto: p. Zielinski