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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Patenschaft lebt

Von UTA KUNICK 27.09.2011, 17:32

Droyßig/MZ. - Sie weilten vier Wochen mit ihrer Lehrerin Rusanna Arakeljan am Christophorusgymnasium. 2006 wurde der Grundstein für die Partnerschaft zwischen der Schule Nr. 6 in Jerewan (auch Eriwan) und dem Gymnasium in Trägerschaft des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands gelegt. Seitdem findet jährlich ein Schüleraustausch statt.

Die 13-jährigen Gäste aus Armenien wurden von fünf Gymnasiastinnen aus der zehnten Klasse betreut und waren in deren Familien untergebracht. "Die Mädchen haben die Rolle der großen Schwester sehr gut gemeistert", lobte Roberto Graziotto seine "Schützlinge". Der Lateinlehrer begleitet das Projekt. Die armenischen Gäste und die deutschen Gastgeber haben sich auf Anhieb gut verstanden. Seit der dritten Klasse lernen die Schüler von der Schule Nr. 6 in Jerewan Deutsch, mit dem Ziel ein Diplom in dieser Sprache abzulegen. Seit zwei Jahren werden sie von einem Muttersprachler unterrichtet. Von Rainer Patzer, der von der Christophorusschule nach Jerewan wechselte. Und der sich über jede E-Mail freute, mit der ihm sein ehemaliger Kollege Graziotto über den Aufenthalt der Armenier auf dem Laufenden hielt.

Die Schüler, die in Armenien die neunte Klasse besuchen, drückten zusammen mit ihren Gastgebern in der zehnten Klasse die Schulbank. Das war nicht leicht. Schwierigkeiten gab es vor allem in Geografie und Chemie, schätzten sie im Nachgang ein. Trotzdem: "Die Lehrer waren alle nett und freundlich", sagte Ani und die deutschen Schüler haben sich Mühe gegeben und besonders deutlich und langsam gesprochen, damit sie gut verstanden werden. "Die Mädchen sprechen sehr gut deutsch. Wir hatten wenig Verständigungsprobleme", erzählte Lisa Schneider. Außerdem seien die Gäste mit der Zeit immer offener geworden. Marie-Theres Kerta verstand sich mit Arax sehr gut, obwohl sie bis zur ersten Begegnung im Rahmen des Schüleraustauschs keinen Kontakt zu dem armenischen Mädchen hatte. Gab es Gemeinsamkeiten? "Wir spielen beide dasselbe Instrument", so die Gymnasiastin aus Tröglitz. Also wurde auch mal zur Geige gegriffen und im Wechsel musiziert. Darüber hinaus lud Marie-Theres Arax zu einem Bummel in den Zoo nach Leipzig ein und tauchte mit dem Gast im Freizeitbad Bulabana in Naumburg ab.

Die ganze Gruppe besuchte das Denkmal für ermordete Juden in Berlin. In Vorbereitung auf den Schüleraustausch hatten beide Seiten "Anne Frank" gelesen und das "Haus der Lerchen" von Antonia Arslan und sich dann im gemeinsamen Unterricht mit dem Thema Genozid beschäftigt. Ein Teil der Gruppe besuchte in Halle die armenische Kirche. Lehrerin Rusanna Arakeljan freute sich über das sichtlich große Interesse der deutschen Jugendlichen für die Kultur jenes Landes. "Wir sind dort mit armenischen Mädchen über die Geschichte ins Gespräch gekommen", plauderte Lisa Schneider aus Pobles. Die 16-Jährige freut sich schon heute auf den Gegenbesuch.

Im Mai nächsten Jahres fahren Droyßiger Gymnasiasten nach Jerewan. Dann werden Lisa und die anderen vier Mitschülerinnen, die jetzt einen Gast bei sich beherbergten, in den Familien dieser Mädchen aufgenommen. Lisa sprach voller Begeisterung von dem Land, das sie bisher nur aus dem Unterricht, aus Büchern und Gesprächen kennt. "Mich fasziniert alles: die komplett andere Kultur, die Speisen, die Lebensweise", sagte sie. Am letzten gemeinsamen Abend überraschten die Mädchen aus Armenien die Gastgeber mit einem Kulturprogramm. Das Repertoire reichte vom klassischen Tanz über ein Instrumentalstück auf der Geige bis hin zu Volkstanz und rhythmischer Sportgymnastik. Beim Abschied waren sich die Schüler einig, dass sie den Kontakt aufrecht erhalten wollen: per SMS, über Facebook oder Skype.