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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Montagsprotest vollendet das sechste Jahr

Von TORSTEN GERBANK 20.08.2010, 18:14

ZEITZ/MZ. - Die Hartz-IV-Gesetze könnten Peter Moster aus Zeitz schnuppe sein. Schließlich ist er 71 Jahre, Rentner und er habe sein Auskommen, sagt er. Trotzdem, Moser gehört nicht nur zum Stamm der Montagsdemonstranten, die vor sechs Jahren damit begonnen haben, in Zeitz gegen Hartz IV und soziale Ungerechtigkeit zu demonstrieren. Er ist jetzt der führende Mann im Zeitzer offenen runden Tisch (Ortz), der die Protestaktionen Woche für Woche organisiert. "Es beunruhigt mich, dass andere Menschen in Sorge sind und eben mit eigener Hände Arbeit nicht genug Geld verdienen können, um sorgenfrei zu leben", argumentiert Moser. Er und seine Mitstreiter fordern unter anderem einen gesetzlich garantierten Mindeststundenlohn von zehn Euro, steuerfrei, aber sozialabgabenpflichtig und das mit Inflationsanpassung. Für alleinstehende Hartz-IV-Empfänger möchten sie durchsetzen, dass sie im Monat 500 Euro zum Leben haben, zuzüglich der Kosten fürs Wohnen. Familien soll es im Verhältnis nicht schlechter gehen.

Denken Moser und Karsten Günther (39), der zweite Mann im Ortz, an die erste Montagsdemo im August 2004 zurück, glänzen ihre Augen. 2 500 Menschen gingen damals hier auf die Straße. Inzwischen ist die Gruppe der Demonstranten lange und konstant auf unter 50 Frauen und Männer geschrumpft. "Ich glaube nicht, dass die anderen inzwischen zu Fans der Bundespolitik geworden sind", sagt Moser. Er gehe eher davon aus, dass viele Menschen resigniert haben oder verängstigt sind. "Es ist Unrecht im Lande, aber zu wenig Empörung. Das stört mich", sagt Moser und will all jene enttäuschen, die darauf hoffen, dass die Montagsdemonstranten die Flinte ins Korn werfen. "Wir hören nicht auf", sagt Moser. Und Günther erinnert an Erfolge, die Mut machen. So habe der Ortz dazu beigetragen, einen Datenschutzskandal um einen Fragebogen zu Mietbescheinigungen im Burgenlandkreis aufzudecken. "So etwas hilft, den Menschen zu zeigen, dass es sich lohnt, den Mund aufzumachen", so Günther.

Montag findet die 289. Protestaktion statt. Moser und seine Mitstreiter hoffen, dass mehr als 50 Menschen zusammenkommen. Denn ab dieser Zahl wird ein Demonstrationszug genehmigt. Dann wäre die Atmosphäre Montag so wie vor sechs Jahren. Ein bisschen zumindest.

Der Montagsprotest auf dem Zeitzer Schützenplatz beginnt am 23. August 17 Uhr. Als Sprecher eingeladen ist der Landtagsabgeordnete der Linkspartei Frank Thiel.