Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Mit Spachtel ins Mittelalter
ZEITZ/MZ. - Bis ins Mittelalter ist das Team um Grabungsleiter Peter Hiptmair schon vorgedrungen. Anhand der Keramik ließ sich ziemlich genau datieren, dass man jetzt so etwa im 15. / 16 Jahrhundert angelangt ist.
Bis dahin herrscht die typisch blaugraue Ware vor, von der schon etliche Scherben gefunden wurden. Für die Zeit danach ist bereits glasierte Keramik kennzeichnend. Hiptmair zeigt einige Scherben, Gefäßteile und Teile eines Deckels, innen gelb glasiert. Natürlich geben die Funde auch Auskunft über die Menschen, die hier lebten. Es gab Kochgeschirr, verschiedene Stücke für den Tischgebrauch - gutbürgerlich. Gefunden wurde auch ein kleines Gefäß, das die Jahre und Jahrhunderte heil überstanden hat. Zumindest 200 bis 250 Jahre. Ziemlich jung also noch, es stammt aus der oberen Schicht.
Es sind für den Laien wohl eher unspektakuläre Funde, keine tollen Schätze. Den Archäologen verraten sie aber ebenso viel, wie der Verlauf der Erdschichten im Graben: Peter Hiptmair zeigt, was das geschulte Auge sieht: Da gibt es Schichten ohne Eingriffe und Zerstörungen, aber auch so genannte Brandschichten. Keine Seltenheit, denn die Häuser hier hatten zumeist Fachwerk und Brände kamen vor. Die Reste wurden dann meist nicht weggeschafft. Mancher Verlauf in der glatten Grabenwand ist noch nicht ganz eindeutig zu erklären, aber die Grabungen stehen ja noch am Anfang.
Zwei Monate sind übrigens eingeplant. Spätestens dann sollte die gewachsene Schicht erreicht sein, jene, wo keine Eingriffe des Menschen mehr festzustellen sind, wo geschichtlich betrachtet die Siedlung begann. Das wäre dann das Grabungsende.
Es bleibt den Passanten nicht verborgen, dass hier systematisch, Schicht für Schicht in die Erde und in die Geschichte gegraben wird. Deutlich zeichnen sich auch auf die Entfernung zum Bauzaun steinerne Grundrisse ab. Der Grabungsleiter bedauert es eher etwas, dass die Zuschauer so weit sind, aber gegraben wird nun mal im Bereich von Hof und Nebengebäuden der beiden Häuser Wendische Straße 12 und 13 und absperren muss man schon. "Aber wenn jemand Fragen hat, etwas wissen will, dann sollte er sich einfach bei uns melden", meint er.
Die Grabungshelfer arbeiten mit Spachtel und wenn es sein muss, auch mit den Händen und legen Schicht für Schicht frei. "Wir haben hier Schichten, die vielleicht zehn Zentimeter stark sind", erklärt Hiptmair, "da können wir nicht mit dem Bagger rein." Aber die Helfer wissen, was sie tun. Alle haben bereits Erfahrungen mit Ausgrabungen. "Ein echter Glücksfall", wie auch Hiptmayr findet. Die Ausschreibung für die Mitarbeiter nahm die Baufirma vor, erklärt Architekt Manfred Geyer, so kam dieses erfahrene und gut eingespielte Team zusammen. Mit Sicherheit bewegen sie sich zwischen Steinen, tragen Erdschichten ab. "Hier haben wir eine kleine Grube mit Steinen", zeigt Hiptmair auf eine Ecke im Geviert, "das könnte eine kleine Herdstelle gewesen sein." Eine andere Ansammlung von Steinen könnte sich als Brunnen herausstellen, wenn sie sich weiter vorgearbeitet haben. Man wird sehen. Und dokumentieren, fotografieren. Am Ende gibt es eine komplette Dokumentation, zugänglich auch für Interessenten. Außerdem ist bei entsprechender Fundlage auch eine Ausstellung denkbar - oder eine Führung über das Gelände. Denn wenn Archäologen schon aus eher unscheinbaren Dingen viel erfahren, lassen sie die Zeitzer, die sich für die Geschichte ihrer Stadt interessieren, doch gern an ihren Erkenntnissen teilhaben.