1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: In den Fängen der Bürokratie

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: In den Fängen der Bürokratie

Von Yvette Meinhardt 25.01.2012, 19:35

ZEITz/MZ. - Steffen Hemberger hat es geschafft. Seit dem 12. Dezember fährt er täglich nach Gera. Denn er fand dort bei der Zeitarbeitsfirma Akzent Personaldienstleistungen einen neuen Job. "Ich arbeite bei der Firma Daten Management. Wir machen zum Beispiel Abrechnungen für Energie, Wasser und Strom", erzählt der Zeitzer. Über den neuen Job ist er sehr glücklich, denn der 45-Jährige war seit vielen Jahren arbeitslos. Früh um 5.56 Uhr steigt er nun in den Zug, abends ist er zwischen 18 und 19 Uhr wieder zu Hause.

Die Arbeit macht ihm Spaß. "Mein letzter sozialversicherungspflichtiger Job war im Jahr 2006 eine ABM. Meine letzte Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt reicht schon bis 1998 zurück", erzählt der gelernte Bürokaufmann. Hemberger besitzt keine Fahrerlaubnis und seine Mobilität ist daher eingeschränkt. "Natürlich habe ich mich immer bemüht eine Arbeit zu finden", sagt er. Doch als er zum Beispiel im November 2010 mit einer Berliner Firma vor dem Abschluss eines Arbeitsvertrages stand, wurde ihm von der Agentur für Arbeit der erforderliche Vermittlungsgutschein versagt.

"80 Prozent der offenen Stellen verlangen einen Vermittlungsgutschein. Doch den habe ich nicht bekommen", sagt Hemberger. Er war für einige Zeit Sprecher des Offenen runden Tisches Zeitz (Ortz), der regelmäßig montags Demonstrationen gegen Hartz IV und für soziale Gerechtigkeit veranstaltet. 2010 landete er beim Bildungs- und Beratungsinstitut (BBI). Im Projekt "Zukunft mit Arbeit" begann für ihn auch ein Umdenken. "Früher war ich total gegen Zeitarbeitsfirmen. Jetzt habe ich bei meiner Firma ein gutes Bauchgefühl", erzählt Hemberger. Doch um nach Gera zu fahren, kostet allein die Monatskarte für die Bahn 119 Euro.

Aus diesem Grund beantragte er am 7. Dezember 2011 sogenanntes Einstiegsgeld. Am 23. Dezember lehnte das Jobcenter Burgenlandkreis ab. Als Begründung heißt es in dem Bescheid: "In Ihrem Fall entspricht das Arbeitsentgelt den üblichen Bestimmungen und eine Förderung ist somit ausgeschlossen." Aber damit gibt sich Steffen Hemberger nicht zufrieden. "Trotz meines neuen Jobs bin ich noch Aufstocker. Das heißt, ich bekomme weiterhin Leistungen zur Sicherung meines Lebensunterhaltes. Ich gehe aber davon aus, dass ich nach sechs Monaten direkt von der Firma in Gera übernommen werde und dann mehr Geld verdiene", erzählt Hemberger. Immerhin habe ihm die Firma bereits eine teure SAP-Schulung bezahlt. Eine freiwillige Leistung, die auch das Jobcenter hätte übernehmen können.

Gegen die Ablehnung seines Antrages legte Hemberger Widerspruch ein. "Ich verstehe nicht, wenn der zigste Hausmeisterdienst gegründet wird und einen Existenzgründer-Zuschuss erhält. Dabei gibt es schon so viele, so dass niemand weiß, ob die neue Firma am Markt eine Chance hat", ärgert sich Hemberger. Er möchte nur zeitlich befristet einen Zuschuss. Natürlich sei es eine Ermessensfrage, ihm dieses Geld zu zahlen. Doch die Voraussetzungen sieht er als gegeben. So müsse der Antragsteller mindestens zwei Jahre arbeitslos sein, bei Hemberger sind es sechs Jahre. Außerdem müsse es "in der Person des Hilfebedürftigen liegende Hemmnisse für die Eingliederung in Arbeit" geben. Hemberger nennt zum Beispiel seine fehlende Mobilität. So hat der 45-Jährige eine Rechnung über seine Einkünfte und Kosten aufgemacht. Sein zu berücksichtigendes Einkommen beträgt 601 Euro und er beantragte 89,10 Euro monatlichen Zuschuss.

Die MZ trug diesen Fall im Jobcenter vor. Uta Kunick, verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit, kommt zu keinem neuen Ergebnis. "Beim Einstiegsgeld handelt es sich um eine Ermessensleistung." Bei Steffen Hemberger wurde der Antrag abgelehnt, "weil er ansonsten bessergestellt wäre als vergleichbare andere Arbeitnehmer", so Kunick.