Bücher und Worte zum Reformationstag Bücher und Worte zum Reformationstag : In der Michaeliskirche gibt es viel zu entdecken

Zeitz - Zwischen alten Büchern und spannenden Geschichten konnte man den Reformationstag in Zeitz verbringen. Im Anschluss an den Festgottesdienst in der Michaeliskirche hatten Besucher nämlich die Möglichkeit, sowohl die 500 Jahre alte Pfarrbibliothek als auch zum letzten Mal die Ausstellung Zeitzer Gesangbücher zu entdecken. Irmtraud Werner nutzte gemeinsam mit ihrer Freundin die Gelegenheit. „Glück gehabt“, sagte sie, „wir hätten uns geärgert, wenn wir wieder abgereist wären, ohne hier gewesen zu sein.“
Die Frauen, die aus der Nähe von Erfurt zu einem Familienbesuch nach Zeitz gekommen waren, wollten eigentlich nur am Reformationstag den Gottesdienst besuchen. Von dem waren sie übrigens begeistert. Schwärmten von der tollen Predigt und dem Auftritt des Chores. Die Predigt hielt Propst a. D. Martin Herche, der bis 2010 Regionalbischof von Halle und Wittenberg war.
„Wir waren vor zehn Jahren hier, da hat sich wahnsinnig viel verändert seit dem“
Natürlich schauten die beiden Besucherinnen sich im Nachhinein noch in der Kirche um. „Wir waren vor zehn Jahren hier, da hat sich wahnsinnig viel verändert seit dem“, meinten sie, „die Kirche ist jetzt so hell und freundlich, wirkt viel größer und luftiger.“ Beeindruckt waren sie von den alten Büchern in der Pfarrbibliothek ebenso, wie vom Kircheninnenraum.
„Besonders das Christus-Gemälde ist ein Schmuckstück“, sagte Irmtraud Werner. Sie fand es gut, dass nach so einem Gottesdienst an so einem besonderen Tag die Möglichkeit geboten wurde, die Kirche noch zu erkunden. Und als sie erfuhr, dass das alles von Ehrenamtlichen gestemmt wird, war sie des Lobes voll.
Liebhaber alter Gesangbücher
Karin Sieg, natürlich im Kostüm, erklärte derweil den Teilnehmern ihrer Führung, was eine Wöchnerinnen-Kanne ist. Nämlich ein Trinkgefäß aus Metall, aus dem die Frauen nach der Geburt eine stärkende Suppe zu sich nehmen und sich am warmen Metall auch noch wärmen konnten. Ein solches Gefäß ist in der Sakristei ausgestellt. Wobei es dorthin vor allem die Liebhaber alter Gesangbücher zog. Zeitzer Gesangbücher wohlgemerkt. Die hatten für einige Wochen ihren Platz in der Pfarrbibliothek verlassen und konnten in den Vitrinen in der Sakristei betrachtet werden.
Die liebevoll und historisch genau gestaltete Ausstellung mit diesen Zeitzer Zeitzeugen ist der Kunstgutgruppe zu verdanken. Karin Sieg gehört ihr an. Ebenso wie Carolin Drescher. Sie erzählte gerade einem halben Dutzend Besucher in der restaurierten Pfarrbibliothek über der Sakristei etwas über diesen besonderen Schatz der Zeitzer Stadtkirche. Und beantwortete Fragen zu den Gemälden mit den Bildnissen von Paul Christian Mitternacht und seinem gleichnamigen Vater.
„Wohltätige Zustifter der Bibliothek“
Die beiden Männer waren laut Kirchgemeinde einst Superintendenten in Zeitz und darüber hinaus „wohltätige Zustifter der Bibliothek“. Durch sie erfolgte zum Beispiel die größte Zustiftung von 2.000 Büchern - bei einem Gesamtbestand von 3.000 Büchern. Nachdem der Wissensdurst gestillt war, bestand immer noch die Gelegenheit, sich im vis-a-vis zur Kirche gelegenen Kirchencafé Michel bei Kaffee und Kuchen zu stärken. Auch dafür sorgten ehrenamtliche Helfer.
Doch nicht nur in Zeitz fanden besondere Veranstaltungen zum Reformationstag statt. In der Kirche Gladitz gab es zum Beispiel einen Gottesdienst mit Trompetenmusik und in Aue-Aylsdorf war zum Familiennachmittag ins Pfarrhaus eingeladen. Eine Bläserandacht war in der evangelischen Kirche Rehmsdorf angekündigt.
Am Abend fand eine interessante Veranstaltung im Gemeinderaum der Propsteikirche Osterfeld-Lissen statt. Unter dem Titel „Freiheit 1989, und heute?“ luden Pfarrerin Constanze Lenski und Geografin Andrea Srugies-Neureuther ein. Wobei Dreiklang eine neue Veranstaltungsreihe mit geistlichen und weltlichen Worten und Musik - mit Vortrag, Liedern und Predigt - ist, die im evangelischen Pfarrbereich Schkölen-Osterfeld stattfinden. (mz)