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BI kämpft gegen Klärschlammanlage bei Zeitz BI warnt vor der unsichtbaren Gefahr

Eine Bürgerinitiative kämpft in der Gemeinde Elsteraue gegen den geplanten Bau einer Anlage zur Klärschlammverbrennung. Wovor sie warnt.

Von Yvette Meinhardt 15.09.2023, 19:00
Eine beschichtete Pfanne kann die PFAS enthalten.
Eine beschichtete Pfanne kann die PFAS enthalten. Foto: DPA

Alttröglitz/MZ - Man kann sie nicht sehen, riechen oder schmecken. Sie stecken in Regenjacken und Sportbekleidung, in beschichten Töpfen und Pfannen, in Kabeln und Mikrochips: Die Rede ist von ewigen Chemikalien – eine Gruppe künstlich hergestellter Stoffe, der sogenannten per- und polyflourierten Chemikalien, kurz PFAS. Die EU schätzt diese extrem langlebigen Stoffe als gesundheitsgefährdend ein und plant ein europaweites Verbot.

„Wir haben Angst, dass dieses Verbot für den geplanten Bau der Klärschlammanlage im Chemiepark Zeitz zu spät kommt“, sagt Mark Fischer von der Bürgerinitiative (BI) gegen den Bau einer Klärschlammverbrennungsanlage. Denn diese Ewigkeitschemikalien sind auch in größeren Mengen in kommunalen Klärschlämmen enthalten. „Nach unserem Kenntnisstand können diese gefährlichen Stoffe mit der geplanten Verbrennungs- und Anlagentechnologie nicht zurückgehalten werden. Es liegt seitens des Investors bisher noch kein fundierter Nachweis vor, dass es überhaupt möglich ist, mit der gewählten Technologie in einer industriellen Großanlage dauerhaft sicherzustellen, dass diese PFAS nicht in die Luft über dem Industriepark gelangen“, erklärt Mark Fischer. Konkret zweifelt die BI daran, ob die Temperaturen in der geplanten Anlage hoch genug seien, um die PFAS zu zerstören. Aus diesem Grund gehört der Mann aus Alttröglitz zu den Gründern der BI. Seit März ist die Zahl der Unterstützer auf über 2.300 Personen angewachsen. Vier, fünf Leute machen den harten Kern der BI aus. „Wir haben Gespräche mit dem Landrat, der Gemeinde Elsteraue, dem Geschäftsführer der Infra Zeitz und dem Investor geführt und dabei unsere begründeten Bedenken vorgetragen“, sagt Wilmar Kabisch von der BI. Doch was ist eigentlich geplant?

Die Firma Wiese Umwelttechnik Service GmbH will eine Anlage zur Klärschlammverbrennung im hinteren Teil des Industrieparks bauen. Die Investition bezifferte Michael Wiese vor einem Jahr auf rund 55 Millionen Euro und sprach gegenüber der MZ davon, dass er in den Jahren 2023 und 2024 bauen wolle. Auf aktuelle Anfragen der MZ reagierte der Investor nicht.

Im Chemiepark ist noch kein Baubeginn zu sehen. Die MZ fragte im Landesverwaltungsamt in Halle nach, ob es bereits eine Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (Bimsch) für das Vorhaben gibt. „Ein entsprechender Antrag wird derzeit von unseren Bimsch-Fachleuten geprüft. Wir gehen davon aus, dass wir im vierten Quartal das Verfahren abschließen und bekanntgeben können“, teilt Pressesprecherin Denis Vopel der MZ am Donnerstag mit.

Die BI suchte in den letzten Monaten das Gespräch mit dem Landkreis und der Gemeinde Elsteraue. Beide sind Gesellschafter der Infra Zeitz, die den Chemiepark betreibt. Damit können sie über Grundstücksverkauf und neue Ansiedlungen im Chemiepark entscheiden. „Der Landrat hat sich in unserem Gespräch im April 2023 und in einem Schreiben vom Juni an uns klar dazu bekannt, dass die Immissionsbelastung aus dem Betrieb einer Klärschlammverbrennungsanlage keine Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung mit sich bringen darf“, so Mark Fischer weiter. Darauf hofft jetzt die BI und sie komme in der nächsten Woche wieder zu Gesprächen mit der Infra Zeitz und dem Investor zusammen. Denn noch sei das Grundstück an den Investor nicht verkauft.

Im Gemeinderat wurde das Thema laut MZ-Information bislang nur im nichtöffentlichen Teil behandelt. Da habe sich der Investor mal vorgestellt und die Abgeordneten zur Besichtigung einer bestehenden Klärschlammanlage eingeladen. Die Verwaltung und einige Abgeordnete spekulieren auf die Gewerbesteuer aus dem neuen Betrieb. Doch ob diese überhaupt komme, darf bezweifelt werden. „Der Bau der Anlage kostet erstmal Millionen und daher macht die Firma die ersten Jahre keinen Gewinn“, spekuliert Fischer. Danach wäre die Frage, ob Wiese in der Gemeinde Elsteraue oder am Firmensitz in Thüringen Steuern zahlt.

Und welche Befürchtungen gibt es noch? „Der Verkehr auf unseren Straßen wir deutlich zunehmen und damit auch der Lärm. Der Investor spricht von 60 Lkw-Durchfahrten am Tag“, so Fischer. Das verschlechtere die Wohnqualität in der Elsteraue.

Weitere Informationen unter www.openpetition.de/!wptwl