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Autohaus hat ersten weiblichen Lehrling Autohaus hat ersten weiblichen Lehrling: Junge Frau trägt gerne Blaumann

Von Yvette Meinhardt 03.10.2019, 13:00
Autos zu reparieren, das ist nicht nur Männersache. Anna-Lena Jäger ist die erste Frau, die im Zeitzer Autohaus Apitz in der Werkstatt lernt.
Autos zu reparieren, das ist nicht nur Männersache. Anna-Lena Jäger ist die erste Frau, die im Zeitzer Autohaus Apitz in der Werkstatt lernt. Hartmut Krimmer

Zeitz - Sie ist eine junge Frau, trägt Blaumann und macht sich gerne mal die Hände schmutzig. Anna-Lena Jäger hat gerade ihre Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin begonnen und steigt damit in einen typischen Männerberuf ein. Die 16-Jährige bewegt sich damit gegen den Trend. Denn Mädchen in sogenannten Mint-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) sind noch immer eine Seltenheit.

„Im Burgenlandkreis lag der Frauenanteil neu abgeschlossene Ausbildung bei Mint-Berufen im vergangenen Jahr bei 8,4 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es noch 7,4 Prozent“, sagt Alexander Burkhardt, Pressesprecher der Agentur für Arbeit. Damit habe der Burgenlandkreis im bundesweiten Vergleich Nachholebedarf, denn da liegt der Frauenanteil bei 11,2 Prozent.

„Schon mein Vater ist Kfz-Mechaniker“

„Schon mein Vater ist Kfz-Mechaniker. Er hat Zuhause an Oldtimern und Autos geschraubt und damit bei mir schon in meiner Kindheit das Interesse für diesen Beruf geweckt“, sagt Anna-Lena Jäger. Sie wohnt in Profen und hat in der Sekundarschule Reuden ihren Realschulabschluss gemacht.

„In meinen Schulpraktika habe in einem Autoteiledienst und einem Autohaus in Weißenfels gearbeitet“, sagt sie. Dort habe ihr aber das Arbeitsklima nicht so gut gefallen. Zum Zeitzer Autohaus Apitz kam sie über die Berufsberatung der Arbeitsagentur, die regelmäßig in den Schulen stattfindet.

„Ich war von diesem Autohaus schon immer überzeugt“

„Durch die Agentur für Arbeit hatte ich acht passgenaue Bewerbungen für unsere Ausbildungsstelle. Anna-Lena hat mich im Vorstellungsgespräch sofort überzeugt. Sie brennt für ihren Beruf“, sagt Geschäftsführerin Ivonne Apitz.

„Nun ja, meine Mutter fährt auch diese Automarke und ich war von diesem Autohaus schon immer überzeugt“, sagt die frischgebackene Auszubildende. Bei Apitz habe ihr das Arbeitsklima gut gefallen. Sie habe schnell eine Antwort auf ihre Bewerbung bekommen. Und jetzt kann sie von Profen nach Zeitz mit ihrem Moped fahren.

„Anna-Lena ist bei uns die erste Frau in der Werkstatt“

„Anna-Lena ist bei uns die erste Frau in der Werkstatt“, fährt die Chefin fort. Seit 1993 gibt es das Autohaus in Zeitz, seit 1997 auch in Weißenfeld. Heute beschäftigt das Unternehmen 21 Mitarbeiter, darunter acht Frauen und drei Lehrlinge. Auch im 21. Jahrhundert gibt es noch diese typische Geschlechterteilung bei den Berufen. Das ist zum Beispiel auch bei der Mibrag so.

„Von unseren 42 neuen Auszubildenden im gewerblich-technischen Bereich waren in diesem Jahr nur zwei Mädchen“, teilt Elke Hagenau von der Pressestelle mit. Und auch in der neuen Klasse der Anlagenmechaniker für Heizung, Sanitär und Klimatechnik war in diesem Jahr nur ein Mädchen von 21 Schülern in der Zeitzer Berufsschule. „In meiner Klasse sind wir auch nur zwei Mädchen“, verrät Anna-Lena Jäger. „Ich packe gerne zu und scheue mich auch nicht vor dem jetzt anstehenden Räderwechsel. Andererseits haben sich auch die Bedingungen in unserer Branche verändert und die Arbeit ist körperlich viel leichter geworden“, sagt die Profenerin.

Ein Blick in die Statistik zeigt die Dramatik

Für die Unternehmer wiederum wird es immer schwieriger Nachwuchs zu finden. „Man merkt schon deutlich, dass man heute den Schulabgängern etwas bieten muss“, sagt Ivonne Apitz.

Ein Blick in die Statistik zeigt die Dramatik: So sei die Zahl der Auszubildenden über alle Berufe hinweg allein in Sachsen-Anhalt von 50 300 im Dezember 2008 auf 30 600 im Jahr 2018 und damit um 40 Prozent gesunken, nannte Kay Senius, Chef der Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur, jüngst in Profen die Fakten. Hintergrund sei die Demografie und der Trend zum Studium. (mz)

Firmen werben mit vielen Mitteln um neue Lehrlinge. Auch Offergeld war jüngst bei der Berufsmesse auf Nachwuchssuche und stellte auch ein Mädchen ein.
Firmen werben mit vielen Mitteln um neue Lehrlinge. Auch Offergeld war jüngst bei der Berufsmesse auf Nachwuchssuche und stellte auch ein Mädchen ein.
Hartmut Krimmer