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Ausstellung im Kloster Posa Ausstellung im Kloster Posa: Pissoir im U-Boot Klo aus Glas

Von Susanne Hiegemann 06.07.2015, 07:34
Matthias Reiche erzählt die Geschichten zu einigen der gezeigten Fotografien.
Matthias Reiche erzählt die Geschichten zu einigen der gezeigten Fotografien. Susanne Hiegemann Lizenz

Zeitz - Reisen bildet, in jeder Hinsicht. Und wer die Augen öffnet, erkennt in Dingen, die alltäglich scheinen, noch etwas Besonderes. Wie Matthias Reiche aus Paderborn. Der 67-Jährige ist von Beruf Entwicklungspolitiker und damit naturgemäß weit gereist. Bei seinen Reisen in zahlreiche Länder auf vier Kontinenten musste er immer wieder einen Ort aufsuchen: Die Toilette, die Latrine, den Abort … oder wie auch immer man es nennen will: Das stille Örtchen. „Mir fiel schnell auf, dass sich die Kultur in der Art und Gestaltung der Toiletten widerspiegelte“, so Reiche, dem dies so imponierte, dass er begann, Fotos davon zu machen.

Im Gang zur Toilette

Eine Auswahl davon ist seit Samstag im Kloster Posa bei Zeitz zu bewundern. Passender Weise im Gang zu den örtlichen Toiletten.„Wir haben den Flur noch gestrichen und die Wände angebohrt, um die Bilderrahmen anbringen zu können. Das hat einige Tage gedauert, hat aber Spaß gemacht“, befand der Hobbyfotograf.

Zur Ausstellungseröffnung hatte Philipp Baumgarten vom Verein Kultur- und Bildungsstätte Kloster Posa mit Shira Bitan und Gal Levy aus Israel zwei junge Künstlerinnen eingeladen, die mit Stimme und Gitarrenspiel die Gäste erfreuten, die es trotz der Hitze auf den Klosterberg gezogen hatte. Baumgarten selbst bedankte sich bei Matthias Reiche für seinen kulturellen Beitrag und beschrieb die Entwicklung der Toilette von ihrem Ursprung, etwa 2 800 vor Christus, bis heute. „Damals war der Toilettengang ein gemeinschaftliches Erlebnis. Es gab keine Sichtwände oder Abtrennungen zwischen den einzelnen Aborten. Heute hingegen haben wir ein so großes Schamgefühl entwickelt, dass manche Menschen nicht einmal öffentliche Toiletten benutzen wollen.“

Klopapier als Absperrband

Nachdem Matthias Reiche mit dem Zerschneiden des passender Weise als Absperrband verwendeten Klopapiers die Ausstellung eröffnet hatte, bildete sich die obligatorische Schlange vor den Toiletten. Diesmal jedoch, um die Bilder im Flur davor zu bewundern.

Hier gab es zum Beispiel die Örtchen im Künstlerbahnhof Rolandseck im rheinischen Remagen, die farbenprächtig gestaltet sind. Im Gegensatz hierzu die uralten Donnerbalken im türkischen Ephesos, deren Sitzflächen aus Marmor sind und die in der Antike regelrecht als Treffpunkte wie heute ein Stammtisch oder ein türkisches Café dienten. Hier wurde der tägliche Klatsch abgehalten und sogar auch Handelsgeschäfte abgeschlossen.

Einige Raritäten

Weitere Höhepunkte der Ausstellung waren ein U-Boot-Pissoir, sehr platzsparend untergebracht, eine öffentliche Toilette in Brüssel, bei der man quasi von hinten an die Rückwand einer Kathedrale uriniert und eine Kabine mit Glaswand in New York City. „Auf dieses öffentliche Örtchen trauten sich viele Leute nicht drauf, weil sie nicht wussten, dass die Wand sich nach dem Abschließen von innen verdunkelt“, informierte Matthias Reiche. Bei einigen Reisen wurde er von seiner Frau Karen begleitet. „Wenn ich irgendwo eine interessante Toilette gesehen habe, gab ich meinem Mann einen entsprechenden Hinweis und er sah sich bei den Herren um“, sagte sie.

So ist eine Sammlung von Toiletten-Fotos aus aller Welt entstanden, von denen fast dreißig noch bis zum 2. August im Kloster Posa zu bewundern sind. Ein Tipp übrigens auch bei heißen Temperaturen, denn auf dem Berg weht immer ein laues Lüftchen und durch die alten Klostermauern ist der Ausstellungsraum selbst auch noch angenehm kühl.

Lob und Dank den Machern

Den Eröffnungsgästen gefiel die Ausstellung so gut, dass viele gleich eines der angebotenen Plakate mit einer Bildauswahl für fünf Euro erstanden. „Das Geld kommt komplett dem Klosterverein zugute“, so Philipp Baumgarten.

Elvira und Martin Gasse aus Zeitz waren ebenfalls unter den Gästen. „Es ist schön, dass hier wieder etwas gemacht wird“, fand Martin Gasse. „Und die musikalische Umrahmung dazu ist einzigartig und passt sehr gut“, ergänzte seine Frau.

Die jungen Leute vom Klosterverein haben sich einiges vorgenommen. Bisher haben alle noch ihren Hauptberuf, um das Unternehmen stemmen zu können. Deshalb gibt es auch noch keine regelmäßigen Öffnungszeiten für Kloster und Café. Für die Dauer der Fotoausstellung jedoch können Interessenten an den Wochenenden noch bis zum 2. August jeweils von 13 Uhr bis 18 Uhr vorbeikommen und sich die Fotografien anschauen. (mz)

Absperrband aus Klopapier wird von Philipp Baumgarten und Matthias Reiche zerschnitten.
Absperrband aus Klopapier wird von Philipp Baumgarten und Matthias Reiche zerschnitten.
S. Hiegemann Lizenz