Ausbildungsuche in Corona-Zeiten Ausbildungsuche in Corona-Zeiten: Wie Unternehmen und Jugendliche die Probleme meistern

Zeitz - Die Coronakrise stellt Schulabgänger vor neue Herausforderungen. Auf der einen Seite werden bereits erste bestehende Lehrverträge seitens der Betriebe aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt, auf der anderen Seite können in diesen Tagen keine Vorstellungsgespräche, Praktika oder Probearbeiten stattfinden. Aktuell gab es Ende April 268 Schulabgänger ohne Lehrstelle und andererseits 539 freie Ausbildungsstellen im Bereich der Agentur für Arbeit Weißenfels.
Sinkende Schülerzahl, sinkende unbesetzten Lehrstellen
Schaut man allerdings auf die Zahlen vor einem Jahr, so gab es damals laut Angaben jener Agentur trotzdem 27 Prozent weniger unversorgte Bewerber für Ausbildungsstellen. Die Zahl der unbesetzten Lehrstellen war ebenfalls kleiner und sank um sieben Prozent, so teilt Alexander Burkhardt, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Weißenfels, mit.
Ein Grund dafür könnte die sinkende Schülerzahl sein. Denn seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober meldeten sich in der Region 399 Bewerber für Berufsausbildungsstellen, das waren 30 Prozent weniger als im letzten Jahr. Zugleich gab es 787 Ausbildungsstellen, das entspricht einem kleinen Minus von vier Prozent.
Unternehmen, wie PVG, legen Wert auf Deutsch, Mathe, Physik und Geografie
„Wir suchen auf jeden Fall noch Lehrlinge. Bei uns können die jungen Leute Berufskraftfahrer, Straßenwärter für die Kreisstraßenmeisterei und Mechatroniker werden“, sagt Lutz Däumler, Geschäftsführer der Personenverkehrsgesellschaft (PVG) Burgenlandkreis. Die potenziellen Bewerber sollen einen guten Realschulabschluss haben.
Dabei legt die PVG besonderes Augenmerk auf die Fächer Deutsch, Mathe, Physik und Geografie. Der Lehrling in spe sollte zuverlässig und pünktlich sein, gute Umgangsformen und technisches Interesse besitzen. Die Ausbildung umfasst drei Jahre und ab dem vollendeten 18. Lebensjahr gehört der Erwerb des Führerschein der Klasse D (Bus) dazu.
Keine Schülerpraktika aufgrund von Corona
Auch im Handwerk gibt es noch zahlreiche freie Lehrstellen. „Wir haben zwar einige Bewerbungen, aber ich habe bis jetzt noch niemandem zugesagt“, sagt Grit Datow, Geschäftsführerin der Sanitärfirma Heitzmann. Um passende Lehrlinge zu finden, setzte sie in der Vergangenheit besonders auf persönliche Vorstellungsgespräche und Schülerpraktika. Doch das ist während der Coronakrise nicht möglich.
Und dann ist da noch der neue Mindestlohn, der ab dem neuen Schuljahr erstmals für Lehrlinge im Handwerk gezahlt werden muss. „Das kostet pro Auszubildenden mindestens 200 Euro mehr. Aus diesem Grund werde ich im neuen Lehrjahr höchstens einen Auszubildenden nehmen“, sagt Grit Datow. Doch erst mal will sie den weiteren Verlauf der Coronakrise abwarten.
Viele Berufsbranchen haben freie Ausbildungsplätze
Die Zahl der Lehrlinge dürfte sich auch auf die Berufsschule des Burgenlandkreises auswirken. Denn im Rahmen der dualen Ausbildung lernen die Jugendlichen im Bereich Heizung und Sanitär in den Betrieben die Praxis und in der Zeitzer Schule die Theorie. „Mit einem Ausbildungsvertrag in der Tasche, gibt es theoretisch keine Begrenzungen in der Zahl der Lehrlinge“, teilt die Berufsschule mit. Nach aktuellen Informationen sind nahezu in sämtlichen Berufen noch Plätze frei.
Dazu gehören zum Beispiel Verkäufer, Einzelhandelskaufleute, Köche, Restaurantfachleute, Hotelfachleute, Fachkräfte für Lebensmitteltechnik, Kfz-Mechatroniker, Elektroniker, Heizung-, Sanitär- und Klimatechniker, Bürokaufleute. Weiterhin sind noch Anmeldungen für die Fachoberschule und das berufliche Gymnasium möglich. Die im August beginnende neue „Generalistische Pflegeausbildung“ hat ebenfalls noch freie Kapazitäten. Darunter versteht man eine dreijährige Ausbildung zum Pflegefachmann.
Bewerber sollten einen Realschulabschluss, handwerkliches Geschick besitzen
Freie Lehrstellen gibt es zum Beispiel auch bei der Mibrag. „Wir suchen aktuell noch angehende Elektroniker, die sich so schnell wie möglich oder spätestens bis zum 30. Juni bewerben können“, teilt Anja Michael, Leiterin des Bereiches Ausbildung und Personalentwicklung, mit. Jene Elektroniker für Betriebstechnik montieren Systeme und Anlagen der Energieversorgungstechnik, der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, der Kommunikations- und Meldetechnik, der Antriebs- sowie der Beleuchtungstechnik.
Bewerber sollten einen Realschulabschluss, handwerkliches Geschick und technisches Verständnis besitzen. Außerdem sind gute Grundkenntnisse in naturwissenschaftlichen Fächern gewünscht. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre, die Theorie dazu wird in der Zeitzer Berufsschule vermittelt. (mz)