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Aufmunternde Worte in der Krise Aufmunternde Worte in der Krise: Droyßiger Pfarrer betreibt Seelsorge per Telefon

Von Matthias Voss 07.04.2020, 15:30
Der Droyßiger Pfarrer Christoph Roßdeutscher ist jederzeit für seine Gemeindemitglieder da - auch telefonisch.
Der Droyßiger Pfarrer Christoph Roßdeutscher ist jederzeit für seine Gemeindemitglieder da - auch telefonisch. René Weimer

Droyssig - Home Office war auch vor Corona kein Fremdwort für Christoph Roßdeutscher. Der Pfarrer des Kirchspiels Droyßig mit den Gemeinden in Kretzschau, Pötewitz und Meineweh ist in Zeiten der Corona-Krise aber nun besonders oft in seinem Büro im Gemeindehaus an der Droyßiger St. Bartholomäus-Kirche aufzufinden.

Und dort sitzt er dann oft am Telefon. „Ich rufe täglich verschiedene Gemeindemitglieder an. Einfach, um zu hören, wie es ihnen geht und ob ich was für sie tun kann. Gerade die älteren Leute, die gar nicht mehr rauskommen, sind sehr dankbar für ein paar aufmunternde Worte. Da geht es gar nicht mal so sehr um Jesus Christus“, sagt Roßdeutscher. In diesen Zeiten könne sich die Kirche beweisen.

Andacht wird über das Internet übertragen

Dazu passen auch tägliche Andachten, die der Kirchenkreis Naumburg-Zeitz per Internet in die Wohnungen der Gläubigen überträgt. Das machen dann die verschiedenen Pfarrer, Roßdeutscher selber ist aber nicht so oft an der Reihe. „Das ist nicht so mein Ding, da geniere ich mich ein bisschen. Die Kollegen machen das besser als ich, dafür muss man eine Ader haben. Ich habe lieber den persönlichen Kontakt“, erklärt er.

Diese Andachten werden dann zusätzlich in den sozialen Medien oder teilweise in schriftlicher Form, gerade für die älteren Gemeindemitglieder, in die Briefkästen verteilt. So kommt die Kirche zu den Menschen, da Gottesdienste oder Hochzeiten ja derzeit nicht stattfinden. „Es gibt lediglich die eine oder andere Trauerfeier. Aber dann auch nur im engsten Familienkreis und nach Möglichkeit nicht in der Kirche“, erklärt Christoph Roßdeutscher.

Pfarrer erledigt Arbeit, für die sonst wenig Zeit hatte

Neuen Zulauf wegen der Corona-Krise kann er nicht verzeichnen. „Wir haben in der jüngeren Vergangenheit schon neue Menschen mit den verschiedenen Veranstaltungen auf die Kirche aufmerksam machen können“, so der Pfarrer. Damit meint er Krippenspiele oder Konzerte. Das seien auch nicht unbedingt Christen, sondern einfach nur interessierte Menschen, die diese Angebote gerne annehmen.

Ansonsten kommt er nun dazu, Arbeiten zu erledigen, für die er sonst wenig Zeit hat. Zum Beispiel sein Archiv aufzuräumen. Denn auch sozialdiakonische Angelegenheiten sind nicht unbedingt die der Kirche. „Das organisieren die Kommunen oder auch die Nachbarschaften ganz hervorragend. Da ist viel Nächstenliebe zu spüren“, freut sich der Pfarrer.

Sorge um Wirtschaft und Arbeitsplätze: Wie geht es nach Corona weiter?

Die Dorfgemeinschaft funktioniere besser, als er gedacht habe. Die Leute rücken regelrecht zusammen. Sorgen macht er sich aber wegen der teilweise brachliegenden Wirtschaft. „Ich bin Beamter und bekomme mein Geld. Aber was ist mit den vielen Selbstständigen, den Gastronomen, und so weiter? Wie geht es nach Corona weiter?“, fragt sich Roßdeutscher.

Wichtig sei aber, dass die Leute gesund bleiben. Seine Frau Cornelia führt in Droyßig eine Hausarztpraxis, hat aber noch keine Fälle einer Coronainfektion feststellen müssen. „Sachsen-Anhalt hat schnell reagiert und gut vorgesorgt mit den Schutzbestimmungen. Das einzige was mich nervt, ist die Versorgung mit Schutzmasken, das hätte besser geregelt werden müssen“, so der Droyßiger Pfarrer.

Aber für ein freundliches Telefonat braucht man ja keinen persönlichen Mundschutz, sondern vor allem aufmunternde Worte. Und von denen hat Christoph Roßdeutscher reichlich. (mz)