Ärzte-Mangel im Burgenlandkreis Ärzte-Mangel im Burgenlandkreis: Was das Klinikum Zeitz tut, um den Trend zu stoppen

Zeitz - Etwa 100 Hausärzte fehlen bis 2025 im Burgenlandkreis. Darauf verweist das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland schon seit Jahren. Wie die aktuelle Situation in Zeitz ist, das spüren Patienten und oft gerade Zugezogene, die nicht privat versichert sind, wenn sie auf Hausarztsuche gehen.
Mitunter werden Patienten schon jetzt von allen als Hausärzte infrage kommenden Medizinern abgewiesen. Doch die eigentliche Katastrophe steht erst noch bevor. „Bereits heute sind fast 160 der berufstätigen Hausärzte in Sachsen-Anhalt mindestens 65 Jahre“, heißt es von der Ärztekammer Sachsen-Anhalt. Nicht nur die Patienten alterten und benötigten mehr und intensivere medizinische Versorgung, auch Ärzte werden älter. Und viele arbeiten an der Belastungsgrenze.
Lange Wartezeite auf Termin beim Facharzt
Ein Problem, wie viele MZ-Leser schilderten, das auch für Fachärzte gilt. Denn die Wartezeit auf einen solchen Termin kann gut und gern ein Vierteljahr betragen. „Auch die heutige Altersstruktur der ambulant und stationär tätigen Fachärzte macht einen zunehmenden Nachbesetzungsbedarf deutlich“, erklärte die promovierte Medizinerin Simone Heinemann-Meerz, Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, bereits Anfang des Jahres, „in Sachsen-Anhalt sind derzeit 235 Fachärzte tätig, die 65 Jahre oder älter sind. Bis ins Jahr 2025 wird diese Zahl auf 1.350 Fachärzte anwachsen, die der Hausärzte auf fast 600.“
Natürlich versuchen Ärztekammer, Universitäten und Lehrkrankenhäuser gegenzusteuern, damit es nicht in einigen Jahren zum Kollaps kommt. In Halle werden seit 2011 Studierende in der Klasse Allgemeinmedizin bereits ab dem ersten vorklinischen Semester auf die Tätigkeit als Hausarzt vorbereitet.
Als weiteres Beispiel beschreibt die Ärztekammer die Möglichkeit des Quereinstiegs in die Allgemeinmedizin. Das Projekt sei ein wichtiger Baustein, um zukünftig mehr Ärzte für den Beruf des Hausarztes zu gewinnen. Wenn, wie im Jahr 2017, dann elf der 37 Absolventen der Facharztprüfungen für Allgemeinmedizin aus diesem Projekt hervorgehen, bedeutet das auch, dass diese Ärzte dann nicht mehr in ihrem vorherigen Fachgebiet tätig sind.
Klinikum Zeitz seit 2012 Lehrkrankenhaus
„Neben den Bemühungen um die Zukunft der hausärztlichen Versorgung dürfen wir den heutigen und insbesondere zukünftigen Bedarf an fachärztlichen Kollegen nicht aus dem Blick verlieren“, betonte Heinemann-Meerz.
Um Fachärzte, aber eben auch Allgemeinmediziner in die Region zu bekommen und zu behalten, entschloss sich die Klinikum Burgenlandkreis GmbH vor acht Jahren, einen Lehrkrankenhausvertrag mit dem Universitätsklinikum Jena auszuarbeiten.
Das Georgius-Agricola-Klinikum Zeitz schloss 2012 den Lehrkrankenhausvertrag mit der Universität Leipzig ab und wurde akademisches Lehrkrankenhaus. Angehende Mediziner können von Studienbeginn an praktische Erfahrungen in Naumburg und in Zeitz sammeln, als Famulant, aber auch während des Praktischen Jahres. Außerdem geht die Förderung des medizinischen Nachwuchses über das Studium hinaus.
„Wir versuchen gemeinsam, für die Patienten die Versorgung in der Stadt Zeitz zu sichern“
In den Fachabteilungen in Naumburg und Zeitz können Assistenzärzte eine Facharztausbildung absolvieren. Eine weitere Besonderheit sind vier zusätzlich geschaffene Stellen für den dreijährigen stationären Teil der Ausbildung zum Allgemeinmediziner. Besteht Interesse, wird geholfen, im Anschluss für die zweijährige ambulante Ausbildung eine Praxis im Burgenlandkreis zu finden.
So könnte vielleicht in dem einen oder anderen Fall eine Nachfolgeregelung gefunden werden. Mit neuen Niederlassungen sieht es nämlich in Zeitz nicht so gut aus. Fast 200 Studenten haben bereits ihr praktisches Jahr in Zeitz oder Naumburg absolviert. Gut 30 davon haben den Facharztstatus im Klinikum erreicht „Wir versuchen gemeinsam, für die Patienten die Versorgung in der Stadt Zeitz zu sichern“, sagt Lars Frohn, Geschäftsführer der Klinikum Burgenlandkreis GmbH.
Und das Klinikum wird zunehmend gut angenommen. Der Klinikstandort Zeitz konnte sich für 2016/2017 bei den Befragungen zum praktischen Jahr der Universität Leipzig mit der Note 1,0 den ersten Platz sichern, wie Jörn Röhler, Oberarzt der medizinischen Klinik in Zeitz und Lehrbeauftragter, verkünden konnte. „Letztlich trägt eine gute Ausbildung im praktischen Jahr auch dazu bei, die dünne Personaldecke zu stabilisieren“, so Röhler. Und im günstigsten Fall im Klinikum und bei den niedergelassenen Ärzten. (mz)