Abbaden Abbaden: Eisbären auf Wärmflaschen
Weißenfels/Roßbach/MZ. - Volker Söhnlein - 39 Jahre alt und Chef einer kleinen Druckerei - steigt als erster die Sprossen einer eisernen Leiter hinab. Es folgen Jens Busse - 36 und Abteilungsleiter bei der Globus-Kette -, Dieter Gorzki, der Chef der frischli-Milchwerke ist mit 52 der Älteste, Holger Brückner - 35 und Maschinenführer bei frischli - sowie der 23-jährige Student Lars Gorzki. Die Lufttemperatur beträgt ein Grad Celsius und die des Wassers null Grad. Danach schlüpfen die Männer in ihre Sachen und stellen sich auf Wärmflaschen. "Warme Füße sind schließlich das Entscheidende", meint Söhnlein, der außerdem betont, dass man sich nicht länger als fünf Minuten nur mit Badehose draußen aufhalten sollte. Busse fügt hinzu, dass noch keiner, der die halbe Minute im Wasser war, am nächsten Tag erkältet gewesen sei. Nur Brückner verweist darauf, dass auch das Eisbaden niemanden davor bewahre, sich einen Virus einzufangen.
Einige der Männer tragen ein
T-Shirt mit der Aufschrift "Eisbären". Volker Söhnlein erzählt, dass das für jene angefertigt wurde, die jeden Wintermonat ins eisige Wasser steigen. Bislang sind das nur jene fünf Männer, die Weihnachten zum Abbaden gekommen sind. Auch das Anbaden für 2003 scheint am Neujahrstag für sie Pflicht. Brückner freilich ulkt, dass da nur das Eisloch größer sein müsse, damit auch der dicke Schädel mit hinein passe.
Die Idee zum Eisbaden wurde Ende Februar '98 geboren. Damals waren Jens Busse und Volker Söhnlein in der Weißenfelser Schwimmhalle. Busse erzählt davon: "Die Sonne schien, und wenn es nicht so kalt gewesen wäre, hätte es ein Sommertag sein können. Da habe ich gesagt, dass wir uns am nächsten Tag in Roßbach treffen sollten." Er habe allerdings nicht damit gerechnet, dass Söhnlein mit einem Ja auf den verrückten Vorschlag antwortet. Die anderen seien etwas später zu ihnen gestoßen.
Seitdem steigen sie auch bei Minusgraden ins Nass, erwärmen sich freilich möglichst vorher beim Dauerlauf, um den Kreislauf in Schwung zu bringen und schwimmen auch mal kleinere Strecken, wenn die Hasse nicht zugefroren ist. Minus zehn Grad seien es an der Luft schon gewesen, erzählen die Männer, Temperaturen, die richtig unangenehm werden können, wenn dazu ein frischer Wind pfeift. Mitunter seien sogar Zuschauer oder Schlittschuhläufer in der Nähe, berichtet Brückner.
Am Rande werden noch ein paar Episoden zum Besten gegeben. Dieter Gorzki erinnert beispielsweise, dass er mal in der vereisten Ostsee baden war. Volker Söhlein erzählt vom gefrorenen Boden, über den er vor Jahren wie über glühende Kohlen gelaufen sei. Und Lars Gorzki bestätigt, dass Abhärtung auch beim Sundschwimmen zwischen Rügen und Stralsund etwas bringe. Im Juli 2000 sei es gewesen, als die Außentemperatur bei neun Grad Celsius lag und das Wasser nur unwesentlich wärmer war. Damals hätten viele Starter die 2,3 Kilometer lange Strecke nicht durchgestanden.