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Zeitgeschichte Zeitgeschichte: Aus dem Leben der Familie

18.01.2012, 16:29

DESSAU/WÖRLITZ/MZ. - Er lernte 1772 auf einem Ball Elisabeth Gräfin von Sievers in St. Petersburg kennen. Sie war mit ihrem Cousin Jacob Johann Graf von Sievers verheiratet. 1770 kam Catherine zur Welt, 1773 Benedicte und 1776 die dritte Tochter Elisabeth, die später Boris von Üxküll zur Welt bringen sollte. In der Ehe kriselte es. Putiatin gewann die Frau für sich. Katharina II. forderte den Grafen auf, sich scheiden zu lassen. Ein Gericht konnte jedoch nicht vermitteln. Vielmehr entführte Sievers die Töchter. Die Zarin war erbost. Sievers gab nach und überließ seiner Frau wenigstens Benedicte, von der angenommen wird, dass sie die leibliche Tochter Putiatins ist. Die Ehe wurde von Katharina II. geschieden.

Elisabeth von Sievers und Putiatin heirateten und reisten von 1789 bis 1795 durch Deutschland, Frankreich sowie Italien. Später ließen sie sich in Dresden nieder, kauften ein Bauerngut und bauten sich einen Sommerwohnsitz in Kleinzschachwitz. Das Haus hatte 16 Balkone, eine Rutsche auf zwei Gleisen, mit der man vom Obergeschoss in den Garten sausen konnte, ein Türmchen zur Beobachtung des Wetters, eine Esplanade auf dem Dach und war von einem Park, den der aus Wörlitz stammende Gärtner Friedrich Graul pflegte, umgeben. 1823 stiftete Putiatin zudem eine Dorfschule in Kleinzschachwitz.

Der Fürst machte sich einen Namen mit zahlreichen, damals skurril anmutenden Erfindungen. So konstruierte er beispielsweise eine Kutsche mit Blasebälgen als Federn, die ihm während der Fahrt ein kühles Lüftchen zuwehten, oder ging bei Regen mit einem Schirm hinaus, der bis zu den Knöcheln reichte und kleine Fensterchen zur Beobachtung hatte.