Wittenbergerin engagiert sich in Rumänien Wittenbergerin engagiert sich in Rumänien: Hilfe zur Selbsthilfe

Wittenberg - Antje Böhme sucht Mitstreiter für ein soziales Projekt in der rumänischen Stadt Botosani. Die 52-jährige Wittenbergerin, die seit über 30 Jahren in der Beauty-Branche als Trainerin und Dozentin arbeitet und 15 Jahre als Berufsschullehrerin tätig war, hat die Initiative unter das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ gestellt.
Unterstützung vor Ort
Sie startet das Projekt gemeinsam mit einer Kollegin aus Mühlheim. Zusammen wollen sie jungen Frauen die Chance geben, den Beruf der Kosmetikerin zu erlernen und - durch den Anschluss etwa an ein Hotel - eine Existenzgrundlage zu bekommen. Letzteres könne funktionieren, wenn den Berufseinsteigerinnen beispielsweise ein Raum zur Verfügung gestellt wird.
Und statt dafür hohe Mieten zu zahlen, werde eine prozentuale Umsatzbeteiligung angestrebt, sagt Böhme, die bereits einige Hotels angeschrieben habe und nun auf Kooperationen hofft. In Deutschland würde unter anderem Berufsbekleidung für die jungen Frauen - in Aussicht stehen vier bis sechs Teilnehmerinnen - organisiert.
Vor Ort unterstützt werden Antje Böhme und Kollegin Peggy Kratz, über deren früheres Engagement in Botosani auch schon in dortigen lokalen Medien berichtet wurde, von der Asociatia Misionara El Ramane Credincios din judetul Botosani. Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation, die im weitesten Sinne mit den hierzulande verbreiteten Tafeln vergleichbar sei. Jedenfalls biete die Asociatia Böhme zufolge Mittagstische für Bedürftige.
Botosani, an der ukrainischen Grenze gelegen, hat mehr als doppelt so viele Einwohner wie Wittenberg. Böhme, vierfache Mutter und inzwischen auch Großmutter, konnte sich bisher lediglich aus der Ferne über die Verhältnisse vor Ort informieren. So gebe es wohl einige besser Situierte, die Mehrzahl hingegen dürfte nicht in Wohlstand leben. Persönlich, sagt Böhme, sei sie vor gut 30 Jahren zum ersten Mal in Rumänien gewesen. Damals, so erinnert sie sich, seien die Zustände in den bereisten Gebieten vielfach „katastrophal“ gewesen.
Tatsächlich mag sich mancher noch an Reportagen erinnern, wie sie insbesondere in den 1990er Jahren auch hierzulande ausgestrahlt wurden. Gezeichnet wurde ein vielfach trostloses Bild etwa von verwahrlosten Straßenkindern oder von Menschen, die in heruntergekommenen Heimen vor sich hin vegetierten. Etliche Spendeninitiativen wurden ehedem in Deutschland gestartet, auch in Wittenberg gab es engagierte Zeitgenossen, wie ein Blick ins MZ-Archiv zeigt.
Prüfung ist geplant
Für Antje Böhme ist die Hilfe zur Kosmetikerinnenausbildung in Rumänien eine Premiere. Abreisen wird sie am 27. Juli, am 29. Juli wird der Kurs beginnen, der ein Jahr dauern und mit einer Prüfung enden soll. Sie selbst werde zunächst eine Woche vor Ort sein, die Mühlheimerin bleibe länger. Böhme reist in ihrer Freizeit, ihr Engagement begründet sie damit, dass sie „gern etwas zurückgeben möchte“ von dem Guten, das ihr im Leben bisher widerfahren ist.
Um die Chancen für junge Leute aus Botosani noch zu vergrößern, hofft sie, dass sich auch andere dieser Initiative anschließen. Böhme spricht von Menschen im Ruhestand, die Zeit haben und ihr Wissen - beispielsweise in einem Handwerksberuf - an die Jugendlichen in Botosani weitergeben möchten.
Wer Interesse hat, Teil dieses Netzwerkes zu werden, kann sich mit Antje Böhme via E-Mail an [email protected] in Verbindung setzen. (mz)