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Wittenberger Ortschaften Wittenberger Ortschaften: Ziemlich zufrieden in Pratau

Von Irina Steinmann 26.01.2019, 11:46
Das Zentrum von Pratau mit Haltestelle und „Freischütz“ (rechts)
Das Zentrum von Pratau mit Haltestelle und „Freischütz“ (rechts) Alexander Baumbach

Wittenberg - Hört man nicht oft: „Wir haben alles“, sagt Veronika Dorn. Die Ortsbürgermeisterin von Pratau hat an diesem Freitag eine größere Runde zu Gast im früheren Gemeindebüro - auf seiner 2018 begonnenen Tour durch alle zwölf Ortschaften der Lutherstadt hat Wittenbergs Oberbürgermeister diesmal ein „Heimspiel“, Torsten Zugehör ist bekanntlich Pratauer, wie weitere gut 1800 Männer, Frauen und Kinder.

Die Einwohnerzahl, so heißt es, sei „stabil“. Das hat, natürlich, mit der Lage und der Verkehrsanbindung des Ortes zu tun, dem die Abtrennung vom Rest durch die Elbe offenbar nicht schadet. Pratau, konstatiert Zugehör, habe durchaus eine „gewisse Zentrenfunktion“ für die umliegenden Orte. Hier gibt es Supermarkt, Post-Stelle im Schreibwarengeschäft, Apotheke und Ärzte, auch Kita und Schule, von der noch zu reden sein wird.

Und es gibt, das unterstreichen Dorn und Zugehör gleichermaßen, ein „sehr, sehr starkes Vereinsleben“. Da ist der Freizeit- und Seniorenclub, da sind die Feuerwehr und der Sportverein, der SC Blau-Rot. Die Vereine, sagt die Ortsbürgermeisterin, „sind die tragende Säule dafür, dass im Ort was passiert“. Und „fast jeder Pratauer ist irgendwo im Verein“.

Pratau gehört seit 1993 zu Wittenberg und ist damit eine der ältesten Ortschaften der Stadt. Kaum kürzer, seit 1999 und damit 20 Jahre, ist Veronika Dorn dort Ortsbürgermeisterin. Exakt 1816 Einwohner leben in Pratau mit seinen Ortsteilen Kienberge und Wachsdorf, ein Drittel von ihnen ist bereits älter als 65 Jahre. Lang ist die Geschichte der Margarineproduktion im Ort, das Unternehmen wurde 1903 als „Milka“ gegründet - und heißt im Volksmund bis heute so. Neueren Datums ist das Marina-Camp Elbe am Brückenkopf mit Hotel, Campingplatz und Sportboothafen.

Zufrieden zeigt sich Feuerwehrchef Thomas Janott, der übrigens auch Stadtwehrleiter ist, mit der Mitgliedschaft: 42 Aktive unter den 120 Mitgliedern, 17 junge Menschen in der Jugend- und 14 Jungen und Mädchen in der Kinderfeuerwehr.

Der Sportverein mit zehn Abteilungen, dessen Fußballer demnächst ihr 100-Jähriges feiern, konstatiert für sich eine „gute Entwicklung“: Mehr als die Hälfte der an die 320 Mitglieder seien inzwischen Kinder und Jugendliche, so Vereinschef Heinz Kind. Allmählich an Kapazitätsgrenzen gerät eigenen Angaben zufolge der 225-köpfige Freizeit- und Seniorenclub. Fast täglich, berichtet die Vereinsvorsitzende Elke Merker, gibt es Veranstaltungen in der täglich geöffneten Einrichtung, die für Mitglieder zudem einen Schankbetrieb unterhält und außerdem enge Beziehungen zur Grundschule.

Damit freilich sind auch zwei Punkte angesprochen, die das Pratauer Glück ein wenig trüben. Es gibt keine richtige Gaststätte mehr im Ort, nachdem der „Lindenhof“ aufgesteckt hat. Und der Neubau der Grundschule lässt länger auf sich warten als erhofft. Was den Ersatz des in die Jahre gekommenen Schulhauses, ein DDR-Plattenbau, angeht, verspricht der Oberbürgermeister, dass die Stadt „dranbleiben“ werde: Man rechne mit einer Entscheidung im noch laufenden Fördermittelvergabeverfahren im ersten Quartal dieses Jahres und sei „optimistisch“.

Die fehlende Gaststätte sei „kein Pratauer Problem“, so Zugehör, aber eben auch keines, das die Stadt lösen könne. Das gilt offenkundig auch für den historischen „Freischütz“ im Ortskern, der nach wie vor Verfall ausstrahlt.

Eine Anregung von Ortsbürgermeisterin Dorn nahm Stadt-entwicklerin Kerstin Venediger mit über die Elbe: Wohnungen in den „Neubau“-Blöcken zusammenzulegen, um diese attraktiv für Familien zu machen.

(mz)