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Lebenswege Wittenberger Nachwuchspianist wird lieber Informatiker

Der 17-jährige Jonas Lohrmann musiziert besonders gern vor Publikum. Jetzt setzt er beruflich auf etwas anderes.

Von Corinna Nitz 30.11.2021, 09:09
Jonas Lohrmann am Flügel in der Kreismusikschule: Die Pandemie hat die Berufswahl des 17-jährigen Wittenbergers beeinflusst.
Jonas Lohrmann am Flügel in der Kreismusikschule: Die Pandemie hat die Berufswahl des 17-jährigen Wittenbergers beeinflusst. FOTO: Justin Lohrmann

Wittenberg/MZ - Es gibt wohl kaum einen Lebensbereich, in den die seit bald zwei Jahren wütende Corona-Pandemie nicht hineingreift. Ein Beispiel dafür, dass sie ganze Lebensplanungen beeinflussen kann, ist Jonas Lohrmann: Der Wittenberger hat auch in der MZ ob seiner pianistischen Fähigkeiten öfter von sich reden gemacht, und eindrucksvoll ist die Liste erfolgreicher Teilnahmen etwa an Jugend-musiziert-Wettbewerben. Wer Lohrmann je traf, ist möglicherweise davon ausgegangen, dass er auch beruflich einmal in die musikalische Richtung gehen würde.

Zu vier Händen

Ein Studium wäre, wie er sagt, sein Traum gewesen. Jetzt hat sich der 17-Jährige ganz anders entschieden: Er absolviert eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration bei der zu Agrofert und SKW gehörenden Wittenberger Data Center GmbH. Durch die Pandemie habe er „gemerkt, dass Musik keine Perspektive ist, weil alles ausfällt“. Und man übe doch nicht zuletzt dafür, dass man auftreten kann. „Nicht vor Publikum spielen zu dürfen, ist schade“, bekräftigt Lohrmann gegenüber der MZ.

Nun gibt es sicher Hobbymusiker, die froh sind, wenn sie im stillen Kämmerlein klimpern können und sich nicht dem Urteil anderer aussetzen müssen. Wer aber so begabt ist wie Lohrmann, sieht das anders und muss das auch anders sehen.

Sechs Jahre alt war er, als er mit dem Klavierspiel begann, seine Lehrerin an der Wittenberger Kreismusikschule ist Irina Wachtel, sie führte ihn zu etlichen Erfolgen. Oft hat er mit seinem älteren Bruder Justin Klavier vierhändig gespielt und in dieser Kategorie ist er auch in diesem Jahr bei „Jugend musiziert“ zum Bundesausscheid weitergeleitet worden. Doch diesmal war ihm und seiner Klavierpartnerin, Isabell Horn aus Oranienbaum, das Glück nicht hold und auch das hatte mit der Pandemie zu tun: Zwar saßen, wie Jonas Lohrmann erzählt, die Noten, aber man habe vorher zu wenig zu vier Händen spielen können und am Ende aus organisatorischen Gründen das Video vom Landeswettbewerb eingereicht. Schwierig war unterdessen auch das Jahr 2020, als nach dem erfolgreichen Abschneiden beim Regionalwettbewerb alle Konzerte und weiteren Wettbewerbe abgesagt wurden.

Nun soll man ja auf vergossene Milch nicht weinen. Auch Lohrmann blickt jetzt nach vorn. Die Ausbildung ist ihm wichtig und dass er sich damit anscheinend wohlfühlt, mag ja auch damit zu tun haben, dass, wie er sagt, ihn auch Computer interessiert haben. Derzeit arbeite er bei einer IT-Hotline des Unternehmens. Menschen rufen dort an, „weil ihr Mail-Programm nicht startet, das Kennwort zurückgesetzt werden muss oder Bildschirme vertauscht sind“, zählt er einige Klassiker auf und sagt, dass die Arbeit ihm Freude macht.

Ja, die Freude. Jonas Lohrmann ist ein ernsthafter junger Mensch, aber wenn er zum Beispiel auf seine Konzerte etwa mit dem Paul-Gerhardt-Orchester der Kreismusikschule zu sprechen kommt, dann legt sich ein Lächeln über sein Gesicht, dann geht es auch um Vorfreude und Hoffnung auf 2022. Vielleicht sind dann wieder Konzerte und Konzertreisen möglich, Musik, sagt Lohrmann, habe noch immer einen großen Stellenwert. Beim bevorstehenden Weihnachtskonzert des Paul-Gerhardt-Orchesters am Sonnabend sei er zwar nicht musikalisch vertreten, dafür wolle er hinter der Bühne helfen und beim Konzert auch „ein bisschen filmen“.

Unter Marinovs Leitung

Noch steht das übrigens auf den Webseiten der Kreismusikschule Wittenberg und der Phönix-Theaterwelt, denn dort soll das „Märchenhafte Weihnachtskonzert“ unter der Leitung von Michael Marinov mit Gesangs- und Instrumentalsolisten durchgeführt werden. (mz)