Hilfe für Flutopfer Wittenberger Modehaus spendet Teile seiner Kollektionen
Über 2.800 Artikel werden ins Ahrtal gebracht und dort an Bedürftige verteilt.

Wittenberg/MZ - Der Inhaber des Wittenberger Modehauses „Eule“ Frank Paul und seine Frau Claudia unterstützen Flutopfer im Ahrtal. Sie spenden die Winterkollektion 2020 und einen Teil der Sommerware dieses Jahres, die pandemiebedingt nicht verkauft werden konnten. Insgesamt handelt es sich um über 2.800 Einzelteile mit einem ehemaligen Einkaufswert von gut 76.000 Euro. Am Mittwochmorgen wurden die Artikel, verpackt in 88 Kartons, in einem Transporter vor dem Haupthaus des Unternehmens verstaut. „Das ist ein kompletter Laden“, sagte Claudia Paul am Rande zur MZ und auch, dass alles „mit Liebe“ eingekauft worden war.
Rotary sammelt 110.000 Euro
Zu dieser Großspende inspiriert wurde der Eigentümer des Modehauses nicht zuletzt von einer Spendeninitiative des Rotary Clubs (RC) Wittenberg. Dieser hatte mit seinem Hilfswerk im Herbst eine Spendenaktion durchgeführt, bei der die eindrucksvolle Summe von 110.000 Euro für die Flutopfer im Ahrtal und in der Eifel gesammelt wurde. Wie Stefan Hammersen anlässlich der jetzigen Aktion bei „Eule“ mitteilte, konnten die Gelder inzwischen an acht Partner-Clubs in der betroffenen Region überwiesen werden. Diese berichten auch ständig über die Verwendung. Um die Logistik beim Transport der Modeartikel kümmert sich vom RC-Hilfswerk Konstantin Weinhold. Der Club hat auch einen Empfänger für die Neuware aus Wittenberg gefunden: Sie geht nach Mayschoß, von einem Riesenschaden spricht Hammersen, „komprimiert an einem Ort“. Viele Häuser in Mayschoß stehen demnach gar nicht mehr, „die Versicherer kommen nicht hinterher, wenn überhaupt versichert war, Baupreise sind gestiegen“, nennt Hammersen einige Widrigkeiten, mit denen es die Flutopfer, von denen viele in Ferienwohnungen oder bei Verwandten untergekommen sind, offenbar immer noch zu tun haben. In den Räumen der Winzergenossenschaft Maychoß-Altenahr soll, im Idealfall noch vor Weihnachten, im Rahmen einer Modenschau die Abgabe der Bekleidung an die Bedürftigen erfolgen. Diese kommen laut Hammersen auch sonst dorthin, weil sie eine Grundversorgung in Form einer warmen Mahlzeit erhalten.
Eine zusätzliche Belastung
Zurück ins Modehaus Eule. Die Alternative zur Spende wäre nach Auskunft von Frank Paul zum Beispiel die Abgabe der Bekleidung an einen Aufkäufer gewesen. Man habe sich dagegen und für die Flutopfer entschieden, sagte Paul auch unter Hinweis auf Unterstützung im Rahmen von Überbrückungshilfen. Was die Bedrohungslage durch Corona betrifft, so erklärte er auf eine MZ-Nachfrage, man werde durch die Pandemie kommen, aber Umsatzeinbußen sind da. Im Moment sei die 2G-Regel eine zusätzliche Belastung, es kommen weniger Kunden. Zum Zustand des Einzelhandels sagte Paul: „Viele werden leise vom Markt verschwinden.“
