Zwei Wellen befürchtet Wittenberger Amtsarzt: Sorge wegen Grippe und Corona wächst - Immunität gering
Nicht nur die Corona-Pandemie bereitet Medizinern Sorge, sondern auch bevorstehende Grippeerkrankungen. Die Immunität ist gering, sagt der Amtsarzt.

Wittenberg/MZ - Nicht nur die Corona-Pandemie bereitet gegenwärtig Sorgen, Mediziner befürchten auch eine schwere Grippewelle. „Die Immunität in der Bevölkerung ist gering“, erklärt Wittenbergs Amtsarzt Michael Hable. Das hat damit zu tun, dass die Grippe in der vergangenen Saison quasi nicht stattgefunden hat - wegen des Lockdowns, wegen Homeoffice, des Tragens von Masken und strikter Einhaltung der Hygieneregeln.
Impfung empfohlen
Gefährdet sind viele, mahnt Hable und wirbt für eine Grippeschutz-Impfung. „Ich empfehle das dringend.“ Kein Problem sei es im Übrigen, sich zugleich gegen Grippe und - falls noch nicht geschehen - gegen Corona impfen zu lassen: „Rechter Arm, linker Arm, das kann parallel erfolgen.“
Allerdings nur beim Hausarzt. Bei den zahlreichen Pandemie-Impfterminen der vier Teams, die im Landkreis im Einsatz sind, werden keine Grippeimpfungen angeboten: „Das ist logistisch nicht machbar“, erklärt der Amtsarzt, verweist allerdings auf die Möglichkeit, sich im Gesundheitsamt in der Breitscheidstraße den Grippeschutz zu holen.
Wie in der Vorjahren stehen 500 Impfdosen dort zur Verfügung, rund hundert seien bereits verabreicht: „Wir impfen, solange der Vorrat reicht.“ Insgesamt muss ein Mangel des Vierfach-Impfstoffs gegen Grippeviren laut Amtsarzt aber nicht befürchtet werden: „Es gibt mehr als sonst.“
Grippeschutzimpfung so bald wie möglich
Günstig sei, sich in den nächsten zwei, drei Wochen impfen zu lassen - bevor die Grippewelle beginnt. Einzelne Fälle seien bereits jetzt zu registrieren, so Hable, der zwar allen die Impfung nahelegt, insbesondere aber Kindern, Schwangeren, über 60-Jährigen und Vorerkrankten. Deren Risiko, einen schweren Verlauf zu erleiden, sei besonders hoch. Der Mediziner weist darauf hin, dass manche Menschen die Grippe nicht überleben: „Das ist eine schwere Krankheit.“
Wenig Verständnis hat Wittenbergs Amtsarzt für Menschen, die in dieser Situation mit Erkältungssymptomen zur Arbeit erscheinen: „Wir haben davon mehrfach gehört.“ Seine Sorge hat nicht zuletzt damit zu tun, dass sich die Symptome bei Grippe und Corona ähneln. Hable empfiehlt daher dringend Tests über den Hausarzt, um sicherzugehen.

Grippe geht schnell mit einem schweren Krankheitsgefühl und hohem Fieber einher, bei Corona entwickele sich die Krankheit meist langsamer, dafür sei Corona aber auch ohne Symptome schon ansteckend, erklärt der Arzt Unterschiede. Der Schutz vor den Krankheiten funktioniere wiederum ähnlich: Hände waschen, Abstand halten, in die Ellenbeuge husten, Taschentücher nur einmal verwenden - und impfen.
Wittenbergs Amtsarzt befürchtet, dass die vierte Corona-Welle mit einer schweren Grippe-Welle einhergehen könnte. Das würde die Krankenhäuser wieder die Belastungsgrenze bringen.
Zurzeit liegen nach seinen Worten noch nicht so viele Covid-Kranke auf den Intensiv-Stationen, rund 1.350 Personen in Deutschland. In Wittenberg sind es ebenfalls wenige. Auch die Fallzahlen halten sich in Grenzen.
Schwerpunkt Schule
Allerdings könne sich das schnell ändern, weil sich eben wegen des jetzt kühlen Wetters viele Menschen in Innenräumen aufhalten. Besonders Schulen und Kindertagesstätten sind gegenwärtig „Schwerpunkte unserer Ermittlungen“. Hable spricht von Ausbrüchen an fünf Schulen, drei Kindertagesstätten und bei einer Hochzeitsfeier.
Wittenbergs Amtsarzt prophezeit noch einmal einen kritischen Winter. „Dann hoffe ich aber, dass wir über den Berg sind.“
Wer sich im Gesundheitsamt impfen lassen möchte, wird gebeten, sich einen Termin zu holen, Tel. 03491/47 93 42.