Wittenberg Wittenberg: Kein Nachfolger in Sicht
WITTENBERG/MZ. - Finanziert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) war "Stärken vor Ort" 2009 seinerseits für drei Jahre als Nachfolger von "Lokales Kapital für soziale Zwecke" (LOS) aufgelegt worden. Zu den gegenwärtig 277 Kommunen in der Bundesrepublik, die dank "Stärken vor Ort" das Leben in den Kiezen für Benachteiligte - Junge, Zugewanderte, Frauen - besser machen wollten, zählt auch Wittenberg. Jeweils 300 000 Euro erhielt die Stadt für die beiden Fördergebiete Trajuhnscher Bach, Lerchenberg und Lindenfeld sowie Wittenberg West und Piesteritz.
Nach dem Vorbild des Landkreises, der auch schon an LOS teilgenommen hatte, richtete die Stadtverwaltung auf eigene Kosten - rund 103 000 Euro - im Rathaus eine Koordinierungsstelle ein, von wo aus die maximal je 10 000 Euro pro Vorhaben am Ende verteilt wurden. Die Entscheidungen, wer bedacht wird, traf ein "Begleitausschuss", der zu diesem Zweck fünf-, sechsmal im Jahr zusammenkam und sich aus Vertretern von Stadt, Landkreis, Arbeitsagentur, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen wie auch Einwohnern der ausgewählten Kieze zusammensetzte - 17 Personen insgesamt.
Die Projekte (34 im Norden, 33 im Westen), die in den zurückliegenden drei Jahren in Regie der Lutherstadt angeschoben werden konnten - und darum ging es, nicht um Daueralimentierung - sind vielfältig und reichen von der Initiative zur Verhinderung der Schulabbrecherquote über ein Familienzentrum und die Fahrradwerkstatt bis hin zum Jugendparlament. Von den jeweils knapp 600 Teilnehmern in den beiden Fördergebieten habe man je mindestens 100 in "weiterführende Maßnahmen" (Vereine, Praktika und andere berufsfördernde Tätigkeiten) vermitteln können, so Evelin Ferchland, Leiterin der dreiköpfigen Koordinierungsstelle im Rathaus. Und wenn Petra Henkelmann vom Naturschutzbund im Stadtwald dank entsprechender Qualifizierung jetzt Waldkindergartenplätze anbieten kann, so sei auch dies eine direkte Folge der "Stärken vor Ort". Als Vernetzungserfolg gelten Ferchland insbesondere die Aktivitäten im Mehrgenerationenhaus, wo dank "Stärken vor Ort" unter anderem die "Kochinsel" gebacken werden konnte - ein gemeinsames Hantieren mit Topf und Teller für Einheimische und Zugewanderte, Alte und Junge. Die Koordinatorin zeigt sich überzeugt davon, dass ein Großteil der Projekte weiterleben wird. Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD) würdigte das Förderprogramm am Freitag als einen "Impuls für soziale Netzwerke", die auch darüberhinaus Bestand haben würden.
Ob und wann das Programm "Stärken vor Ort" einen Nachfolger findet, ist offiziell noch unklar. Die lokalen Koordinierungsstellen würden informiert, sobald dies feststehe, hieß es Freitagnachmittag auf Anfrage in der ESF-Regiestelle des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin. Eines stehe allerdings bereits fest: Selbst bei einer Neuauflage würde das Programm nicht mehr von der Regiestelle umgesetzt. Dies geschähe dann im bisher so genannten Bundesamt für Zivildienst. Nach der Bundeswehrreform und dem Wegfall des Zivildienstes braucht das Amt offenbar selbst ABM.