Wittenberg Wittenberg: In der Welt der Worte
wittenberg/MZ. - Das hat einige Teilnehmer dazu animiert, journalistisch tätig zu werden und ihre Erfahrungen aufzuschreiben. Hier veröffentlicht die MZ ihre Texte.
Wortspiele mit Daniela Danz
Einen Deutschunterricht der besonderen Art erlebten Schüler am Donnerstag in einem Workshop mit Daniela Danz. Die Schriftstellerin brachte den Kindern die (deutsche) Sprache auf interessante Art und Weise näher: Durch kleinere Aufgaben oder Spiele wurde praktisch gezeigt, wie kreativ man sich in einer halben Stunde mit dem Klang von Wörtern auseinander setzen kann. Vokale standen im Mittelpunkt des Geschehens. Daniela Danz forderte dazu auf, nacheinander Hals, Kopf und Bauch zu berühren, dabei ,,Eee" "Iii" und "Aaa" zu sagen und so am ganzen Körper zu erfahren, welche Rolle der Klang in der Sprache spielt. Bei einem Pfandspiel nannten die Schüler ein- und zweisilbige Worte, die ausschließlich den Vokal "e" enthielten. Wem kein Wort einfiel, der musste ein Pfand abgeben, das er sich später mit der Erfüllung einer neuen Aufgabe zurückeroberte. Spielend wurde so gelernt, was Homonyme, Anagramme und Palindrome sind. ,,Aber besuch Carlos durch eine fröhliche Gaststätte, half immer jedem, konnte lieber meine Nichte ohne Probleme quasselnd rosa piesacken, sie tut ungern vergleichen, was Xantippes Yak zeigt" war schließlich der erste Versuch der siebenten Klasse, ein Abecedarium zu erfinden.
(Tina Stenschke)
Die Krönung der Dichter
Dichterkrönungen sind keine neue Erfindung: Schon die Römer kürten ihre begabtesten Schreiber in Wettstreiten. Zu den Landesliteraturtagen lebte diese lyrische Konkurrenz wieder auf. Am Donnerstag präsentierten Schüler aller vier Gymnasien des Landkreises Wittenberg in der Melanchthonaula selbstverfasste Lyrik- und Prosatexte. Zur Jury gehörten die Autorinnen Katharina Düwel, Sylke Scheufler und Antje Penk sowie Torsten Zugehör, Bürgermeister der Lutherstadt Wittenberg.
Anni Walter vom Paul-Gerhardt-Gymnasium Gräfenhainichen trug ihr Gedicht "Schade" vor. Danach entführte Phillip Thiel vom Gymnasium Jessen mit seiner Prosageschichte "Sparta" das Publikum in das alte Griechenland. Clemens Meyer vom Cranach-Gymnasium klagte in seinem Gedicht "Verrückte Welt" die Wirtschaft der modernen Gesellschaft an. "Träume wie diese" hieß der von Saskia Hotek vom Gymnasium Jessen vorgetragene Text. Nach einer kurzen musikalische Pause betrat Johanna Dannenberg vom Luther-Melanchthon-Gymnasium die Bühne und stellte einen "Antrag auf mehr Beachtung". Ihr lyrisches Rätsel schilderte den Unterricht aus der Perspektive eines Schwammes. Mit der "Ode an Joghurt" bekannte Ruben Kröber, ebenfalls vom Luther-Melanchthon-Gymnasium, seine Liebe zu dem süßen Dessert. Es folgte die traurige Prosageschichte "Alles geht schief" von Anika Würz vom Cranach-Gymnasium, in der ein Mann einer Passantin auf einer Parkbank seinen deprimierenden Tag schildert. Zum Schluss präsentierte Elisabeth Költzsch vom Paul-Gerhardt-Gymnasium in Gräfenhainichen ihre lyrische Sprichwörterreihung "Was ich heute kann besorgen, das schrieb ich gestern doch schon morgen". Am Ende gab es zwei Sieger: Zum "Dichterkönig der Herzen" ernannt wurde Phillip Thiel, der sich als jüngster Teilnehmer durch seine sprachlich und inhaltlich gelungene Erzählung hervorgehoben hatte. Anschließend wurde Johanna Dannenberg mit einem Kranz zur Dichterkönigin gekrönt. Michael Sandau, Schulleiter des Luther-Melanchthon-Gymnasiums, äußerte die Hoffnung, den Wettstreit zur jährlichen Tradition machen zu können. Die Siegerin Johanna Dannenberg zeigte sich bescheiden und sagte: "Ich bin nur stellvertretend für alle Dichterkönigin."
(Carolin Brinkmann)
Die Sache mit der Wahrheit
Im Rahmen des Kinder- und Jugendliteraturtages am Donnerstag war neben vielen anderen Schulen auch die Sekundarschule Jessen Nord am LMG zu Gast. Zwölf Neunt- und Zehntklässler führten "Die Sache mit der Wahrheit" auf. Angeregt von einem im Unterricht behandelten Text stellte ein Mädchen sich der Herausforderung, drei Tage lang die Wahrheit zu sagen und nicht zu lügen. Die Aufgabe führte zwangsläufig zu Auseinandersetzungen - in der Schule und Zuhause - und endete mit einem Scheitern. Vielleicht ist es heutzutage leichter, mit einigen kleinen Unwahrheiten durchs Leben zu gehen, darüber hat sich die Theatergruppe nicht nur im Stück, sondern auch in der Realität Gedanken gemacht.
(Vanessa von Nell)
"Zwischen Euphrat und Elbe"
Am 19. September las im Luther-Melanchthon-Gymnasium im Rahmen der Landesliteraturtage der Autor Wahid Nader aus seinem Buch "Ich weide Sterne auf trunkener Nacht". Wahid Nader kam im Jahr 1984 von Tartous, einem Bergdorf in Syrien, in die DDR, um Maschinenbau zu studieren. Sein ganzes Leben lang aber entwickelte er eine Leidenschaft für das Schreiben und Dichten, und in den letzten Jahren hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Bisher wurden nur Gedichte von ihm veröffentlicht, privat verfasst er aber auch Prosadichtungen. Zwei seiner Bücher sind auf Arabisch geschrieben, eines ist auf Deutsch. Neben dem Dichten unterrichtet er als Dozent an der Hochschule Magdeburg / Stendal Masterstudenten in den Fächern Arabisch und Maschinenbau. Außerdem ist er als Übersetzer vom Deutschen ins Arabische und vom Arabischen ins Deutsche tätig, wofür ihm dieses Jahr der Übersetzerpreis vom Goethe-Institut auf der Leipziger Buchmesse verliehen worden ist.
Seine Lesung eröffnete Wahid Nader mit einer kleinen Einführung in die arabische Sprache und einer Beschreibung seines Mutterlandes, damit die Zuhörer ein Gefühl für die Sprache und den Hintergrund seiner Gedichte entwickeln konnten. Er las Gedichte, die von seiner syrischen Heimat berichten, aber auch von der Zeit des Irakkrieges. Gefühlvoll trug er die Texte vor, in denen die Frauen im Mittelpunkt standen und zog spätestens damit die Zuhörer in seinen Bann.
(Laura Mertin)