Wittenberg-Gemüse Wittenberg-Gemüse: Luthertomate hat Interesse an der Börde

Wittenberg - Helmut Rehhahn lässt am Montag nicht den geringsten Zweifel. „Wir werfen unseren Hut in den Ring“, bestätigt der Projektleiter der Wittenberg Gemüse GmbH. Demnach prüft das Unternehmen, in das Bieterverfahren für die insolventen Joris-Gewächshäuser in Osterweddingen doch noch einzusteigen.
„Wir werden in dieser Woche beim Insolvenzverwalter unser Interesse bekunden“, so Rehhahn, der derzeit ein Konzept erarbeitet. Nach seinen Angaben kennen sich beide Unternehmen sehr gut.
Fehler im Management
Bereits in den vergangenen Jahren habe es immer wieder eine Zusammenarbeit gegeben. Um in Osterweddingen einzusteigen, müssten dort aber technisch einige Dinge verändert werden, um die Produktion „wirkungsvoll zu machen“. Bei der Wittenberg Gemüse GmbH werden auf 15 Hektar Tomaten angepflanzt. Pro Jahr werden laut Rehhahn 7 500 Tonnen geerntet, darunter die bekannte „Luther-Tomate“.
Die Insolvenz der Joris-Gewächshäuser in Osterweddingen ist Rehhahn zufolge auf „Managementfehler“ zurückzuführen. So habe es Probleme bei der Energie-, Strom- und Wasserversorgung in den Gewächshäusern gegeben. Hinzu seien „Unstimmigkeiten in den Geschäftsbereichen“ gekommen, sagt Rehhahn, der das Unternehmen in Osterweddingen seit einigen Monaten berät. Als er beratend eingestiegen sei, habe das Schiff bereits auf Grund gelegen, erklärt Rehhahn. Er habe zwar Empfehlungen ausgesprochen; diese seien aber nicht umgesetzt worden.
Unterdessen hat Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsministerium die gezahlten Fördermittel von den Joris-Gewächshäusern zurückgefordert. „Fördermittel werden im Insolvenzfall immer zurückgefordert und für die Insolvenzmasse angemeldet“, sagte eine Sprecherin. Ihren Angaben zufolge handelt es sich dabei um knapp 1,3 Millionen Euro, die an Fördergeld nach Osterweddingen geflossen sind. Bewilligt worden seien mehr als 1,5 Millionen Euro. Dass das für die Wittenberg Gemüse GmbH noch zum Knackpunkt werden wird, glaubt Rehhahn nicht. „Jein“, antwortet er auf eine MZ-Anfrage. Die Rückforderung sei ein ganz normales Procedere.
Mitarbeiter bangen um Jobs
Der Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal, Jörg Methner (SPD), ist erfreut über das Interesse der Wittenberger. „Das sind Fachleute, ich kann das nur begrüßen. Ich hoffe, dass bei uns bald wieder Leben ein-zieht“, sagt der Verwaltungschef am Montagnachmittag auf MZ-Anfrage und wirbt sofort für seien Standort: Die Bedingungen für die Aufzucht von Gemüse vor Ort suchten ihresgleichen. Die Anbindung sei gut. Derzeit ruht der Betrieb, seit Juli. 18 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs.
(mz)