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Wirtschaft in Oranienbaum-Wörlitz Wirtschaft in Oranienbaum-Wörlitz: Unklare Zukunft

Von Andreas Behling 07.01.2016, 17:24
Das Gelände hinter diesem Tor neben dem Dessora-Industriepark gehört der SABUS Export-Import GmbH. Was dort geplant ist, bleibt im Verborgenen.
Das Gelände hinter diesem Tor neben dem Dessora-Industriepark gehört der SABUS Export-Import GmbH. Was dort geplant ist, bleibt im Verborgenen. Andreas Behling Lizenz

Oranienbaum - Der Mann am anderen Ende der Leitung reagiert mit hörbarer Verärgerung auf den Anruf, der ihn am frühen Abend erreicht. „Mich interessiert nicht, was Sie wissen wollen“, gibt er wortkarg Bescheid. „Schreiben Sie doch über die Hobbys anderer Leute, wenn Sie als freischaffender Journalist Geld verdienen wollen.“ Er habe keine Lust, sich mit der Presse zu unterhalten. Wenig später - nach den Gründen für seinen doch etwas aggressiven Unterton gefragt - unterbricht er das Gespräch abrupt.

Immerhin: „Wieso wollen Sie das wissen?“ So lautete die Entgegnung von Peter Hertel Augenblicke zuvor noch auf die Frage, ob er sagen könne, was eigentlich mit der Fläche passieren soll, die sich in der direkten Nachbarschaft des Dessora-Industrieparks bei Oranienbaum befindet. An dessen Westgrenze liegt ein Areal, auf dem Kasernen und andere Gebäude verstreut sind, die bis zu ihrem Abzug von Truppenteilen der früheren Sowjetarmee in Beschlag genommen wurden.

Keine Informationen

Auf Nachfrage der MZ wartete der Oranienbaum-Wörlitzer Bürgermeister Uwe Zimmermann (Linke) nun mit der Information auf, dass sich das Gelände „seit vielen Jahren in privater Hand“ befindet. Aktueller Besitzer ist Zimmermann zufolge die SABUS Export-Import GmbH. Als deren Sitz ist die Stadt Mücheln am Geiseltalsee (Saalekreis) angegeben. Und beim SABUS-Geschäftsführer handelt es sich eben um Peter Hertel. Doch der Müchelner, der sich am Telefon nicht mit seinem Namen gemeldet hat, zeigt gar keine Bereitschaft, irgendetwas Substanzielles zu den Entwicklungszielen der Fläche zu offenbaren. Die hat die Form eines langgestreckten Trapezes und erstreckt sich von der Toreinfahrt an der Bundesstraße 107 - gegenüber vom Informationszentrum des Biosphärenreservats „Mittelelbe“ zu finden - wohl über 2 000 Meter in Richtung Süden. „Sicherlich sind Metalldiebstähle, Sachbeschädigungen und Hausfriedensbrüche sehr interessant“, merkt Hertel ein wenig außerhalb des Zusammenhangs noch an. Musste er derlei Delikte womöglich häufiger zur Anzeige bringen? Eine Antwort darauf bleibt er wieder schuldig. Sebastian Opitz, Kriminaloberkommissar bei der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost, bestätigt zumindest, dass seit 2007 mehrere Strafanzeigen bekannt geworden seien, bei denen die genannte Firma geschädigt wurde. Angezeigt wurden Diebstähle, Sachbeschädigungen und Hausfriedensbrüche.

Weitere Recherchen der MZ ergeben, dass die SABUS Export-Import GmbH - laut einer Handelsregisterveröffentlichung am 21. August 2007 gegründet - bis vor knapp zwei Jahren im sächsischen Lauta (Landkreis Bautzen) ansässig war. Die Änderung der Geschäftsanschrift wurde am 30. Januar 2014 angezeigt. Neben der Privatnummer von Peter Hertel, die indes nicht im Telefonbuch vermerkt ist, taucht eine zweite Kontaktmöglichkeit auf. Unter dieser Telefonnummer - die Vorwahl gehört zu Hoyerswerda in der Oberlausitz - kommt freilich die Ansage: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Was also könnte ein Betrieb, dessen Gegenstand der Ex- und Import von Waren verschiedener Art (Konsumgüter, Lebensmittel, technische Produkte) und auch die Förderung von Kontakten zwischen Handelspartnern, die Werbung für in- und ausländische Produkte sowie die Herstellung, die Verarbeitung und der Vertrieb von landwirtschaftlichen Produkten sein soll, mit einem stark bewaldeten Terrain, auf dem sich über ein Dutzend Gebäude befinden, anfangen wollen?

Peter Hertel wiegelte wie erwähnt unwirsch ab. Die Stadt Mücheln kam derweil der Bitte nach, doch mal zu ermitteln, was sich diesbezüglich an geschäftlichen Dingen tut. Man könne in dieser Angelegenheit leider nicht weiterhelfen, teilte Gewerbeamtsleiter Ingo Gamlich daraufhin mit. Die Recherchen im Gewerberegister seien „negativ verlaufen“. Das Unternehmen SABUS Export-Import GmbH sei der Kommune „nicht bekannt“. Aufgrund dieses Umstands gehe man davon aus, „dass eine gewerbliche Tätigkeit der GmbH nicht zu verzeichnen ist“. Zugleich kündigte Gamlich an, dass man in Mücheln „von Amts wegen“ die Recherchen fortsetzen werde. Schnelle Ergebnisse versprach er nicht. „Dies wird eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen“, prognostizierte er.

Hoffnung auf Recherchen

Das Oranienbaum-Wörlitzer Stadtoberhaupt nahm die Informationen mit Interesse zur Kenntnis. „Warten wir mal die Recherchen in Mücheln ab. Bei Gelegenheit schaue ich in das Unternehmensregister. Es handelt sich ja immerhin um eine GmbH“, merkte Uwe Zimmermann an. (mz)

Das Gelände hinter diesem Tor neben dem Dessora-Industriepark gehört der SABUS Export-Import GmbH. Was dort geplant ist, bleibt im Verborgenen.
Das Gelände hinter diesem Tor neben dem Dessora-Industriepark gehört der SABUS Export-Import GmbH. Was dort geplant ist, bleibt im Verborgenen.
Andreas Behling Lizenz