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Eine Geschichte vom Wohnen im Grünen Was Mieter in Vockerode bemängeln und was die Verwaltung dazu sagt

Mieter in Vockerode bemängeln unter anderem Unordnung in ihrem Wohnumfeld. Was die Verwaltung sagt.

Von Corinna Nitz 29.10.2021, 09:52
Dieser Weg ist einer der Kritikpunkte.
Dieser Weg ist einer der Kritikpunkte. Fotos: Corinna nitz

Vockerode/MZ - Einige Mieter in einem Mehrfamilienhaus im Kapenweg in Vockerode sind sauer. Grund ist unter anderem das Wohnumfeld, das ihrer Meinung nach in einem besseren Zustand sein könnte. Zwar wurde nach einem durch die Hausverwaltung veranlassten Firmenwechsel das Grün vor den Eingängen gebändigt und eigentlich macht gerade alles einen ziemlich adretten Eindruck. Doch scheint insbesondere Sieglinde Kersten zu befürchten, dass es bald wieder so aussehen könnte, wie sie es auf etlichen Fotos dokumentiert hat.

Eine Hecke etwa rechts vom Eingang, in deren Mitte sich ein Holunder eingenistet hat, hatte sich derart ausgebreitet, dass man offenbar Probleme hatte, ungehindert das Treppenhaus betreten zu können. Auch Unkraut gedieh prächtig, wie andere Bilder zeigen, die den Eindruck nahelegen, dass der Trockenplatz hinter dem Haus und der angrenzende Weg kaum noch nutzbar waren. Irgendwann hat es Kersten gereicht: Sie hat Fotos an die MZ gesandt und geschrieben: „Im Anhang ist zu sehen wie die Sparkasse als Eigentümer in Vockerode für ,Wohnen im Grünen’ wirbt. Vielleicht möchte ja ein Grüner so wohnen, wir müssen es. Obwohl wir für die Grünflächenpflege zahlen...“

Auf der Mängelliste

Zum Ortstermin mit der MZ hat Kersten einige Nachbarn aus anderen Eingängen hinzugeholt. Angelika Opitz sagt zwar, dass sie, wenn es nötig ist, auch mal selber Hand anlegt und mit einer Nachbarin Unkraut zieht. Aber zufrieden scheint sie nicht damit. Und dann führen sie und Kersten zusammen mit Klaus Ihbe und Rolf Kurtz zu einem Trafohäuschen neben dem Block, dort liegt ausrangiertes Mobiliar, noch so ein Ärgernis. Genau wie die hintere Außentreppe, die offenbar nicht gereinigt werde, andernfalls, weist Kersten auf zartes Grün, würde ja kein Unkraut wachsen. Auf der allgemeinen Mängelliste steht die Außentreppe auch deshalb, weil es bei Starkregen passieren könne, das Wasser unten zur Kellertür reinlaufe, es gebe feuchte Stellen. Auch der Weg vor den Haupteingängen bekommt schlechte Noten, und er ist ja auch in keinem guten Zustand. Auf die Frage nach ihrer Forderung sagt Kersten: „Ein sauberes, vernünftiges Umfeld. Im Prinzip das, wofür wir zahlen.“

Umgelegt werden unter anderem Hausmeisterkosten oder solche für die Hausreinigung, das freilich ist nichts Besonderes. Was die Situation besonders macht, sind die Eigentumsverhältnisse: Sowohl dieser Block als auch weitere gehörten früher der kommunalen Wohnungsgesellschaft KEV, die jedoch in Insolvenz ging. Gläubigerin ist die Sparkasse Wittenberg, zwangsverwaltet werden die Objekte von der Firma Hülsebusch in Halle.

Nicht auf Rosen gebettet

„Wenn etwas ist, versuchen wir das zu lösen“, erklärt von Hülsebusch Angelika Kaufmann. Beispiel Grünflächenpflege: Bis vor kurzem wurde die noch über den Regiebetrieb der Stadt Oranienbaum-Wörlitz abgesichert. Dort ist man personell, nennen wir es hier einmal so, nicht auf Rosen gebettet, aber zuständig für die zehn Ortschaften der Kommune. Inzwischen gebe es Verträge mit zwei Firmen aus der Region. Dies betrifft sowohl die Hausreinigung als auch die Grünflächenpflege. Die Unterhaltsreinigung des Treppenhauses etwa finde wöchentlich statt, die Leistungsübersicht weist weitere Posten aus. Was die Zuwegung angeht, für die Hülsebusch auch zuständig ist, so würden diese durchaus ausgebessert.

Indes bekräftigt Kaufmann gegenüber der MZ, dass sie als Zwangsverwalterin nicht oder nur begrenzt tätig werden kann. Maßnahmen, deren Kosten 3.000 Euro übersteigen, müsse sie beim Gläubiger, also der Sparkasse, oder dem Gericht beantragen.

Sieglinde Kersten ärgert sich.
Sieglinde Kersten ärgert sich.
Foto: Corinna Nitz

Insgesamt: 276 Wohnungen

Auf die Situation im Kapenweg angesprochen, sagt Ralf Finke vom Vorstand der Sparkasse Wittenberg zur MZ: „Zwangsverwaltung ist nicht die optimalste Form, aber mit Frau Kaufmann sind wir absolut zufrieden.“ Insgesamt handelt es sich in Vockerode Finke zufol-ge um 276 Wohnungen und ein Verwaltungsgebäude; „geerbt“, so Finke, hätten sie diese 2009 im Rahmen der neuen Kreisstrukturen, die sich auch auf die Sparkassen auswirkten.

Bereits 2004 sei durch das Gericht das Zwangsverwaltungsverfahren angeordnet worden. Das ist alles lange her, aber da es sich um eine ehemalige kommunale Gesellschaft handelt, beschäftigt die Angelegenheit auch die Stadt Oranienbaum-Wörlitz noch. Wie deren stellvertretender Bürgermeister, Bauamtsleiter Ronald Seebert, auf Anfrage zur MZ sagt, werden Hausmeistertätigkeiten im Auftrag der Firma Hülsebusch erbracht. Die Rede ist aber auch von der Hoffnung, dass sich das eines Tages erledigt.

Jeden zweiten Dienstag

Dass die Sparkasse dabei sei, einen Käufer für die Immobilien zu finden, weiß Verwalterin Kaufmann. „Das ist eine Option, es gibt aber noch keine finale Entscheidung, wie der Bestand weiter verwaltet wird“, sagt Sparkassenvorstand Finke dazu zur MZ. Unterdessen kündigt Kaufmann an, demnächst wieder vor Ort in Vockerode zu sein, das mache sie jeden zweiten Dienstag im Monat, dann können Mieter der betreffenden Häuser zu ihr in die Straße der Jugend kommen. Dass sie das früher auch mal gemacht habe, sagt, darauf angesprochen, Sieglinde Kersten zur MZ, doch erfolgte offenbar aus ihrer Sicht nicht die erwartete Resonanz. Sie hoffe nun, „dass sich die Sparkasse mal rührt“.

Nachtrag: Wie Sieglinde Kersten am Donnerstag erklärt, wurde inzwischen die Außentreppe an ihrem Eingang gereinigt.