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Exerzierhalle Wahl nur mit sauberen Händen

Ab Montag kann man Briefwahlunterlagen beantragen oder gleich vor Ort abstimmen.

Von Irina Steinmann 08.05.2021, 09:22
Mandy Schleifer zeigt, wie es ab Montag funktioniert.
Mandy Schleifer zeigt, wie es ab Montag funktioniert. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg

Links Kabinen, rechts Schalter hinter Plexiglas und am Boden unübersehbare schwarz-gelbe Markierungen: Wo in normalen Zeiten Konzerte, Feste oder Messen stattfinden, öffnet am Montagmorgen früh um acht das zentrale Wittenberger Briefwahllokal. Allein die Exerzierhalle erscheint der Stadt Wittenberg groß genug, um sämtliche coronabedingten Hygienebestimmungen einhalten zu können.

„Wir rechnen mit einer deutlich höheren Anzahl an Briefwählern“ als zuvor „und wünschen uns das auch“, erklärte am Freitag Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos). Auf diese Weise lasse sich das Wahlgeschehen über mehrere Wochen strecken, sprich, die normalen Wahllokale sollen am 6. Juni etwas entlastet werden. Wie in den Vorjahren kann man im Briefwahllokal seine Wahlunterlagen abholen und später selbst verschicken oder aber eben gleich vor Ort seine Stimme abgeben. Fünf Wahlkabinen stehen hierfür bis 4. Juni bereit.

Sind Sie gesund?

Aber damit hat das übliche Prozedere auch schon sein Ende. Mandy Schleifer, Sachgebietsleiterin für Bürgerservice im Neuen Rathaus gleich gegenüber, erläuterte am Freitag der Presse schon mal, wie Briefwahl in Pandemiezeiten funktioniert. Demnach ist gleich am Haupteingang der Exerzierhalle ein „Gesundheitsbogen“ auszufüllen, der seitens der Stadt vier Wochen aufgehoben und anschließend vernichtet werde. Mit dem Bogen und ordentlich desinfizierten Händen geht es dann zu den Wahlhelfern.

Verbarrikadiert hinter Spuckschutz sitzen diese an insgesamt ebenfalls fünf Arbeitsplätzen und prüfen die Wahlberechtigung, die für Landtags- und Landratswahl unterschiedlich sein kann, wie Schleifer erläutert. Kreuz und quer ist nicht, vom Arbeitsplatz geht es auf kürzestem Weg zur Wahlkabine gegenüber. Dass für sämtliche Unterschriften und am Ende das Kreuzchen möglichst der eigene Stift benutzt wird, versteht sich. Ebenso, dass jeder Arbeitsplatz nach jedem Bürgerkontakt desinfiziert werden muss. Ja, das wird eine saubere Wahl!

Ein Kuriosum ist bei der terminlich kombinierten Landtags- und Wittenberger Landratswahl am 6. Juni, dass jene Wähler, die zu früh vorbeikommen, in einem Punkt das Nachsehen haben: Anders als der Landtag von Sachsen-Anhalt kann der Landrat im Briefwahllokal erst ab dem 20. Mai, also zehn Tage nach Erstöffnung der Exerzierhalle gewählt werden.

Schleifer und Zugehör geben allerdings Entwarnung: Niemand müsse deshalb zweimal vorbeikommen - was hinsichtlich Kontaktminimierung ja auch ziemlich kontraproduktiv wäre -, sondern bekommt auf entsprechend geäußerten Wunsch die Landratswahlunterlagen zugeschickt. Wie berichtet lässt sich die zeitliche Lücke nicht verhindern, weil die Landratskandidaten erst spät feststehen und anschließend noch die Unterlagen gedruckt werden müssen.

Zuletzt mehr als ein Fünftel

Für beide Wahlen hoffe er auf eine große Beteiligung, sagte Zugehör, und er gehe davon aus, dass es auch so kommen werde. Wahlbeobachter würden auch bei der Auszählung der Briefwahlstimmen zugegen sein. Am Montag geht es also los. Die Exerzierhalle steht bereit. Mehr als ein Fünftel der Wittenberger Wählerinnen und Wähler - 21,6 Prozent - nutzten bei der Stadtratswahl 2019 die Möglichkeit der Briefwahl. Die letzte Landratswahl liegt schon etwas länger zurück; im Mai 2014 entschieden sich 16,6 Prozent der Wähler in Wittenberg für die Abstimmung per Brief.

Im Corona-Jahr 2021 dürften es nun deutlich mehr werden. Sogar eine reine Briefwahl wäre diesmal verfassungsrechtlich möglich, sagte Jurist Zugehör. Sachsen-Anhalt hat sich aber bekanntlich anders entschieden. (mz)