Kirche Vorhang auf in Coswig!
In der Coswiger St. Nicolai ist immer etwas zu tun. Warum dort gerade ein Vorhang die Blicke auf sich zieht, der gar nicht echt ist.

Coswig/Wittenberg - Am vergangenen Freitag gegen zehn Uhr ist es so weit: Helfer der Coswiger Kirchengemeinde St. Nicolai und Restaurator Albrecht Körber hängen, dirigiert von seiner Kollegin Susann Förster, das mächtige Epitaph der Familie von Stammer aus dem Jahr 1745 an seinen alten Platz. Neu ist der auf der Wand originalgetreu nachgemalte „Umhang“ für das mittelalterliche Kunstwerk.
Spender haben es möglich gemacht
Unaufgeregt und mit viel Ruhe und Andacht legten sie Hand an. Lutz-Dietrich Bethge, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, hat ein eingespieltes Team an seiner Seite. Er koordiniert schon seit Jahren die Restaurationsarbeiten in St. Nicolai. Der 68-jährige studierte Maschinenbauingenieur kann sich nicht erinnern, wie lange er schon im Gemeindekirchenrat ist: „Als wir 2002/2003 „Kirche des Jahres in Sachsen-Anhalt wurden, erhielten wir Mittel für die Sanierung des Gebäudes samt Turm. Glücklicherweise hat ein Mäzen noch zwei Jahre lang jede Spende für die Kirche verdoppelt, sodass wir die notwendigen Eigenmittel als Gemeinde aufbringen konnten.“ Auch die gerade vollendete Restaurierung konnte durch eine besondere Spende von 20.000 Euro an den Förderverein der Kirchengemeinde verwirklicht werden.
„Insgesamt ist unsere Kirche in gutem Zustand, doch wir haben schon noch was zu tun. Die Logen würden wir als nächstes gern aufarbeiten. Auch das Epitaph des Kindes der Familie Wacker muss restauriert werden. Aber wir müssen sehen, was wir als Gemeinde im Geldbeutel haben.“ Sein Lieblingsstück ist das im Jahr 2015 restaurierte Epitaph vom Stadthauptmann von Pogk, das von Lucas Cranach, dem Jüngeren, entworfen und angefertigt wurde. Stolz verweist Bethge darauf, dass noch zwei andere Bilder „seiner“ Kirche aus der Werkstatt Cranach stammen.
Wittenberger Wurzeln
Unterstützt wird er bei seiner Arbeit durch Albrecht Körber, der aus Wittenberg stammt und wie sein Großvater und Vater als Restaurator arbeitet. Auch wenn er inzwischen in Dresden lebt, ist er St. Nicolai und der Region besonders verbunden. Körber hatte schon wichtige Projekte in Wörlitz und betreut auch die Luther-Kanzel im Lutherhaus in Wittenberg.
Nicht nur für die rund 600 Mitglieder der Gemeinde ist die imposante Kirche ein wichtiger Ort. Viele Bürger aus Coswig und Umgebung genießen hier regelmäßig Konzerte und andere Kulturveranstaltungen. Auch bei der „Coswiger Lesenacht“ ist St. Nicolai immer dabei. Organisiert werden diese Veranstaltungen von Ehrenamtlichen der Gemeinde. (mz)