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Vor 100 Jahren Vor 100 Jahren: Tödlicher Flugzeugabsturz, 300 Zentner Stroh enteignet

Von Karina Blüthgen 03.04.2018, 11:28

Wittenberg - Erster Weltkrieg und kein Ende, das galt auch für den dritten Monat im Jahr 1918. An ein eher trauriges Jubiläum erinnerte die Wittenberger Allgemeine Zeitung am 1. März: „Drei Jahre Brotkarten. Am 22. Februar 1915 erschien zum erstenmale die Brotkarte, die somit jetzt ihr dreijähriges Bestehen feiert. Damals, als sie eingeführt wurde, hat wohl niemand gedacht, daß sie ein so langes Leben haben würde, aber jetzt haben wir uns an sie gewöhnt.“

Dass es mehr Unfälle in den Reinsdorfer Sprengstoffwerken gab, als die lokalen Meldungen hergaben, zeigten die Todesanzeigen. Am 1. März wurde zum Beispiel der Tod von Franz Grube bekanntgemacht, Leiter der Versuchsabteilung, der am 27. Februar „an den Folgen eines Unfalles im Laboratorium verschied“.

Futter für das Vieh fehlt

Der allgemeine Mangel an Futter für das Vieh ließ die Forscher kreativ werden. „Das Problem der Strohaufschließung ist dem Reichsstickstoffwerke in Piesteritz gelungen“, schrieb die Wittenberger Allgemeine am 2. März vor hundert Jahren. „Ueber das Verfahren wird folgendes berichtet: Bei dem angewendeten Verfahren wird die Zelle der Strohfaser wesentlich reicher an verdaulichen Kohlehydraten und Proteinen. Seit längerer Zeit durchgeführte Fütterungsversuche haben geradezu glänzende Resultate gezeitigt.“

Hab und Gut sichern

Die Bürger mussten derweil sehen, wie sie ihr Hab und Gut vor Diebstählen sichern. Über einen besonders dreisten Fall schrieb die Wittenberger Allgemeine Zeitung am 6. März aus Piesteritz: „Festgenommen wurde hier ein Mann, der in einem Hause der Helfferichstraße in den Stickstoffwerken einen schweren Einbruch verübt hatte. Der Besitzer befand sich auf Nachtschicht, die Frau liegt in einem Wittenberger Krankenhause, als der Bursche in die Wohnung einbrach und alles, was nicht niet- und nagelfest war, ausräumte: Wäsche, Schmucksachen, Lebensmittel, Geld.“

Aus Coswig berichtete das Wittenberger Tageblatt am 6. März von einem Unfall. „In einem Hause an der Göritzer Chaussee explodierte infolge unvorsichtiger Behandlung eine Karbidlampe mit solcher Gewalt, daß die Innenwände des Hauses geborsten sind und eine Frau erhebliche Brandwunden erlitt.“

Über einen tödlichen Fliegerunfall schrieb die Wittenberger Allgemeine am 9. März. Demnach war zwei Tage zuvor hinter dem Gasthof „Zur Stadt Mailand“ ein Fliegerunteroffizier aus Halle abgestürzt. Er „verlor anscheinend infolge des heftigen Schneegestöbers die Orientierung und wollte landen. Dabei kam der Flieger mit seiner Maschine, einem Eindecker, der Hochspannungsleitung Golpa-Berlin zu nahe, er überschlug sich und ging unter lautem Krach vollständig in Trümmer, dabei den Flieger unter sich begrabend.“

Das Tragische war, dass der Flieger ursprünglich auf einem Feld nahe der Sternstraße heruntergehen wollte, dort jedoch bei seinem niedrigen Anflug sofort sehr viele Kinder herbeiliefen, weshalb er wieder aufstieg, worauf der zweite Landeversuch bei Trajuhn tödlich endete.

Welche Folgen die Nichtablieferung geforderter Versorgung für das Heer nach sich ziehen konnte, wurde vom Wittenberger Tageblatt am 13. März geschildert: „Auf der Domäne R. bei Wörlitz sind kürzlich dem Vernehmen nach ca. 300 Zentner Stroh auf Veranlassung der Kreiskommunalverwaltung enteignet worden, da die Domänenverwaltung die im Heeresinteresse angeforderte Lieferung verweigert hatte. Die Folge der Enteignung ist, daß der Kaufpreis des Strohs um 10 Mark pro Tonne gekürzt wird.“

Einbruch in die Molkerei

Aus Zahna wurde am 14. März ein Einbruch in die Molkerei vermeldet, „bei dem den Einbrechern 2 ½ Ztr. Butter in die Hände fielen. Die vom Kreispolizeihund Piesteritz aufgenommene Spur führte zu den Anlagen an der Post.

Im Gebüsch hatten hier die Diebe das Faß zertrümmert, den Inhalt entnommen und weiter verpackt. Weiter führte die Spur in das Innere der Stadt, wo sie verloren ging“, so das Tageblatt. „Die Molkereigenossenschaft hat auf die Ergreifung der Diebe eine Belohnung von 100 Mark ausgesetzt.“

(mz)