Kindertagesstätten Vertretung fürchtet Verlust von Vielfalt
Der Eltern-Verband kritisiert die Übernahmepläne der Wittenberger Stadtverwaltung. Wie der Vorsitzende argumentiert.

Wittenberg - Wenige Tage nach Bekanntwerden der geplanten Übernahme von Kitas durch die Stadt Wittenberg hat sich jetzt auch die Stadtelternvertretung zu Wort gemeldet. Man habe die Ankündigung mit einem „gewissen Entsetzen“ zur Kenntnis genommen, sagte am Mittwoch auf MZ-Anfrage der Vorsitzende René Tabbert. Man habe von dem Vorhaben „natürlich nichts gewusst“ und auch nicht damit gerechnet, so Tabbert unter Verweis auf ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister nach Neuwahl der Stadtelternvertretung im Oktober 2019.
Zweifel an Einsparung
Tabbert kritisierte, dass mit der Übernahme von Kitas aus freier Trägerschaft in die kommunale - konkret geplant ist dies derzeit wie berichtet für die Kitas „Schnatterinchen“ und „Wortschatzpiraten“ in der Schillerstraße - „Vielfalt“ verloren ginge. „Man nimmt den Eltern und den Kindern das Recht, mal andere Wege zu versuchen“, so Tabbert.
Die „Wortschatzpiraten“ etwa seien ein Montessori-Haus. Zugleich zog er in Zweifel, dass sich durch die Übernahme von Kitas in eigene Regie für die Stadt überhaupt Einsparungen erzielen ließen. Die Kommune sieht ihr Vorgehen wie berichtet als Schritt zur Konsolidierung des Haushaltes und hat bereits angekündigt, letztlich bis zu 15 Einrichtungen übernehmen zu wollen.
Entweder es handelte sich um „Cent-Beträge“ oder aber der Wechsel ginge zu Lasten der Qualität, mutmaßt Tabbert. So sehe die Stadt beispielsweise nicht ein, dass die freien Träger für ihre Kitas auch Hausmeister oder anderes technisches Personal einsetzten; dies sei aber notwendig, betont der Vorsitzende der Stadtelternvertretung.
Zudem bräuchte es gerade in diesem sensiblen Bereich der frühkindlichen Bildung längere Fristen, um Trägerwechsel zu vollziehen. Das eine Jahr, das die Stadt dem Kindertagesstättenwerk für „Wortschatzpiraten“ und „Schnatterinchen“ einräumt, reiche jedenfalls nicht, so Tabbert; Kinder sollten ihre Kita-Zeit abschließen können. Innerhalb seines Gremiums diskutiere man noch, ob und wie man sich gegen die Pläne der Kommune wehren könnte; ein Aufschub wäre ein erster Erfolg.
Wie am vergangenen Samstag sowie ausführlich in der MZ-Ausgabe vom Dienstag berichtet, kündigt die Stadt zunächst den beiden genannten Kitas den Mietvertrag, also den Vertrag über das Gebäude, das ihr gehört, und übernimmt per 1. August 2022 selbst. Als nächster Kandidat sind die Piesteritzer „Forschergeister“ der Arbeiterwohlfahrt im Blick, hatte Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) bereits am vergangenen Freitag angekündigt.
Kein Automatismus
Der aktuelle Ratsbeschluss bezieht sich allein auf die beiden genannten Kitas in der Schillerstraße, für weitere Mietvertragskündigungen bzw. Übernahmen sind weitere Beschlüsse notwendig. Außerdem hat die Verwaltung angekündigt, zunächst ein entsprechendes Konzept zu erstellen. Ein Automatismus ist der Wechsel bei 15 Einrichtungen also nicht. (mz)