Verteilzentrum Klieken Verteilzentrum Klieken: Solides Rüstzeug

Klieken/MZ - „Sie ist ein Juwel“, sagt Michael Jahn, Abteilungsleiter im Verteilzentrum Klieken von „Ernsting's family“ über seine junge Kollegin Nadine Rudolph.
Große Ausnahme
Als eine der Besten im Land hat die 23-Jährige Apollensdorferin im vergangenen Jahr vorzeitig die Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik abgeschlossen und sofort ein berufsbegleitendes Fachschulstudium zur staatlich anerkannten Betriebswirtin begonnen. Montag bis Freitag bearbeitet die junge Frau in zwei Schichten an ihrem Arbeitsplatz im Unternehmen Rechnungs- und Importangelegenheiten, samstags drückt sie die Schulbank in Bitterfeld.
Als Abiturientin war Nadine Rudolph 2009 in das Verteilzentrum gekommen und hat dort zunächst ein Jahr als Ungelernte gearbeitet. 2010 nahm sie dann die Ausbildung auf. „Ich fand den Betrieb von Anfang an toll“, sagt sie. „Man merkt das Familiäre“. Die praktische Ausbildung sei abwechslungsreich und anspruchsvoll gewesen. „Da durchläuft man hier alle Bereiche.“ Fachkraft für Lagerlogistik - „der Beruf wird oft unterschätzt“, sagt auch Betriebsleiter Lars Erwin. Nicht umsonst dauert die Ausbildung regulär drei Jahre. „Das ist ein hochkomplexes Thema und man kann sich in viele Richtungen spezialisieren.“
Hunderte Meter lang sind im Verteilzentrum Klieken die Regalreihen, aus denen die Mitarbeiter die Lieferkörbe für die einzelnen Filialen mit Textilien bestücken. Da können sie sich das Joggen in der Freizeit sparen, weil bis zu fünf Kilometer zusammenkommen in einer Schicht. Die Abläufe zu analysieren und solche Strukturen zu schaffen, dass nicht unnötige Wege anfallen und zudem körpergerecht gearbeitet werden kann, gehört zum Profil der Fachkraft für Lagerlogistik.
Sechs Ausbildungsplätze dieser Fachrichtung werden jährlich im Kliekener Verteilzentrum angeboten. „Wir haben ein arges Problem, Auszubildende zu finden“, sagt der Betriebsleiter. Wohl wissend, dass Jugendliche, die so wie Nadine Rudolph mit Aufgeschlossenheit und Ehrgeiz ihre berufliche Zukunft selbst in die Hand nehmen, heutzutage die große Ausnahme sind. „Wir können uns aber auch nicht mehr auf Realschüler beschränken“, sagt Michael Jahn. Ein guter Hauptschulabschluss mit guten Noten in Mathe, Deutsch und Englisch dürfe es auch sein.
Der Auftritt zählt mit
Viel Wert wird auf gutes Auftreten gelegt, „das hebt eine schlechte Note um eine Stufe“, so Jahn, der als Ausbildungsbeauftragter die Bewerbungsgespräche führt und sich immer wieder über Jugendliche ärgert, die da vor ihm lümmeln, Kaugummi kauend und die Ohrstöpsel vom Player um den Hals, und kein Interesse am Betrieb zeigen.
Im vergangenen Jahr hat Ernsting's nur zwei der sechs Ausbildungsplätze besetzen können. Deshalb will sich das Unternehmen in Sachen Nachwuchswerbung neu aufstellen. So wird ab diesem Frühjahr verstärkt auf den regionalen Berufsmessen präsentieren. Vorstellbar sei auch ein Netzwerk mit anderen Unternehmen der Region, auf dass man sich gegenseitig Bewerber vermittelt, denen man selbst nicht das Passende anbieten kann.
Der Ausbildungsbetrieb pflegt enge Kontakte mit der Berufsschule. Seit zwei Jahren erfolgt die Theorie im Berufsschulzentrum Wittenberg, zuvor war es in Bitterfeld. „Wenn ein Auszubildender schwächelt, wollen wir das nicht erst merken, wenn das Halbjahreszeugnis kommt“, sagt Jahn. In solchen Fällen wird zunächst Nachhilfe im eigenen Unternehmen, über ältere Auszubildende, organisiert. Wird ein Auszubildender des Unternehmens in der Berufsschule belobigt „sind wir mit stolz“, sagt Lars Erwin. Das wird dann im Betrieb öffentlich ausgehängt. Im übrigen sei es so selten wiederum nicht, dass junge Leute bei Ernsting's ihre Ausbildung „mit Einser-Noten“ abschließen.