Veröffentlichung zur Schlosskirche Veröffentlichung zur Schlosskirche: Statuen zum Reden gebracht

Wittenberg - Pünktlich vor dem Auftakt des Reformationsjubiläums liegt jetzt eine neue Publikation zum Interieur der Schlosskirche vor. „Who is Who der Wittenberger Schlosskirche“ heißt das handliche Büchlein, das die in Wittenberg ansässige Evangelische Wittenbergstiftung herausgegeben hat.
Auf knapp 180 Seiten werden die bekannten - und auch unbekanntere - Reformatoren sowie weitere Persönlichkeiten vorgestellt, denen im nach der Generalsanierung gerade erst feierlich wiedereröffneten Gotteshaus Kunstwerke gewidmet sind: Standbilder und Bronzemedaillons, Glasfenster und Adelswappen. 61 Standorte verzeichnet der Lageplan, mit dessen Hilfe sich Werk und Person übersichtlich zuordnen lassen.
Kurzbiografien informieren
Den Auftakt machen, natürlich, Luther, Melanchthon und Bugenhagen, doch schon bei Standbild Nummer fünf, Urbanus Rhegius, dürfte der in Reformationsdingen nur durchschnittlich gebildete Leser auf einen Unbekannten stoßen. In Kurzbiografien wird man mit den wichtigsten Lebensstationen und dem Beitrag der Einzelnen zur Reformation vertraut gemacht, wobei nicht jeder der derart Beschriebenen und in der Schlosskirche Verewigten auch tatsächlich in Wittenberg war.
Die Evangelische Wittenbergstiftung mit ihren Direktoren Jan von Campenhausen (Theologie) und Ulrich Seelemann (Rechtsangelegenheiten) ist die „ständige Präsenz der EKD“ (Evangelische Kirche in Deutschland) in Wittenberg. Als eine wichtige Aufgabe sieht sie die „geistige Erschließung dieser besonderen Kirche“ (der Schlosskirche) an, weshalb sie u. a. Schlosskirchenführer ausbildet. „Aus dieser Ausbildung heraus entstand auch die Idee für das vorliegende Buch“, heißt es mit Blick aufs „Who is Who“. „In Stein gemeißelter Glaube“ nennt von Campenhausen die Bildwerke der Schlosskirche, die derart Verewigten „werden damals und heute Lebenden als Vorbilder angeboten.“ Das Buch ist zum Preis von 14,95 Euro im Buchhandel zu haben (ISBN 978-3-00-053952-7), es gibt auch eine englische Version (ISBN 978-300-054234-3).
Den maximal drei, vier Seiten langen Lebenskapiteln - Urbanus Rhegius, „der vergessene Reformator aus der Lüneburger Heide“, wie er in einem anderen Buch genannt wird, bringt es alles in allem gerade mal auf eine Seite - sind am Ende stichpunktartig weitere Aspekte eingefügt, etwa das wichtigste Zitat des Betreffenden oder weiterführende Literatur.
Von Regius stammt demnach der schöne - und sehr ökumenetaugliche - Satz: „Luther bringt keinen neuen Glauben, aber er lehrt dich, den alten richtig zu verstehen.“
Ein Kapitel zeigt unter dem Titel „Neun heilige Frauen“, dass Kirchenangelegenheiten mitnichten ausschließlich Männersache waren. Wie diese Heiligendarstellungen in Sandstein, gewidmet den tapferen Frauen aus der Frühzeit des Christentums und dem Mittelalter, sind alle Abbildungen des Buches in Farbe.
Autor sämtlicher Beiträge zu den einzelnen Personen/Kunstwerken ist der aus Bremen stammende und heute in Wittenberg lebende Theologe und Publizist Uwe Birnstein (Jahrgang 1962). Ein Beitrag von Bernhard Gruhl zur Baugeschichte der Schlosskirche rundet die Publikation ab - Ex-Küster Gruhl spannt den Bogen von der Erlaubnis zum Kapellenbau 1338 über die Kirchbautätigkeit Friedrichs des Weisen um 1500 und die Vernichtung des Gotteshauses 1760 bis zur aktuellen Sanierung samt Einrichtung eines Besucherzentrums, das wie berichtet noch im November in Dauerbetrieb gehen soll.
Vor bald 125 Jahren war die Schlosskirche nach ihrer Umgestaltung durch Friedrich Adler zu einem Denkmal der „deutschen Reformation“ feierlich wiedereröffnet worden. „Die Konzeption Friedrich Adlers ist die Ausstattung, die bis heute in der Kirche zu sehen ist“, fasst Gruhl das Gros der 61 Werke zusammen.
Nachwort von Hanna Kasparick
„Ich finde es reizvoll, mir vorzustellen, wie all die ehrwürdigen Gestalten, die hier versammelt sind, dann miteinander ins Gespräch kommen, über Jahrhunderte und räumliche Entfernungen hinweg“, schreibt - inspiriert vom Film „Nachts im Museum“ - die Direktorin des Predigerseminars und damit Hausherrin der Schlosskirche Hanna Kasparick in einem Nachwort für dieses „Who is Who“. Wer es liest, kann dann mitreden, auch tags. (mz)