1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Verein "Reformationsjubiläum 2017": Verein "Reformationsjubiläum 2017": Bald 350 Volunteers in Wittenberg

Verein "Reformationsjubiläum 2017" Verein "Reformationsjubiläum 2017": Bald 350 Volunteers in Wittenberg

Von Ilka Hillger 16.11.2015, 16:52
Daniel Kittl (links) und Alexander Schüler im Lager an der Fleischerstraße
Daniel Kittl (links) und Alexander Schüler im Lager an der Fleischerstraße Alexander Baumbach Lizenz

Wittenberg - Zwei von 350 sind angekommen. Alexander Schüler und Daniel Kittl sind die Vorhut von 350 Volunteers, für die vor allem ab dem kommenden Herbst Wittenberg für ein Jahr zum Lebensmittelpunkt wird. Die beiden 19-Jährigen, das Abitur frisch in der Tasche, haben sich entschieden, ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Lutherstadt zu absolvieren und so den Verein „Reformationsjubiläum 2017“ zu unterstützen.

Renovieren für die nächsten

„Schneeballprinzip“ nennt man in den Büros in der Fleischerstraße 9 die Arbeit, mit der die beiden jungen Männer als erstes betraut wurden, als sie Anfang Oktober nach Wittenberg kamen. Sie renovierten eine Wohnung. Zweieinhalb Zimmer für nachfolgende Volunteers, denn im Januar wird sich die Zahl dieser freiwilligen Helfer bereits erhöhen, bis sie dann im Herbst 2016 mengenmäßig gar nicht mehr zu übersehen sein werden. „Wir sind für jeden Helfer dankbar, aus ganz Deutschland, aber vor allem auch aus Wittenberg“, sagt Lena Knote, die im Verein die Helferdienste und Volunteers gemeinsam mit ihrem Kollegen Lars Reisner betreut und managt.

Nach der Wohnungsrenovierung waren für Alexander Schüler und Daniel Kittl schnell die nächsten Aufgaben gefunden. Schüler, der aus der Nähe von Bremen kommt, verstärkt die Abteilung Marketing und Öffentlichkeit von Christof Vetter, Daniel Kittl greift beim Team für die Infrastruktur mit zu. „Es wird für jeden, der zu uns kommt, etwas dabei sein“, meint denn auch Knote, die selbst vor zwölf Jahren als Helferin bei einem Kirchentag den ersten Kontakt zur Organisation derartiger Veranstaltungen knüpfte. Beim jüngsten Kirchentag in Stuttgart wurde auch Alexander Schüler auf das Volunteers-Projekt aufmerksam.

Besser den Müll mitnehmen

„Der erste Monat war ein Abenteuer“, blickt er auf die vergangenen Wochen. Er und Daniel Kittl haben gemeinsam eine Wohnung bezogen, die erste eigene. „Hotel Mama ist vorbei“, sagt der junge Mann ohne Bedauern. An manches müssen sich die beiden aber noch gewöhnen. „Es lohnt zum Beispiel nicht, fünf Etagen für die Post runterzulaufen, da sollte man den Müll gleich mitnehmen“, erklärt Kittl.

Europäische Städte auf dem Stationenweg mit einem Truck besuchen, die Zeltdörfer der KonfiCamps versorgen oder internationale Gäste der Weltausstellung willkommen heißen, dolmetschen, Kinder betreuen, Bühnenteams unterstützen oder im Organisationsbüro die Bereiche kennenlernen und selbstständig Aufgaben übernehmen – all dies sind Aufgaben als Volunteer beim Verein „Reformationsjubiläum 2017“.

Regulär dauert der Dienst zwölf Monate und beginnt jeweils September, Oktober oder November 2016, eine Verlängerung auf 18 Monate ist möglich. Die Volunteers bilden eine Gemeinde auf Zeit. Gemeinsam leben und arbeiten sie und gestalten ihren Dienst mit der Planung eigener Aktionen und Projekte. Untergebracht sind je drei bis vier Volunteers in einer Wohngemeinschaft.

Begleitet werden sie während des Einsatzes von hauptamtlichen Mitarbeitern. Die Wohnung wird kostenfrei gestellt, die Volunteers erhalten ein Taschengeld und alle Sozialversicherungsbeiträge werden gezahlt. Eine zentrale Verpflegung soll zum Herbst 2016 eingerichtet werden.

Zum Programm gehören Seminare (25 Bildungstage), die helfen, andere Volunteers kennenzulernen, die Gemeinschaft zu stärken und neue Impulse für die Arbeit zu bekommen. Über die Mitwirkung als Volunteer oder im Bundesfreiwilligendienst kann man Näheres beim nächsten Beteiligungsworkshop im Februar erfahren.

Diese fünf Etagen laufen die ersten Volunteers in den Plattenbauten an der Hundertwasser-Schule. Dort hat die Wiwog 100 Wohnungen zur Verfügung gestellt, die nach und nach von den Volunteers bezogen werden. „Ursprünglich sollten die Blöcke abgerissen werden“, sagt Lena Knote. Frühzeitige Gespräche mit dem städtischen Wohnungsunternehmen sicherten dem Veranstalter-Verein aber den Wohnraum für die Freiwilligen. Nun, da ein erster Teil der festen Mitarbeiter des Vereins von Berlin nach Wittenberg gewechselt ist, lässt sich vieles besser organisieren.

Neben Lena Knote war auch Marketing-Chef Christof Vetter einer der ersten, die einen Schreibtisch bezogen haben. Provisorisch vorerst, denn die Büroräume in der Fleischerstraße sind nur ein Übergang, bis im Januar das historische Melanchthongymnasium bezogen werden kann. Bis dahin nutzt man die Räume der Wittenberger Edelstahl-Technik und hat dort auch ein Lager angemietet, in dem sich schon die Möbel für die künftigen Büros stapeln und vor allem Kartons mit Werbematerial stehen. „Hier packt Alexander einmal in der Woche Pakete“, sagt Christof Vetter. Dem Volunteer gefällt es, so vielfältige Aufgaben zu haben.

„Die Arbeit bei uns bietet den FSJ-lern Lebensorientierung. Es gibt wohl nur wenige Einrichtungen, die dies so umfassend bieten können wie wir derzeit“, meint Christof Vetter, der als früherer Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) schon eine Menge erlebt und gesehen hat, für den das Reformationsjubiläum jedoch die größte Herausforderung ist. „Wir bereiten hier etwas vor, was es dann in den nächsten 500 Jahren nicht geben wird. Das ist wahnsinnig spannend. Derzeit versuchen wir, vor allem das Chaos zu ordnen, und wollen das Kreative, das im Chaos steckt, dabei mitnehmen“, sagt er.

Baustein im Gefüge

Alexander Schüler und Daniel Kittl sind sich bewusst, welch wichtiger Baustein sie in dem großen Organisationsgefüge sind. „Es ist toll, zu den Ersten zu gehören, die hier den Grundstein legen“, meint Schüler und überlegt schon, ob es Möglichkeiten gibt, zu verlängern, wenn nach einem Jahr sein FSJ ausläuft. Denn richtig spannend werde es ja erst, wenn im Herbst 2016 „350 Jugendliche die Stadt beleben“.

Kittl dürfte dann schon einige Fußballspiele gepfiffen haben, denn als Schiedsrichter – das hat er recherchiert – muss er sein Hobby in Wittenberg nicht vernachlässigen. Und auch seine Pfadfindergruppe aus der Heimat hat er schon angekündigt. Womöglich sind da noch einige Volunteer-Kandidaten darunter. Denn wenn der Abschlussgottesdienst im Mai 2017 stattfindet, dann sind auch die 350 Volunteers nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Dann brauchen wir sehr viel mehr Freiwillige“, so Lena Knote. Und Vetter ergänzt: „Menschen, die hier zu Hause sind, wären ein zusätzlicher Gewinn.“ (mz)

Christof Vetter
Christof Vetter
Alexander Baumbach Lizenz
Lena Knote
Lena Knote
Alexander Baumbach Lizenz