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Friedhof Urnengräber sollen in Wittenberg teurer werden

Der Hauptausschuss berät zu den Satzungen. Worüber diskutiert wird.

Von Irina Steinmann 22.09.2021, 09:35
Die Gebühren für Urnengräber sollen in Wittenberg und Ortschaften steigen. Das sieht die neue Satzung vor.
Die Gebühren für Urnengräber sollen in Wittenberg und Ortschaften steigen. Das sieht die neue Satzung vor. (Foto: Dpa)

Wittenberg - Nichts ist umsonst, nicht mal der Tod. Das weiß der Volksmund und das gilt auch für das Bestattungswesen. In Wittenberg sollen auf den 21 kommunalen Friedhöfen künftig einheitliche Regelungen und Gebühren gelten und letztere werden höher sein als bisher. Insbesondere schmilzt der Spareffekt bei Urnenbestattungen.

Kölner Modell

Wesentlicher Grund hierfür ist, dass die Stadt Wittenberg künftig bei der Berechnung ihrer Aufwendungen die gesamte Infrastruktur des Friedhofs - Wege, Grünflächen etc. - heranzieht, nicht den jeweiligen Flächenverbrauch, der bei einer Urne naturgemäß kleiner ist als zum Beispiel bei einem Reihengrab. „Kölner Modell“ heißt diese Mischkalkulation, und damit möchte die Kommune auch den Deckungsgrad erhöhen, von bisher knapp 60 auf gut 88 Prozent, also die Differenz zwischen ihren Ausgaben und Einnahmen in diesem Bereich deutlich verkleinern.

Es ist eine Fülle von Neuerungen, die die 21 Seiten starke Friedhofssatzung und die vierseitige Friedhofsgebührensatzungen bereithalten, die die Vorgängerversion von 2013 ablösen. Neben der Anwendung des Kölner Modells bei der Kostenermittlung ist ebenfalls neu, dass die Stadt auch im Friedhofswesen auf Müllvermeidung und Nachhaltigkeit setzen möchte.

Im Kerngeschäft, also bei den Bestattungen beziehungsweise Gräbern selbst ändert sich beispielsweise, dass „vorzeitige Einebnungen“, also vor Ablauf der üblichen Liegezeit, möglich sind. Es müsse hierfür aber ein „Grund“ vorliegen, beispielsweise eine „schwere Behinderung“ des Angehörigen, erläuterte im jüngsten Hauptausschuss die zuständige Fachbereichsleiterin Julia Eichler, die dort die beiden neuen Satzungsentwürfe vorstellte. Nicht weiter ausgeführt wurde die künftige Unterscheidung zwischen „Nutzungsberechtigtem“ und „Verfügungsberechtigtem“, aber das sind womöglich Dinge, die man vielleicht gar nicht so genau wissen möchte.

Immerhin gut 20 Minuten debattierte der Hauptausschuss am vergangenen Donnerstag über ein Thema, mit dem sich die meisten erst befassen, wenn es sie mittelbar betrifft. Während das Kölner Modell jedenfalls nicht auf Ablehnung stieß - Horst Dübner (Die Linke) machte hier so gar so etwas wie ein „Solidarprinzip“ aus - waren es insbesondere das Müll- und das Nachhaltigkeitsthema, die zu Wortmeldungen anregten. Erst recht nach der Steilvorlage der Verwaltung, dass es auf Wittenbergs Friedhöfen ein veritables Müllproblem gebe, sogar mit Hausmüll, der illegal dort hingeschafft würde. Wobei es in den ländlichen Orten aus nahe liegenden Gründen - mehr soziale Kontrolle - längst nicht so schlimm sei. Mülltrennung an den Containern wurde gleichwohl beziehungsweise deshalb verworfen.

Der Rest waren Details: Stefan Kretschmar (Freie Wähler) störte sich an Gräbern „im amerikanischen Stil“, wie sie die Satzung als Option erwähnt: „Ein Hügelgrab passt gar nicht zu den deutschen Gewohnheiten“, sagte er wörtlich. Gräber im amerikanischen Stil, konterte Eichler, gebe es auch hierzulande schon. Es seien einfach Anlagen ohne Einfassungen.

Grün statt Platte?

Auch von einem zweiten Vorschlag Kretschmars ist eher ungewiss, dass er Aufnahme in die Endversion der Friedhofssatzung findet: Das Hauptausschussmitglied hatte angeregt, auf das Verbot der Komplettabdeckung beziehungsweise deren Genehmigungspflicht zu verzichten. So eine große Marmorplatte zum Beispiel sei doch praktisch, fand er. „Die Frage wird aufgenommen“, sagte der Ausschussvorsitzende, Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos). Er vermute, diese Vorschrift sei vom Grünflächenkonzept inspiriert, „Stadtgrün naturnah“ quasi, auch auf dem Friedhof.

Jeweils einstimmig gab der Hauptausschuss die beiden Satzungen zur Entscheidung im Stadtrat frei. (mz)