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Unternehmen in Wittenberg Unternehmen in Wittenberg: Frische Luther-Tomaten werden geernet

Von Stefanie Hommers 19.04.2016, 18:11
Der Tomatenautomat in Wittenberg.
Der Tomatenautomat in Wittenberg. Klitzsch

Wittenberg - Im Gewächshaus blitzt es rot; die Saison hat begonnen. Seit Anfang April werden im Werksverkauf die ersten reifen Tomaten angeboten, und die Nachfrage ist ungebrochen hoch. Seit vor zwei Jahren der Startschuss für die erste Ernte auf dem 15 Hektar großen Gelände fiel, hat die Luther-Tomate viele Liebhaber gewonnen. Im Einzelhandel ist man etabliert, vor Ort herrscht Andrang. Wegen der großen Nachfrage werde der Werksverkauf künftig ausgedehnt, berichtet Projektmanager Helmut Rehhahn.

Capricia und Brioso heißen die Rispentomaten, die im Wittenberger Gewächshaus derzeit angebaut werden, hinzu kommen die Mini-Roma-Tomate Bellastar sowie die Premium-Sorten Lyterno und Carpenter. Auch bei den künftig in Wittenberg wachsenden Paprika setzt die Wittenberg-Gemüse GmbH auf Vielfalt in Geschmack - und Farbe. Zum warmen Tomatenrot sollen sich gelbe, grüne und auch rote Nachtschattengewächse mit hohem Vitamin-C-Gehalt gesellen und das regionale Frische-Angebot bereichern. (mz/sho)

Ab 30. April können Interessenten nicht nur Dienstag und Freitagnachmittag, sondern auch sonnabends zwischen acht und elf Uhr zugreifen. Außerhalb dieser Zeiten sorgt ein täglich frisch befüllter „Tomaten-Automat“ für die Befriedigung der Nachfrage. „Es ist ein wenig Routine und Ruhe eingekehrt“, sagt Prokurist Kevin van IJperen. Die Marke sei eingeführt und angenommen, das Mitarbeiter-Team (in Spitzenzeiten bis zu 130 Angestellte) stehe, die Arbeitsprozesse seien eingespielt, die Technologie funktioniere. Das System sei „gut steuerbar“.

Dass es gleichwohl nicht an neuen Ideen und Plänen mangelt, verhehlt van IJperen nicht. Und das ist auch nicht zu übersehen. Nicht allein in den zwei aktuell bewirtschafteten Gewächshäusern sprießt und gedeiht es, der Gebäudekomplex wird auch selbst weiter wachsen. Geplant war die Ausdehnung um weitere 7,5 Hektar schon seit Jahren, das Genehmigungsverfahrungen zog sich indes in die Länge. Nachdem der Stadtrat nach rund fünf Jahren grünes Licht gegeben hat, laufen die Vorbereitungen jetzt auf Hochtouren: Ein Waldstück ist bereits gerodet und wenn alles klappt (die Archäologen werden das Gelände noch inspizieren), werden die Erdarbeiten in einigen Wochen beginnen.

Bis zur ersten Ernte wird es allerdings noch ein wenig dauern. Im Frühjahr 2018 sollen die Tomaten made in Wittenberg Gesellschaft bekommen. „Wir haben uns entschieden, die Produktpalette zu erweitern und in dem Neubau Paprika anzubauen“, so van IJperen. Für das Auge des Laien werde rein äußerlich kein Unterschied zu den Tomatengewächshäusern bemerkbar sein, indes sei die Klimagestaltung beim Paprikaanbau komplizierter, da die Pflanze sensibler auf Temperaturschwankungen reagiere.

Auch sei eine andere Technik vonnöten, da die roten, gelben und grünen Nachtschattengewächse aus verschiedenen Höhen zum passenden Reifezeitpunkt mittels Hebebühnen geerntet werden müssen. Doch auch hier gelte: „Der Geschmack entsteht an der Pflanze“, so der Prokurist, „was wir heute produzieren, kommt morgen auf den Markt“. Sonst könne man die Qualität nicht halten.

Logistisch sei das die größere Herausforderung, unterstreicht er. Dennoch habe sich das Prinzip - bei dem regionale Vermarktung Priorität hat - bewährt. Der nächste Schritt hin zur Erweiterung des Angebots schließe sich logisch und mit der nötigen Solidität an die bisherige Entwicklung an. Angesichts großer Investitionssummen gelte es, einen Fuß vor den anderen zu setzen.

„Man muss den Markt schrittweise erobern“, so Kevin van IJperen. Dass die Wittenberg-Gemüse GmbH diesen jetzt avisierten nächsten Schritt gern schon ein wenig früher gegangen wäre stimme zwar, gibt er zu. Trotz der Verzögerung habe man aber nie ans Aufgeben gedacht. „Es gibt kein Zurück“, so van IJperen energisch. Das geschützte Markenlogo der Luthertomate mit dem Konterfei des Reformators samt einer roten Frucht habe sich etabliert. „Wir haben dadurch einen hohen Wiedererkennungswert“, so der Prokurist. Wittenberg und Luther seien nun mal eins. Das zieht nicht nur bei Touristen, sondern auch, wenn man Gemüse an den Mann und die Frau bringen will. (mz)