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Unilever in Pratau Unilever in Pratau: Betriebsräte tief enttäuscht über Verkauf der Margarinensparte

Von Michael Hübner 11.04.2017, 13:32
Das Pratauer Werk von Unilever
Das Pratauer Werk von Unilever Klitzsch

Pratau - Hermann Soggeberg ist ein Mann deutlicher Worte. „Wir Betriebsräte sind tief enttäuscht darüber, dass sich Unilever selbst einen Teil der Seele nimmt, um sie den Profiterwartungen der Aktionäre zu opfern“, erklärt der Vorsitzende des Konzernbetriebsrates.

Ende vergangener Woche wurde bekannt, dass das niederländisch-britische Unternehmen die Margarineproduktion - und damit auch das Traditionswerk in Pratau - verkaufen will. An der Sparte hätte bereits eine ganz Reihe von Finanzinvestoren Interesse bekundet, sagt Finanzchef Graeme Pitkethly.

„Die Zeche dafür müssen wieder einmal die Beschäftigten zahlen. Das ist nicht fair, das ist nicht nachhaltig und das macht uns wütend“, so der Betriebsratschef, der betont: „Es ist ein schwerer Schlag für uns alle, besonders für die Kollegen in Pratau.“ Etwa 200 Mitarbeiter sind laut Soggeberg hier beschäftigt.

„Welche personellen Auswirkungen auf uns zukommen, ist noch unklar“, so Soggeberg. Auch er stelle sich die Frage „Was bedeutet das?“. „Leider haben wir im Augenblick zu wenige Antworten“, so der Betriebsratschef, für den es in den Entscheidungen der internationalen Konzernleitung darum gehe, „den Gewinn“ weiter „zu steigern, und die Aktionäre mit einem Geldregen ruhig zu stellen“.

„Wir versuchen noch immer, für jeden einzelnen Betroffenen eine akzeptable Lösung zu finden“, betont der Betriebsratschef. Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) will sich am heutigen Dienstag vor Ort mit der Pratauer Werksleitung über den Stand der Dinge informieren. „Der Produktionsstandort Pratau wird weiterbestehen - auch unter einem neuen Eigner“, betont Soggeberg am Montagabend auf MZ-Anfrage.

Unterdessen wird auch Kritik an der Konzernstrategie laut. „Margarine ist im Vergleich zu anderen Marken im Unternehmen fast sträflich vernachlässigt worden. Lieber wurde außerhalb Europas investiert, als sich rechtzeitig auf die veränderten Marktbedingungen einzustellen“, so Soggeberg.

Gemeint ist dabei offensichtlich, dass die Margarine auch in den traditionellen Ländern wie in den Niederlanden und in Deutschland verstärkt Konkurrenz bekommt durch pflanzliche Speiseöle. Bereits 2013 machten in Pratau die Gerüchte von einer Schließung die Runde, wegen rückläufiger Absatzzahlen.

In den vergangenen Jahren, so die Einschätzung des Betriebsrats, wurde auch in Pratau „wirklich alles dafür getan, das Margarine-Geschäft wieder voranzubringen“.

„Aber viel zu oft wurde auch an der Qualität der Margarine zugunsten der Marge gespart. Hier könnte ich noch eine ganze Reihe von Punkten auflisten, die wir immer wieder mit der Unternehmensleitung diskutiert haben, jedoch ohne, dass sich etwas geändert hätte. Leider - kann ich nur sagen“, so Soggeberg. (mz)