Tierpark Wittenberg Tierpark Wittenberg: Bau des Affenhauses schreitet voran

Wittenberg - Auch der Tierpark kennt das Interim, das anderswo herrscht in der Altstadt. Vor allem die Äffchen mussten umziehen und/oder zusammenrücken, auch die Erdmännchen haben es derzeit nicht so kommod wie gewohnt. Mario Lindemann ist froh, dass der Winter bis dato ungewöhnlich mild verlaufen ist. Da können die Tierchen wenigstens auch mal nach draußen - und es geht voran auf dem Bau.
Im Januar schon dicht
Seit dem Sommer wird kräftig gebaut im Ostteil des kleinen Zoos in den Wallanlagen. Wo sich vorher - und dann auch wieder künftig - der Eingang befand, ist das neue Affenhaus inzwischen mehr als rohbaufertig. Mitte Januar dürfte alles dicht sein, schätzt Lindemann und schließt sogar eine vorzeitige Eröffnung - schon im Mai - nicht aus.
Das wiederum unterscheidet die im Tierpark von anderen Wittenberger Baustellen. „Wir liegen im Plan“, sagt Lindemann, zeitlich und auch finanziell. Die Untermiete der Totenkopfäffchen im Gehege der Brazzameerkatzen und all die anderen baubedingten Umsiedlungen und Einschränkungen dürften also ein vorzeitiges glückliches Ende finden.
Eine halbe Million Euro für das Affenhaus
Das neue Affenhaus, ermöglicht durch einen ebenso langjährigen wie großzügigen Spender und immerhin rund eine halbe Million Euro teuer, wird den kleinen Äffchen bessere Bedingungen bieten und den Besuchern übrigens auch. Ein bequemer Durchgang (für die Menschen), Tageslicht zusätzlich von oben und Wandheizung für die Tiere - mit dem Neubau werde man, vor allem auch was die Fläche angeht, für viele Jahre auf der sicheren Seite der gesetzlichen Bestimmungen sein, so Tierparkleiter Lindemann.
In dem langgestreckten Bau entstehen neben den Gehegen für Totenkopfäffchen, Rotbauchtamarine und wie sie alle heißen, auch eine neue große Futterküche und ein Technikraum, von wo aus die künstliche Be- und Entlüftung gesteuert wird. Fenster, die sich öffnen ließen, gibt es schließlich nicht. Außerdem verfügt der Tierpark im neuen Haus dann erstmals über einen Quarantäneraum für den Fall, dass Tiere vorübergehend voneinander getrennt werden müssen, was ja hin und wieder vorkommt.
„Vieles von dem Geld, was man ausgibt, sieht man nicht“, seufzt Lindemann mit Blick auf die ausgeklügelte Technik und hofft, dass am Ende noch etwas übrig bleibt für eine ansprechende optische Gestaltung. Schon mit Farbe ließe sich da ja einiges machen, hat Lindemann etwa auch Sprayer im Blick, um Dschungel-Illusionen zu schaffen. Freilich sollen es keine „mit Affen besetzten Ausstellungsräume“ werden, Primat haben die Primaten.
Gefräßiges Gürteltier
Auch inhaltlich verspricht Lindemann den Besuchern allerhand Neues im neuen Haus. Nicht nur, dass er sich seinen Traum von den Kaiserschnurrbarttamarinen nun tatsächlich erfüllen wird - der Deal mit Dortmund sei schon perfekt - , der kleine Wittenberger Tierpark wird auch eine neue „Vergesellschaftung“ wagen: Den Totenkopfäffchen, die Lindemann lieber Saimiris nennt, was genauso korrekt ist aber eben nicht makaber klingt, würde er gerne einen „Unterbesatz“ mit ins Gehege geben, also Mitbewohner.
Agutis kämen hierfür in Frage, das sind etwa katzengroße Nager, oder im Grundsatz auch Gürteltiere. Letztere wären leichter zu bekommen, sie fackelten allerdings nicht lange, wenn da so ein leckeres neugeborenes Affenjunges am Boden liegt und nicht bei drei wieder auf dem Baum ist. Gürteltiere sind Schweine, sagt Lindemann verständnisvoll, die fressen alles. Also vielleicht doch besser die Agutis. Auf jeden Fall bekommen die Untermieter, ob Aguti oder Gürteltier, einen eigenen Zugang nach draußen. Und auf jeden Fall ist der Zeitpunkt für eine solche Vergesellschaftung mit dem Neubau sehr günstig: Alle müssen sich schließlich neu orientieren.
Bei den 15 Erdmännchen
Still ist es an diesem Dienstagvormittag im Tierpark, das sei normal, sagt Mario Lindemann. Winterzeit und Weihnachtsmarkt, wenn da die Leute überhaupt rausgehen, ist’s schon dunkel und der Tierpark zu. Im Gehege der Erdmännchen, demografisch lange Zeit die Sorgenkinder, herrscht mittlerweile ein ordentliches Gewimmel. 15 Tiere sind es mittlerweile, 15 plus der eine mit der Weihnachtsmann-Mütze, den, behauptet jedenfalls Lindemann, besorgte Besucher in einem strengen Winter für erfroren hielten, weil er sich nicht bewegte - wie auch, er ist ja aus Kunststoff.
Aber es gab auch echte Abgänge in diesem Jahr (wiewohl die Sterberate im Vergleich zu anderen Zoos sehr gering sei). Die Gundis etwa, angesiedelt zu viert als Unterbesatz in der im Mai 2014 eröffneten Anlage für die legendären Klippschliefer, sind dort jetzt nur noch mit einem Exemplar vertreten. Dem geht es allein zwar gut, sagt Lindemann, einmal will er es aber doch noch versuchen mit mehreren Gundis. Vielleicht im nächsten Jahr ein Weibchen, dann gibt es vielleicht ja sogar Nachwuchs...
Reine Männergruppe
Bereits (künstlich) vermehrt haben sich die Klippschliefer, Luthers „Kaninchen“. Sie sind jetzt zu viert, nachdem der kleine Wittenberger Tierpark sich zwei weitere ihrer Art geholt hat aus der Stuttgarter Wilhelma. Es bleibt aber eine reine Männergruppe. Im Frühsommer hatten die beiden alten Klippschliefer wie berichtet für allerlei Aufregung gesorgt, weil sie dank gewaltiger Sprünge aus ihrem Gehege ausgebüxt waren, einer fand sich sogar erst nach Wochen wieder ein. Schon erstaunlich für ein Tier, das schwerfällig wirkt und nicht gerade zu Kunststücken aufgelegt.
Unbewegter sind in dieser Woche nur die Schneeeulen. Sie fressen zur Zeit wenig, sagt Lindemann - ihnen ist’s zu warm. Schneeeule müsste man sein. (mz)
