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Tierpark in Wittenberg Tierpark in Wittenberg: Klippschliefer haben ihr Gehege bezogen

Von irina steinmann 14.05.2014, 20:41
So sieht der Klippschliefer aus. Zwei von Luthers „Kaninchen“ leben jetzt im Tierpark. Es sind zwei Männchen.
So sieht der Klippschliefer aus. Zwei von Luthers „Kaninchen“ leben jetzt im Tierpark. Es sind zwei Männchen. Achim Kuhn Lizenz

wittenberg/MZ - Da! Ein dunkler Schatten verschwindet in einer Felsspalte. Ein Klippschliefer, man muss das vorerst glauben, die neu zugezogenen Tierchen machen sich noch rar. Umgänglicher sind die Gundis, vier an der Zahl, die nun gemeinsam mit den beiden Klippschliefern aus der Stuttgarter Wilhelma im neu gebauten Gehege des Wittenberger Tierparks leben. Einer der kleinen Wüstenbewohner kommt sogar bis ans Fensterbrett, wegen der neugierigen Zuschauer? Oder doch eher wegen der Heizung, auf der es sich dort so schön herumlungern lässt? Kleine Ohren, dichtes Fell, die Gundis, Düsseldorfer qua Herkunft, sind perfekt angepasst an ihren ursprünglichen Lebensraum, die Wüste, Afrika. Weil sie sich plattmachen können bis zum Gehtnichtmehr, kommen sie noch in jede Ritze. Aber die Klippschliefer, die ja die eigentlichen Stars sein sollen, stehen ihnen in diesem Punkt kaum nach.

Obwohl beide Tierarten in der Natur nicht in der selben Region leben - wohl aber beide (auch) auf dem afrikanischen Kontinent - kommen sie laut Tierparkchef Mario Lindemann gut miteinander aus, weshalb man in Wittenberg nun beider „Vergesellschaftung“ ausprobiert. Höchstens, dass die Klippschliefer den deutlich kleineren Gundis das Futter wegfressen würden - wenn man sie denn ließe. Ein Schuber vorm Gundi-Fressnapf verhindert das aber.

Klippschliefer und Gundis sind die beiden jüngsten Neuzugänge des kleinen Zoos in den Wittenberger Wallanlagen. Dank eines großzügigen Spenders konnte die von einem Förderverein getragene Einrichtung das neue, rund 180 000 teure Gehege mit Innen- und (verglastem) Außenbereich errichten. Die Anlage aus Natursteinen ist einer Felslandschaft nachempfunden, ein bisschen so, wie es in der Heimat der Klippschliefer, zum Beispiel am Kap, aussehen könnte. Weil der Klippschliefer nun nicht nur ein sehr kleiner, weitläufiger Verwandter von Elefant und Seekuh ist, sondern wie berichtet auch ein quasi fleischgewordener Fauxpas Luthers - unser Reformator übernahm bei seiner Bibelübersetzung frühere Angaben, die aus dem auch im Heiligen Land vorkommenden Tierchen ein schnödes „Kaninchen“ gemacht hatten, verstehen der Tierpark und sein Förderverein die Neuansiedlung auch als einen lebendigen Beitrag zur Lutherdekade, zum Reformationsjubiläum. Eine Holzskulptur des Reformators von Axel Glanz aus Serno, die bereits vor einiger Zeit neben dem Gehege aufgestellt wurde, verdeutlicht den Zusammenhang.

Zur Feier des Neuankömmlings Klippschliefer, der immerhin zehn, zwölf Jahre alt werden kann, und natürlich auch der Gundis, deren Lebenserwartung nur etwa die Hälfte beträgt, lädt der Tierpark an diesem Samstag zu einem Fest. Ab 10 Uhr kann man sich das neue Gehege und - wenn die mitspielen - auch deren Bewohner anschauen, es gibt Essen vom Grill, Kinderschminken, Glücksrad und Blasmusik. Sollten sich hinreichend Interessenten dafür finden, sei er selbstverständlich auch zu spontanen Führungen bereit, so Tierparkchef Lindemann.

Blick in die Felslandschaft des Geheges für Klippschliefer und Gundis
Blick in die Felslandschaft des Geheges für Klippschliefer und Gundis
Achim Kuhn Lizenz