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Mittelalterspektakel „Tanzwut“ und „Ohrenpeyn“ bei „Tafeley“ in Wittenberg

Als Ersatz für die ausfallende Erlebnisnacht findet am 14. August ein Spektakel auf der Schlosswiese statt. Was genau geplant ist.

Von Irina Steinmann 29.07.2021, 09:16
„Tanzwut“ kommt auf die Schlosswiese.
„Tanzwut“ kommt auf die Schlosswiese. (Foto: Veranstalter)

Wittenberg - Groß war die Enttäuschung, als Ende Juni bekannt wurde, dass auch die Wittenberger Erlebnisnacht erneut ein Opfer der Corona-Pandemie würde. Zwar hatte die Stadt umgehend Ersatz versprochen, wie dieser aussehen würde, blieb aber zunächst unklar. Jetzt allerdings steht fest: Es wird „ein Hauch von ,Luthers Hochzeit’“, Wittenbergs Stadtfest, das zuletzt in gewohnter Form ebenfalls 2019 gefeiert worden war.

So sehen sie es jedenfalls bei der federführenden Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH - und da ist in der Tat was dran: Wie weiland zu Luthers Hochzeit wird die Schlosswiese am 14. August Veranstaltungsort für Unterhaltung und Geselligkeit vielerley, Pardon, vielerlei Art.

Gut ein Dutzend Vereine

„Wittenberger Tafeley“ heißt das selbstredend mittelalterlich grundierte Vergnügen, das an dem Samstag zwischen 11 und 18 Uhr auf der Wiese aufs Publikum wartet. Es gibt Musik, etwa von der Gruppe „Ohrenpeyn“, und Handwerk zum Anschauen, und weil die Veranstaltung nicht umsonst „Tafeley“ heißt, auch zu essen und zu trinken an Tafeln.

Bereits an dieser Stelle könnte man kleine Wermutstropfen vergießen, dazu ist aber später noch Zeit. Mehr als ein Dutzend historischer Vereine aus Wittenberg und Umgebung, wie man sie allesamt vom Stadtfest kennt, werden die Wiese bevölkern und bespielen. Befragt nach dem Who’s Who kommt (Jörg-)Peter Pajak, aus dem Aufzählen gar nicht mehr heraus. Vertreten sein werden etwa die Stadtwache und das Leucoreadorf Bystrica, Luthers Freunde und das Fußvolk Mühlanger, das Pratauer Bauernvolk und, keine Angst vorm bösen Wolf, „Lupus Canis Imperialis“, der Verein mit den Wolfshunden, dessen Mitglieder sonst als „Jäger“ das Kurfürstliche Lager bevölkern.

Womit wir dann doch beim leidigen C-Thema angelangt sind. „Keine großen Lager“, sagt Pajak und schiebt sogleich die Spielregeln der „Tafeley“ hinterher: „Wir müssen die Nachverfolgung garantieren“, was bedeute, dass alle Besucher ihre Daten anzugeben haben und jeweils nicht mehr als 1.000 Gäste auf dem Gelände sein dürfen, das zu diesem Zweck auch eingehegt und durch Security überwacht werden soll.

Dies sei der Stand nach den gegenwärtig geltenden Corona-Regeln. Was da womöglich nachzujustieren ist - und in welche Richtung -, werde sich erst in der kommenden Woche herausstellen, so Pajak, dann endet die derzeitige Verordnung. Von dieser werde auch abhängen, was im Detail inhaltlich machbar ist, kündigte er danach weitere Abstimmungen mit den Vereinen an.

Gewand gewünscht

Dass die „Tafeley“ den Vereinen Gelegenheit geben soll, sich mal wieder in größerer Runde zu treffen und zu präsentieren, versteht sich. Von wenigen kleineren Formaten abgesehen blieben die Gewänder in den zurückliegenden bald anderthalb Jahren ja weitgehend im Schrank. Die Veranstalter würden sich übrigens freuen, betonte Pajak, wenn auch das Publikum zur „Tafeley“ am 14. August Gewand anlegen würde, wie es zum Stadtfest für viele ja ohnehin liebe Gewohnheit ist.

Nomen non est omen? „Ohrenpeyn“ spielen am Nachmittag zur „Tafeley“ auf der Schlosswiese.
Nomen non est omen? „Ohrenpeyn“ spielen am Nachmittag zur „Tafeley“ auf der Schlosswiese.
(Foto: Veranstalter)

Anders als bei „Luthers Hochzeit“ wird der Eintritt zur Veranstaltung für die Wittenberger und ihre Gäste kostenlos sein, auch dies für viele mit Sicherheit eine sehr gute Nachricht in noch immer eher schwierigen Zeiten. Und nicht zuletzt verstehe man das Angebot auch als Instrument zur „Altstadtbelebung“. Warum nicht vorher - oder nachher - mal durch die Geschäfte schlendern?

Von wegen Ruhestand

„Wir werden einen angenehmen Nachmittag haben“, verspricht Pajak, erprobter Stadtfest-Organisator, der vor einiger Zeit wie berichtet aus dem Ruhestand in die Marketinggesellschaft zurückgeholt worden ist, wo er in deren Elternzeit Franka List vertritt bis ins nächste Jahr hinein. Und hofft, dass die neue Anti-Corona-Verordnung nicht strenger wird als die bisher geltende.

Ein Konzert am Abend rundet den Veranstaltungstag auf der Schlosswiese ab. „Tanzwut“ spielen dort auf, dafür muss man dann allerdings schon ein paar Taler auf den Tisch legen.

Wie zu Pestzeiten

Um 20 Uhr wird am 14. August auf der Schlosswiese die Berliner Band „Tanzwut“ erwartet. Die 1997 gegründete Gruppe dürfte vielen Gästen des Wittenberger Stadtfestes bereits von Auftritten bekannt sein. Was „Tanzwut“ unter dem Titel „Die Tanzwut kehrt zurück“ diesmal bietet, hat man in der Lutherstadt aber noch nicht gehört: Keine Mittelalterklänge sondern Rock steht auf dem Programm.

Mit ihrer aktuellen Veröffentlichung schafften es die Berliner übrigens auf Platz 11 der Album-Charts. Karten zu 20 Euro gibt es laut Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und über das Portal „Reservix“. Mit ihrem Namen und dem Album-Titel liefert die Gruppe nebenhin einen Kommentar zur Pandemie: In mittelalterlichen Pestzeiten bezeichnete „Tanzwut“ extatisches Tanzen - trotz alledem. (mz)

Die Wittenberger Schlosswiese war in den zurückliegenden Jahren besonders zur Zeit des Stadtfestes mit historischem Spektakel  besetzt.
Die Wittenberger Schlosswiese war in den zurückliegenden Jahren besonders zur Zeit des Stadtfestes mit historischem Spektakel besetzt.
(Foto:Klitzsch)